Hallo,
ich habe jetzt nicht die gesamten Antworten gelesen, kann jetzt also nicht abschätzen, ob es eine ähnliche gab.
Vor fast 16 Jahren habe ich einen Mann kennengelernt der aus einer früheren Beziehung drei (damals noch minderjährige) Kinder hatte. Die Mutter der Kinder verhinderte mit viel Energie jeden Kontakt der Kinder zum Vater. Das ging damals vor der Kindschaftsrechtsreform noch relativ einfach.
Ich habe dann, da dieser Mann einen sehr anstrengenden Job hat, Gesetzesbücher gewälzt, ihm bei den Schriftsätzen geholfen und vieles mehr, um ihm dabei zu helfen, dass er Kontakt zu seinen Kindern bekommt.
Einige Jahre später ist eines der Kinder zu ihm gewechselt. Wegen diverser schulischer Unterschiede hätte sie bei ihm am Wohnort ihren schulischen Weg nicht vervollständigen können.
Aus diesem Grund waren viele finanzielle Ausgaben notwendig, damit sein Kind die Ausbildung bekommt, die es sich wünschte. Geld, dass ja zusätzlich zu den weiteren Unterhaltsleistungen, uns fehlte um mal die alten Möbel durch neue zu ersetzen oder ein paar Tage Urlaub zu machen.
Wenn das Kind Probleme hatte und der Papa beruflich im Ausland war oder es doch was „ausgefressen“ hatte, war ich der Puffer und die Anlaufstelle für diese Nöte.
Der Kampf um die Kinder dieses Mannes hat ihm ein kleines Vermögen und mich viel Kraft und Nerven gekostet.
Warum ich das getan habe, hänge ich im Anschluss an den Beitrag.
Daraus kannst Du ersehen, dass ich eine Beziehung nur für tragfähig halte, wenn man als Partner auch zu den „Altlasten“ des Partners steht.
Mit diesem Mann bin ich jetzt beinahe 16 Jahre zusammen und ich bin mir sicher, dass wir zusammen alt und irgendwann klapprig werden. Ich stehe zu ihm und seinen Kindern und er zu mir und meinem Kind. Die Kinder unserer Patchworkkinder sind unsere Enkelkinder. Wobei wir keinerlei Unterschied machen, ob sie von unserem leiblichen Kind abstammen oder nicht.
Ein Kind ist das schwächste Glied in einer solchen Konstellation. Ein Kind benötigt Papa und Mama.
Ein Partner der nicht bereit ist, ein Kind des anderen Partners zu akzpieren handelt nicht partnerschaftlich.
Wenn mein Mann meinen (damals bereits volljährigen) Sohn nicht akzeptiert hätte, wären wir ganz schnell getrennte Leute gewesen. Umgekehrt genauso.
Gruß
Ingrid und hier meine vor Jahren aufgeschriebenen Gedanken:
Ich bin eine sogenannte „Zweitfrau“, die jetzt - im Winter 2003 – seit über neun Jahren zusammen mit ihrem Mann für und um seine Kinder kämpft. Diesen Kampf habe ich erst als Lebensgefährtin und seit zwei Jahren als Ehefrau geführt, wobei die Vergangenheitsform nicht richtig ist. Der Kampf geht weiter. Weiter, damit die Kinder meines Mannes und die Kinder meines Sohnes einmal ein selbstverständliches Recht auf Vater und Mutter haben - trotz Trennung und Scheidung.
Oft habe ich mich gefragt und werde auch von Freunden und Bekannten gefragt, warum ich mir das antue. Warum investiere ich viel Geld, Zeit und Nerven in eine Sache, die mich nur mittelbar betrifft? Als Antwort habe ich (mir) oft gegeben: Weil ich meinen Mann liebe, Kinder glücklich sehen will und weil dieser Kampf generell eine gute und gerechte Sache ist.
Im Frühjahr habe ich durch einen Zufall erkannt, dass die oben genannten bei weitem nicht die einzigen Gründe sind. Dieser Zufall hat eine Geschichte und diese will ich hier kurz erzählen:
Es gibt ein Urteil des Europäischen Menschgerichtshofes gegen Deutschland, in dem ein heute 88-jähriger Vater Recht zugesprochen bekam bezüglich seines nichtehelichen jetzt etwa 17-jährigen Kindes aus einer zweiten Beziehung. Im Laufe meiner Recherche lernte ich einen sehr netten älteren Herrn telefonisch kennen. Er war in seinen Berufszeiten eine anerkannte Kapazität in seinem Fach.
Er hat mir erzählt, dass er keine Nieren mehr, Herzprobleme hat und daher sehr schwer krank ist. Sein Lebensmut ist so langsam am Erlöschen, trotz der sehr guten geistigen Verfassung.
Er erzählte mir, dass er einige Jahre vor dem Krieg heiratete und bis Kriegsbeginn drei Töchter bekam. Während er Soldat war und dabei noch in langjährige Gefangenschaft geriet; trennte sich seine damalige Frau von ihm.
Seine geschiedene Frau machte es damals wie viele Frauen auch heute noch und wollte nicht, dass die Kinder weiterhin Kontakt mit dem Vater haben.
Die älteste Tochter hatte nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft, trotz der Einwände der Mutter, regelmäßig Kontakt zu ihm. Sie wurde dann Professorin und ist leider schon verstorben.
Die jüngste Tochter hat, nachdem sie schon über 20 Jahre alt gewesen war, Kontakt zum Vater aufgenommen, da sie ihn selbst kennen lernen wollte. Der Kontakt besteht immer noch.
Die mittlere Tochter hielt sich an die Weisungen der Mutter und wollte von da an nichts mehr von ihrem Vater wissen. Diese Frau ist inzwischen schon um die 60 Jahre alt. Es gelang ihm nicht, in all den Jahren einen Kontakt herzustellen. Einige Tagen (März 2003) vor unserem Telefonat hat er erfahren, dass diese Tochter mit einer schweren Krankheit im Sterben liegt. Sie will, trotz der Vermittlungsversuche der jüngsten Tochter/Schwester, nichts von ihrem Vater wissen.
Er erzählte mir, dass es ihn (trotz der sehr langen Kontaktlosigkeit) sehr belastet, dass diese Tochter bald sterben muss. Seither kann er nachts nicht mehr gut schlafen.
Diese Geschichte habe ich im März 2003 gehört und seither geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf.
Jetzt kann ich auch mir die ganz wichtige Antwort geben, warum ich mit meinem Mann für und um seine Kinder kämpfe: Ich will mit diesem Mann, den ich sehr liebe, einmal zusammen (sehr) alt werden. ICH WILL AUF KEINEN FALL EINMAL MITSCHULDIG DARAN SEIN, DASS MEIN MANN NICHT SCHLAFEN KANN, weil eines seiner Kinder in Not ist oder abgleitet und ich ihn in seinem Kampf nicht unterstützt oder gar behindert habe.