Ich grüße euch, Ihr, die Ihr dies lest! 
folgendes hat sich zugetragen: gestern war ich in einem musikfachgeschäft, in dem es nur partituren für allerlei konzerte, oratorien, opern, etc. zu kaufen gab. ich habe mir eine partitur, die ich mir kaufen möchte, für eine oper UND ZWAR DEN FREISCHÜTZ UND NICHTS ANDERES (!!) angesehen, und eigentlich das meiste verstanden.
d.h. wenn da z.b stand „flöte“, dann war oben eine notenzeile wo eine „1“ stand und darunter die zeile, wo eine „2“ stand. logisch, die erste flöte spielt das obere, die zweite das untere.
doch was war mein erstaunen groß, als ich die notenzeile für das violoncello gesehen habe. da stand nichts mit 1 und 2 und 3 oder so, da stand links nur „violoncello“ und daneben die zeile, in der dann mehrmals 2 noten auf einmal vorkamen, die aber sehr weit (oft über eine oktave) auseinanderlagen.
Meine beiden fragen sind nun diese:
- spielt das jetzt tatsächlich nur EIN violoncello, diese beiden noten?
und
- wie wird entschieden, welche flöte im orchester die erste und die zweite ist?
danke!
Hallo Eric,
- spielt das jetzt tatsächlich nur EIN violoncello, diese
beiden noten?
nein, denn bei den Streichern handelt es sich im Normalfall um Mehrfach besetzung, also etwa um 12 erste Violinen und 12 zweite Violinen. Wenn nun dort die ersten Violinen nochmals geteilt stünden, dann müsste man eben den oberen Ton von 6 Violinen und den unteren ebenfalls von 6 Violinen spielen lassen. Bei den Bläsern hingegen ist die Besetzung einfach , es handelt sich also um einzelne Instrumente.
- wie wird entschieden, welche flöte im orchester die erste
und die zweite ist?
Normalerweise ist das im Stellenplan festgelegt, einer spielt immer die erste und der andere immer die zweite Flöte.
Gruß
Bona
ich bedanke mich!
also ist es so, dass bei 2 tönen gleichzeitig, die das violoncello spielen soll, die hälfte der violoncellos die obere, und die andere hälfte die untere note spielt.
ich hoffe ich habe das verstanden, wenn nicht, die pocken über mich!
Hallo,
also ist es so, dass bei 2 tönen gleichzeitig, die das
violoncello spielen soll, die hälfte der violoncellos die
obere, und die andere hälfte die untere note spielt.
ja, es sei denn, es steht dort etwas von Doppelgriffen (angezeigt z. B. durch eine Klammer über beide Töne, was aber bei Weber nicht zu erwarten ist).
Gruß
Bona
ja, es sei denn, es steht dort etwas von Doppelgriffen
(angezeigt z. B. durch eine Klammer über beide Töne, was aber
bei Weber nicht zu erwarten ist).
das klingt interressant. wieso ist das bei weber nicht zu erwarten?
viele liebe grüße
Hallo,
das klingt interressant. wieso ist das bei weber nicht zu
erwarten?
weil zu dieser Zeit die Verwendung von Doppelgriffen im Orchester noch nicht häufig angewendet wurde.
Gruß
Bona
Das ist so nicht richtig. Normalerweise müssten bei der Notierung, die Eric beschrieben hat, alle Celli BEIDE Töne spielen, also Doppelgriffe. Es sei denn, es steht irgendwo davor mal ein „div.“ für „divisi“ = „aufgeteilt“, dann spielt die eine Hälfte der Cellisten den oberen, die anderen den unteren Ton.
Was die generelle Verwendung von Doppelgriffen angeht, die gab es schon vor Weber. Ein besonderes Beispiel gibts bei Mozart, Sinfonie Nr. 40 g-Moll (die „große“ g-Moll), Anfang des 1. Satzes in der Bratschenstimme. Die wird heutzutage aufgeteilt gespielt, zu Mozarts Zeiten wurden aber andere Bögen (Rundbögen?) verwendet, die es den Spielern erlaubten, diese Begleitfiguren als Doppelgriffe zu spielen. Geht mit den modernen Bögen nicht mehr. (Die Saiten spielen, wenn ich mich recht erinnere, auch eine Rolle, aber dazu äußere sich bitte ein Streicher.)
Herzliche Grüße, Hedwig
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Hallo Hedwig,
danke erstmal für deine Ergänzung. Ich möchte nur kurz rechtfertigend einwenden, dass zu Mozart und auch noch zu Webers Zeiten die Instrumentationskunst noch recht unterentwickelt war. Außerdem sagst du selbst, dass es sich bei dem Mozartbeispiel um ein „besonderes“ handelt, also ein selten vorkommendes.
Gruß
Bona
Hallo Hedwig,
Hallo Bona,
danke erstmal für deine Ergänzung. Ich möchte nur kurz
rechtfertigend einwenden, dass zu Mozart und auch noch zu
Webers Zeiten die Instrumentationskunst noch recht
unterentwickelt war.
Wie kommst Du denn auf dieses schmale Brett, um Himmels willen? Ich würde Komponisten wie Mozart, Haydn oder Beethoven (auch in jungen Jahren) kaum unterentwickelte Instrumentierungsfähigkeiten zuweisen, ganz im Gegenteil. Ich weiß auch nicht, wie Du „Instrumentationskunst“ definierst. Wenn Du, wie ich mal vermute, davon ausgehst, dass es dabei so etwas wie eine musikgeschichtliche Progression gibt, dann bist Du ziemlich schief gewickelt. Freilich haben den Komponisten zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Instrumentarien zur Verfügung gestanden - das sagt aber nichts darüber aus, wie sie diese in der Instrumentierung ihrer Werke eingesetzt haben. Und was den zeitlichen Fortschritt angeht: Bruckner beispielsweise, der ja doch ein Stück später lebte und wirkte als Mozart und auch Weber, zählt nicht gerade zu den Genies der Instrumentationskunst.
Außerdem sagst du selbst, dass es sich
bei dem Mozartbeispiel um ein „besonderes“ handelt, also ein
selten vorkommendes.
Wobei ich mich mit „besonders“ aber auf die Tatsache bezog, dass die ursprünglich vorgesehene Spielweise der Bratschen-Begleitfigur mit Doppelgriffen heute aufgrund „baulicher“ Veränderungen an den Instrumenten nicht mehr ausführbar ist.
Gruß
Bona
Ebenso,
Hedwig
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Hallo Hedwig,
Wie kommst Du denn auf dieses schmale Brett, um Himmels willen?
du hast bestimmt Recht. Leider kann ich nur etwa fünfundzwanzig Jahre Erfahrung aufweisen, das ist zugegebenermaßen ein bisschen wenig. Du hast ja auch im Gegensatz zu mir schon zwei Sternchen erhalten, die deine Position stützen.
„Instrumentationskunst“
eine musikgeschichtliche Progression
Unterscheidest du nicht zwischen Instrumentation und musikalischem Satz? Dier erste Instrumentationlehre, die sich primär an Komponisten und nicht bevorzugt an Instrumentalisten wendet, indem sie Instrumentation als kompositorisches Prinzip begreift, ist die von Berlioz (1844). Vorher gibt es nur reine Instrumentenkunden, z. B. von Roeser (1764) oder von Francoeur (1772), wenn man einmal von interessanten Einzelfällen (Bermudo 1555, Praetorius 1619) absieht.
Man kann ja darüber streiten, ob Bruckner gut instrumentieren konnte; Wagner jedenfalls konnte es, Beethoven diese Fähigkeit zuzuschreiben, halte ich hingegen für verfehlt (von einzelnen Einfällen einmal abgesehen), aber darüber will ich nicht streiten. Bei Mozart - das ist richtig - gibt es erste Ansätze, aber das ist ein Einzelfall, der nicht wirklich Schule gemacht hat. Differenzierung in der Instrumentierung setzt in der Romantik ein, wobei aber nun gerade Weber kein gutes Beispiel ist.
Aber im Grunde ist das ja alles nicht wichtig, die Ausgangsfrage ist beantwortet, und damit ist es gut.
Gruß
Bona