Partner kümmert sich nicht um Tochter. Depression

Hallo,
mein Mann und ich haben eine 3jährige Tochter, um die sich mein Mann kaum kümmert. Eigentlich nur, wenn er meint, er müsste mal wieder bzw. wenn er Lust hat. Auch wenn ich ihn auffordere etwas zu tun, bekomme ich des Öfteren ein Nein von ihm. Wenn er etwas mit ihr macht, ist es so etwas wie gesteurtes Spielen, also was er meint, sie jetzt tun soll. Und wenn sie keine Lust (mehr) hat und etwas anderes anfängt, gibt er entäuscht auf und zieht sich zurück. Es fällt ihm unheimlich schwer, sie auf unsere Tochter einzulassen und z.B. auch mal albern zu sein. Er ist oft geistig abwesend und reagiert manchmal gar nicht auf unsere Tochter oder auch mich. Auch wenn wir etwas zusammen machen, z.b. Spazierengehen, ist er in seiner eigenen Welt und läuft vor uns her. Das alles ist sicherlich in seiner Persönlichkeit begründet. Er leidet seit Jahren unter Depressionen, kann es sich aber nicht eingestehen geschweige denn Hilfe annehmen. Unsere Tochter ist sehr auf mich fixiert, weil ich eben auch immer ansprechbar für sie bin, das ist auch entäuschend für ihn. Gleichzeitig ist er meist nicht ansprechbar für sie, wenn sie etwas „von ihm will“.
Für mich ist das alles ein ziemliches Problem und auch für meine Tochter ist es nicht leicht. Wir haben schon sehr oft darüber gesprochen, aber er sieht es alles nicht so. Er sieht nicht, dass er ein Problem hat, oft kriege ich zu hören, dass es alles meine Schuld sei und es ihm besser gehen würde, wenn ich mich ändere (das ist aber für mich eine so unglaubliche Aussage, dass ich das ignorieren kann). Manchmal wird er auch (verbal) aggressiv. Er will auch unbedingt noch ein weiteres Kind, was für mich unter diesen Umständen aber unvorstellbar ist. Zu einer Partnerberatung ist er nicht bereit. Auch Gespräche mit seinem Bruder und dessen Frau (NICHT auf meine Veranlassung hin! Ist denen auch aufgefallen) bzgl. seines Verhaltens seiner Tochter und mir gegenüber bringen nichts. Seiner Meinung nach macht er nichts falsch, es sind nur alle gegen ihn. Und das macht ihn wieder traurig. Auch beruflich ist er nicht gerade zufrieden, obwohl ich eher denke, es liegt an seiner allgemeinen Unzufriedenheit.
Zum Glück habe ich in meiner Therapie (die ich auch wegen ihm angefangen habe) gelernt, dass ich für sein Unglücklichsein nicht verantwortlich bin (früher habe ich das gemacht und es hat mich fertig gemacht). Mein Mann übernimmt sowieso ungern Verantwortung für etwas, denn wenn etwas schief geht, sind ja die anderen Schuld.
Ich liebe ihn, aber ich merke, dass dies immer schwerer wird, es geht irgendwie unter. Er hat aber auch immer mal wieder gute Phasen und das macht mir Mut, weiterzu machen, denn er ist ein sehr wertvoller Mensch für mich.
Er kommt übrigens aus einer intakten, lieben Familie mit 2 Geschwistern (Mutter Hausfrau, Vater erfolgreicher Geschäftsmann, also traditionelle Rollenverteilung).

Wie soll es nur weitergehen? Was würdet ihr machen? Ist vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation?

Viele Grüße,
Juli

Hallo

… oft kriege ich zu hören, dass es alles meine Schuld sei und es ihm besser gehen würde, wenn ich mich ändere

Jetzt würde mich aber trotzdem interessieren, inwiefern du dich ändern solltest, und inwiefern alles deine Schuld sei.

Vielleicht solltest du das mal in aller Ruhe mit ihm auseinanderklabüsern, vielleicht fällt ihm die Absurdität dann selber auf.

Er will auch unbedingt noch ein weiteres Kind, …

Warum?
Oder als Spielkamerad für das erste Kind?
Ach so, das wäre dann je mindestens 4 Jahre jünger als eure Tochter.
Ich weiß nicht, ob das dann noch in irgendeiner Weise interessant für eure Tochter sein könnte.

was für mich unter diesen Umständen aber unvorstellbar ist.

Aber manchmal ist es wirklich leichter mit mehreren Kindern. Es ist einfach mehr Leben in der Bude.

Wie soll es nur weitergehen? Was würdet ihr machen?

Wahrscheinlich so lange weitermachen, wie ich es aushalte, und dann trennen. - War er denn früher mal anders? - Manche Dinge fallen einem ja erst auf, wenn Kinder da sind.

Ist vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation?

Nein, aber wie du ihn beschreibst, das kommt mir sehr bekannt vor. Ich kenne da jemanden, auf fast alles ebenfalls zutrifft. Eine Paartherapie, an der er beteiligt war, wurde nach einigen Monaten beendet, da die Psychologin ihn als nicht therapierbar einstufte …

Viele Grüße Simsy

Hallo

dich ändern solltest, und inwiefern alles deine Schuld sei.

Vielleicht solltest du das mal in aller Ruhe mit ihm
auseinanderklabüsern, vielleicht fällt ihm die Absurdität dann
selber auf.

da wüßt ich einen tip:

http://www.therapeutenfinder.com/lexikon/the-work-na…

tilli

Hallo

… oft kriege ich zu hören, dass es alles meine Schuld sei und es ihm besser gehen würde, wenn ich mich ändere

Jetzt würde mich aber trotzdem interessieren, inwiefern du
dich ändern solltest, und inwiefern alles deine Schuld sei.

>> Tja, so genau weiß ich das auch nicht, er aber auch nicht. Er braucht wohl jemanden, den er verantwortlich machen kann, dass er so unzufrieden ist. Liegt ja nicht an ihm.
Ich denke, er wünscht sich, dass ich mehr wie er bin. Ich bin sehr gesellig und habe gerne Besuch bzw. unternehme gern mit anderen. Er macht lieber alleine was, bzw. nur mit mir und Tochter, etc. Außerdem wollte er mehrere Kinder, ich anfangs auch, aber die Realität hat mich eingeholt, ihn nicht. Vielleicht fühlt er sich von mir auch öfters allein gelassen, aber ich gehe lieber raus und unternehme etwas (mit Tochter), auch mit anderen Familien/Kinder, er würde aber lieber zu hause bleiben oder allein mit uns sein. Meist endet das dann aber so, das wir zuhause bleiben, ich spiele mit Tochter oder bin mit ihr im Garten und er sitzt drinnen vor dem PC oder hört (allein) Musik. So kommt es dann oft, dass wir alleine raus gehen.

Vielleicht solltest du das mal in aller Ruhe mit ihm
auseinanderklabüsern, vielleicht fällt ihm die Absurdität dann
selber auf.

Habe ich schon sooo oft versucht. Er hat einfach ein anderes Bild von sich. Er redet auch mit niemandem wirklich, hat keine Freunde, kann gar nicht reflecktieren.

Er will auch unbedingt noch ein weiteres Kind, …

Warum?
Oder als Spielkamerad für das erste Kind?

>> Auch.

Ach so, das wäre dann je mindestens 4 Jahre jünger als eure
Tochter.
Ich weiß nicht, ob das dann noch in irgendeiner Weise
interessant für eure Tochter sein könnte.

>> Ich habe ihn diese Frage auch schon gestellt und er konnte mir keine Antwort geben.

was für mich unter diesen Umständen aber unvorstellbar ist.

Aber manchmal ist es wirklich leichter mit mehreren Kindern.
Es ist einfach mehr Leben in der Bude.

>> kann ich mir vorstellen. Aber mir persönlich reicht das „Leben in unserer Bude“ und meinem Mann ist es ja jetzt schon teilweise zu viel.

Wie soll es nur weitergehen? Was würdet ihr machen?

Wahrscheinlich so lange weitermachen, wie ich es aushalte, und
dann trennen. - War er denn früher mal anders? - Manche Dinge
fallen einem ja erst auf, wenn Kinder da sind.

>> Früher war er mehr oder weniger auch so. Aber da mussten wir uns ja nur um uns selber kümmern und jetzt ist jemand dazu gekommen.

Ist vielleicht jemand in einer ähnlichen Situation?

Nein, aber wie du ihn beschreibst, das kommt mir sehr bekannt
vor. Ich kenne da jemanden, auf fast alles ebenfalls zutrifft.
Eine Paartherapie, an der er beteiligt war, wurde nach einigen
Monaten beendet, da die Psychologin ihn als nicht therapierbar
einstufte …

Würde bei uns wahrscheinlich auch so sein…

Viele Grüße Simsy

Danke für deine Antwort!!

Hallo,
Dein Artikel lässt jede Menge Spielraum fü+r Spekulationen, aber wirklich helfen wird man Dir hier nicht können. Denn niemand hier kennt Die Situation bei Auch aus eigenem Erleben.
Aber eine Formulierung hat mich doch etwas stutzig gemacht.
Zum einen schreibst Du, er habe beruflich auch Probleme, das liege aber an seiner allgemeinen Unzufriedenheit. Zum anderen schreibst Du, sein Vater ist erfolgreicher Geschäftsmann und Alleinverdiener.
Ich finde, jede Unzufriedenheit - manchmal auch von Außen als Depression empfunden - hat eine zentrale Ursache und der Rest gruppiert sich darum.
Nun hast Du nicht geschildert, wie lange Dein Part6ner schon dieses unzufriedene Verhalten zeigt, außerdem schreibst Du nicht was Dein Partner beruflich macht. Beides könnte vielleicht die Ursachen etwas eingrenzen. Aber kann es sein, dass er sich gegenüber seinem Vater minderwertig vorkommt, weil er nicht so erfolgreich ist.
Die Probleme im Umgang mit Eurem Kind sehe ich (nur) als Spitze des Eisberges, eine Art offensichtliche Erscheinung, die Du warnimmst. Die Ursachen dafür liegen viel tiefer. Dort solltest Du nachforschen.
Hast Du schon mal das Gespräch zu seinen Eltern gesucht? Allein, ohne ihn?

Gruß D.

Hallo Juli,

jede Menge die Du hier schreibst. Daher der Reihe nach… oder durcheinander, aber Punkt für Punkt^^

Zum Glück habe ich in meiner Therapie (die ich auch wegen ihm
angefangen habe) gelernt, dass ich für sein Unglücklichsein
nicht verantwortlich bin

Das ist sehr gut und sehr richtig! Du bist für sein unglücklich sein nicht verantwortlich! Und Du kannst daher auch nichts für sein glücklich sein tun. Das gilt auch im Umkehrschluss. Er ist nicht für Dein eventuelles unglücklich sein Verantwortlich.

Auch wenn wir etwas zusammen machen, z.b. Spazierengehen, ist
er in seiner eigenen Welt und läuft vor uns her.

Passt doch. Also wenn ich spazieren gehe, denke ich an so ziemlich alles. Ein Spaziergang ist für mich einfach „die Seele baumeln lassen“. Ja und ich gehe immer hinten her. Also nicht vorne. Ich könnte aber auch sagen, dass meine Freundin und ihr Sohn immer vorne laufen. Es ist rein die Sache Deines Mannes an was er beim Spazieren gehen denkt. Ob das seine Sorgen sind, die Fußball WM, Germanys next Top Model oder ganz etwas anderes.

Er leidet seit
Jahren unter Depressionen, kann es sich aber nicht eingestehen
geschweige denn Hilfe annehmen.

Hast Du Dir schon einmal ein Buch durchgelesen, dass an Angehörige von Depressiven Menschen gerichtet ist? Würde ich sehr empfehlen.

Wichtiges: Nichts vom Depressiven verlangen. Zum Beispiel zu sagen „schau wie schön das Wetter ist, gut zum spazieren gehen“ ist ganz typisch und ganz schlecht. Weil der Depressive einfach nicht die Kraft hat raus zu gehen und sich bei der Aussage denkt „super, jetzt ist das Wetter so schön, nur ich kann nicht raus gehen und meine Frau ist auch noch böse auf mich“ Dadurch werden die Depressionen einfach nur verstärkt. Besser ist es, hier einfach selber und alleine raus zu gehen.

Das zweite ist, ihm keine Arbeit / Probleme abnehmen die er nicht schafft. Er soll sie selber machen. (damit er sich nicht ziehen läßt und die Depression für ihn angenehm wird) und auch damit er sieht, dass er unter Depressionen leidet und Ärztliche Hilfe aufsucht.

Wir haben schon sehr oft
darüber gesprochen, aber er sieht es alles nicht so.

Worüber habt ihr sehr oft gesprochen?

Darüber, wie Wertvoll (Zitat von Dir) er für Dich ist, wie sehr Du ihn liebst (ebenfalls Zitat)? Wann hast Du ihm das letzte mal ein Kompliment gemacht? Wann hast Du ihn das letzte mal gelobt?

Oder war das „sehr oft darüber gesprochen“ kritik an ihm? Daran, dass er beim spazieren gehen vor lauft, daran, dass er beim spielen mit eurem Kind, dem Kind eher sagt, wie es zu spielen hat? (Auch Kinder haben, zumindest in Städten, „Regeln“ beim Spielen. Wenn sie auch erst so mit dem Schulalter beginnen).

Bitte nicht falsch verstehen. Nahezu in jeder unglücklichen Beziehung wird nur über negatives gesprochen. Das Negative rückt derart ins Zentrum, dass das posititve ganz übersehen wird. Aus meiner Sicht sollten Paare viel reden und zwar viel über positives reden. Viel loben. Wenn er mit der Tochter spielt und sie dabei „gut“ behandelt, dann „Danke“ und „freut mich“ sagen oder ähnliches. Das zieht. Das zieht voll. Auch wenn es die meisten hier im Forum mit „Hundeleckerli“ vergleichen. Nicht kritisieren. Wenn er mit ihr spielt, darf er es auch so machen, wie er es für richtig hält (Gesetze und allgemeinen guten Umgang mit Kindern vorausgesetzt).

Zum Positiven in eurer Beziehung:

Auch beruflich
ist er nicht gerade zufrieden, obwohl ich eher denke, es liegt
an seiner allgemeinen Unzufriedenheit.

Hey!!!

Dein Mann geht arbeiten, er geht für seine Familie arbeiten und das obwohl es nicht sein Traumberuf ist! Und nebenbei erwähnt, wie viele Leute haben schon einen Traumjob?

Der Satz den Du geschrieben hattest war für mich total positiv und ein weiterer Grund „Danke“ zu sagen.

Mein Mann übernimmt sowieso ungern
Verantwortung für etwas, denn wenn etwas schief geht, sind ja
die anderen Schuld.

Was geht schief?

Also so wie ich Deinen Eintrag lese, gibst Du in jedem Satz Deinem Mann die Schuld. Bei Dir selbst, schaust Du nicht, das ignorierst Du, wie Du schreibst

oft kriege ich zu hören, dass
es alles meine Schuld sei und es ihm besser gehen würde, wenn
ich mich ändere (das ist aber für mich eine so unglaubliche
Aussage, dass ich das ignorieren kann).

Was genau sollst Du laut ihm ändern? Ich schreibe jetzt nicht, dass Du Dich ändern sollst. Das kannst Du nicht. Kein Mensch kann sich auf Wunsch eines anderen ändern. Man kann aber dazu lernen. Also was sollst Du laut ihm ändern?

Bezüglich weiterm Kind hast Du auch voll und ganz recht. Steht auch zum Beispiel in einem Buch von Angehörigen depressiver Personen. Solche entscheidungen sollten aufgeschoben werden, bis es beiden besser geht. Mehr kann ich erst schreiben wenn ich mehr erfahre.

Liebe Grüße

Martin

Hallo,
es geht hier meines Erachtens nicht um Dich oder um das Kind, sondern um Deinen Mann - Um es mal ganz klar zu formulieren: er ist mit einer Depression krank. Wenn der Partner erkrankt erwartet man, dass die Partnerin ihn unterstützt (wie umgekehrt genauso).
Mit einer Erkrankung geht man zum Arzt. Und das ist der Knackpunkt. Du sollst ihn unterstützen und beistehen - und lass bitte das Kind dabei aus dem Spiel und erwarte nicht Dinge, die er nicht erfüllen kann.

Es gibt einen minimalen Beitrag, der Dein Mann leisten kann: ein Arztbesuch - und in dem Punkt kannst und darfst Du ihn auch unter Druck setzen: er muss zum Arzt! Sollte es sich mit der Depression bestätigen, wird er wahrscheinlich zunächst medikamentös behandelt werden und eine therapeutische Begleitung erfordern (Überweisung vom Hausarzt).

Da musst Du durch und unbedingt konsequent bleiben!

Viele Grüße