in diesen vier Sätzen habe ich Probleme mit dem Partizip I und II
In der Lösung zum Übungsblatt steht
A) Beide Formen sind laut der Lösung korrekt. Ich kann das nicht nachvollziehen
Die stark sinkenden / gesunkenen Umsatzzahlen
beunruhigen den Manager sehr.
B) Hier hätte ich das Partizip I eingesetzt, da der Minister von selbst zurücktritt Der gestern
zurückgetretene
Minister gibt morgen
eine Pressekonferenz.
C) Hier habe ich das Partizip II eingesetzt, da die Wunde nicht von selbst bluten kann.
Die Patientin hat eine stark blutende Wunde.
D) Hier habe ich das Partizip II eingesetzt, da das Auge kann weder lächeln noch weinen. Das ist der Mensch, der weint und lächelt
Er verabschiedete sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge
es sind verschiedene Bedeutungen: im ersten Fall sinken die immer noch, im zweiten sind die in der Vergangenheit gesunken.
Auch hier hat das damit nicht zu tun, sondern mit dem Zeitpunkt. Schau mal hier:
Das Partizip I drückt Gleichzeitigkeit aus oder eine im Moment des Geschehens stattfindende Tätigkeit.
Das Partizip II drückt eine passive Handlung aus oder eine Handlung, die bereits stattgefunden hat.
D) Hier habe ich das Partizip II eingesetzt, denn das Auge kann weder lächeln noch weinen
Er verabschiedete sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge
Hallo!
Ist das richtig, wenn ich vermute, dass beim Partizip II eine sogenannte Priorisierung stattfindet: erst „Tempus“ und dann „Passivität“? oder erst „Passivität“ und dann „Tempus“?
Der gestern zurückgetretene Minister
A) zeitlich ist das gestern geschehen
B) Der Minister wurde von jemandem gezwungen, zurückzutreten.
C) Der Minister tritt von selbst zurück
Wenn man so eine Gegebenheit hat, kommt erst „A“ und danach „B“ Der gestern zurückgetretene Minister
Oder kommt erst „C“ und dann „A“ Der gestern zurücktretende Minister
dieses Schema funktioniert eben nicht - „bluten“ wird sowohl in Verbindung mit der Person verwendet als auch mit der betreffenden Körperstelle: jemand blutet oder etwas blutet:
Der Verletzte blutete stark / aus einer Wunde am Bein / aus der Nase/ …
Da scheint dir irgendetwas gründlich durcheinandergeraten zu sein. Das Temporaladverb gestern hat grammatisch mit dem Partizip II nichts zu tun. Es ist einfach so, daß Adverbien normalerweise eh vor dem finiten Verb stehen.
Und weiter: Nicht jedes Partizip Perfekt hat passivische Bedeutung:
Das gelesene Buch ist zwar gelesen worden, und der verprügelte Nachbar ist verprügelt worden. Aber die gestorbene Großmutter ist nicht gestorben worden, und der entflohene Täter ist nicht entflohen worden.
Und so ist auch der zurückgetretene Minister nicht zurückgetreten worden.
Im Gegensatz zu Verben, die das Perfekt mit „haben“ bilden, ist das Partizip Perfekt bei Verben, die das Perfekt mit Ssein bilden, immer aktivisch.
So ist der Apfel, den der Knabe gestohlen hat, gestohlen worden. Aber die Rose, die verblüht ist, ist nicht verblüht worden.
Zum dritten Mal: Doch, kann sie! So ist der Wortgebrauch ´- und basta!
Auch wenn es eine feste Wendung ist, ist „lachend“ und „weinend“ immernoch Partizip Präsens.
Die stilistische Form (bzw. rhetorische Figur)
„mit lachendem/weinendem Auge“ nennt man übrigens → Metonymie. Die Eigenschaft eines Ganzen (hier:Mensch) wird auf einen Teil des Ganzen (hier: Körperteil) übertragen.
→ „sie kamen eiligen Fußes zum Versammlungsplatz“
→ „mit zögernder Hand unterschrieb er den Vertrag“