Hallo,
ich bin Psychologin, keine Psychotherapeutin, aber mit eigener Therapieerfahrung. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Therapie eine Veränderung bewirkt - letzten Endes ist das ja auch ihr Zweck: Sie soll dem Betroffenen helfen, sein Leben wieder positiv zu gestalten. Das bringt fast zwangsläufig auch die Notwendigkeit von Veränderungen mit sich.
Nicht selten ist die Partnerschaft bzw, der Partner/ die Partnerin auch ursächlich an der Problematik beteiligt. Das fällt in vielen Fällen so lange nicht auf, bis beim Betroffenen Denkprozesse in Gang gesetzt werden, die entsprechende Zusammenhänge erkennbar werden lassen.
Die Frage, ob eine Partnerschaft gut für das Wohlergehen des Betroffenen ist oder nicht, stellt sich im Laufe eines Therapieprozesses möglicherweise massiv. Dann muss der Betroffene für sich Klarheit gewinnen. Je nach Naturell und den Strukturen der Partnerschaft, machen das viele zunächst mit sich selber aus.
Drängeln und Bohren ist da eher kontraproduktiv. Eine Therapie ist kein Spaziergang, kein gemütlicher Plausch, bei dem der Patient einmal pro Woche eine angenehme Stunde verbringt und ansonsten nicht weiter tangiert wird. Ein Prozess wird in Gang gesetzt, der bearbeitet werden will. Und für viele Menschen ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich ausschließlich um sich selbst kümmern und mit sich selbst beschäftigen können.
Reserven für den Partner sind da nicht unbedingt drin. Und je nach Problemstellung kann sich zeigen, dass das ganze bisherige Leben in der gewohnten Form nicht mehr funktioniert. Das kann bedeuten, dass sich auch eine Partnerschaft verändern muss. Und manchmal bedeutet es auch das Ende derselben.
In vielen Fällen ist es aber auch eine neue Chance für die Partnerschaft, wenn der (nicht therapierte) Partner bereit ist, den Weg mitzugehen, der sich möglicherweise eröffnet. Bei Bekannten von uns hat die Therapie des Mannes dazu geführt, dass er aus seinem Vollzeitjob in eine Teilzeitbeschäftigung umgestiegen ist, und seine Frau, die bislang Hausfrau war, angefangen hat, zu arbeiten, um das gemeinsame Haus zu halten.
Das war eine ziemliche Krise für beide, aus der aber im Laufe der nächsten Jahre nach der Therapie ein glückliches Paar hervorgegangen ist, das seine Rollen neu definiert und auf diese Weise einen neuen Umgang miteinander gefunden hat.
Dir bleibt letzten Endes nur, gelassen zu bleiben. Jede Intervention von deiner Seite wird eher dazu führen, dass du erst recht außen vor bleibst.
Schöne Grüße,
Jule