Partnerwahl: Entstehen gegenseiter Verliebtheit

Hallo!

Nach persönlichen Erfahrungen und dem Austausch mit einer Freundin habe ich mich gefragt, wie das Paradoxon gelöst wird, dass wir uns nur einen kleinen Teil der Menschen als potentielle Partner vorstellen können und die Menschheit dennoch überlebt hat :wink:
Da hab ich mal in der Wikipedia nachgeschaut und da wird beschrieben, dass angenommen wird, dass besonders Ähnlichkeit und physische Attraktivität wichtig wären.
Ja gut, wenn wir in bestimmten Schemen leben, dann ist es natürlich wahrscheinlich, auf Menschen zu treffen, die in ähnlichen Schemen leben. ZB trifft man andere musikinteressierte Menschen in einem Chor etc.
Aber ist das alles?
Ich frage mich, ob die Verliebtheit eines Menschen in einen anderen bei dem Verliebten ein bestimmtes Verhalten gegenüber dem Objekt der Begierde auslöst, die für den Begehrten anziehend wirkt.
Beispielhafte These:
„A ist B verliebt. Deshalb zeigt sich A gegenüber B interessiert am Leben von B. Dieses Interesse am eigenen Leben von B durch A sorgt dafür, dass sich B auch in A verliebt und die beiden zueinanderfinden.“
Meine These muss auch nicht so stereotyp verstanden werden, wie es hier steht. Ich würde auch annehmen, dass sich das in einem Wechselspiel hochschaukeln kann.

Was sagt die Wissenschaft zu solchen Ansätzen?

Viele Grüße, Stefan

Partnerwahl: Entstehen gegenseiTIGer Verliebtheit
Mhmm, Kopf schneller als Fingerchen.

Hallo,

was die Wissenschaft sagt? Keine Ahnung, nur meine Erfahrung kann ich wiedergeben. Gleiches findet Gleiches oder nicht. Gegensätze ziehen sich an oder nicht. Die Antwort sollte ausreichen, somit kannst Du es nicht ergründen. Die Liebe oder Sympathie für gewisse Typen kann nicht erklärt werden. Hier hilft also nur Folgendes: Damit abfinden.

Gruß
Michael

Hallo Stefan,

eine befriedigende Antwort kann ich dir leider auch nicht geben (noch dazu, weil ich nicht vom Fach bin) - und wie gern hätte ich sie. :wink:

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen von Francois Lelord: „Hector und die Geheimnisse der Liebe“, das in Romanform verschiedene Komponenten der Liebe beschreibt.
Es ist ziemlich unterhaltsam, aber nicht so tiefgründig wie erhofft und löst letztlich auch nicht das Problem - aber, wie mir scheint, bewusst.
Vielleicht hast du ja Lust, es mal zu lesen.

Viele Grüße
Anne

Hi,

Nach persönlichen Erfahrungen und dem Austausch mit einer
Freundin habe ich mich gefragt, wie das Paradoxon gelöst wird,
dass wir uns nur einen kleinen Teil der Menschen als
potentielle Partner vorstellen können und die Menschheit
dennoch überlebt hat :wink:

ich bin zwar nicht „die Wissenschaft“, glaube aber, dass es erstmal viele Deckelchen gibt, die zu vielen Töpfchen passen. Will sagen, es gibt sicher viele potenzielle Partner, mit denen man sein Leben glücklich und zufrieden verbringen könnte und die man lieben kann.

Davon abgesehen glaube ich persönlich aber auch daran, dass es zu jedem Menschen einen Seelenverwandten gibt, und wer den in seinem Leben treffen darf, kann sich sicher glücklich schätzen.

Ich glaube aber auch, dass dieser Seelenverwandte nicht unbedingt die Person sein muss, mit der man den Rest seines Lebens verbringen wird/möchte.

Gruß
Cess

Hallo Stefan,

ich lese in Deinem Text zwei Fragen:

Nach persönlichen Erfahrungen und dem Austausch mit einer
Freundin habe ich mich gefragt, wie das Paradoxon gelöst wird,
dass wir uns nur einen kleinen Teil der Menschen als
potentielle Partner vorstellen können und die Menschheit
dennoch überlebt hat :wink:

Der Teil ist in Wirklichkeit gar nicht so klein. Wie groß ist die Anzahl der Menschen, die man in der Zeit kennenlernt, in der die meisten zu einem Partner kommen? Einige Hundert vielleicht, und davon nur ein Teil Menschen des anderen Geschlechts in passendem Alter, die zudem noch nicht vergeben sind. Dann macht dieser Teil, auf ganz Deutschland hochgerechnet, leicht ein paar hunderttausend mögliche Partner aus.

Da gibt es wohl noch nicht die große Übereinstimmung, sondern das Verlieben (das ist vor allem Lust auf Sex mit diesem Menschen) folgt aus äußeren Merkmalen von Attraktivität und wahrscheinlich auch dem, was „Übertragung“ genannt wird (man nimmt unbewußt Ähnlichkeiten mit Menschen wahr, man denen man bereits viel zu tun hatte, vielleicht der eigenen Mutter oder dem Vater).

Dann kommt die eigentliche Beziehung, während der sich beide Partner aufeinander einspielen, also ihre Persönlichkeiten aufeinander abstimmen (wenn alles gut geht).

Die „Liebe“ ist also ein dynamischer Prozeß, der über die ganze Dauer der Beziehung geht. Man lernt nicht „den perfekten Partner“ kennen, sondern einen halbwegs passenden, der einem zudem attraktiv genug erscheint, um sich zu verlieben - und dann schleift man sich gegenseitig ab oder spielt sich aufeinander ein. Und da gibt es so viele, die diese Kriterien erfüllen, daß die meisten einen Partner finden können, und die Menschheit überlebt.

Stichwort hierzu vielleicht: Oxytocin.

Ich frage mich, ob die Verliebtheit eines Menschen in einen
anderen bei dem Verliebten ein bestimmtes Verhalten gegenüber
dem Objekt der Begierde auslöst, die für den Begehrten
anziehend wirkt.

Das weiß ich nicht. Meine These ist eher die, daß sich der andere auch verliebt, wenn man Glück hat, daß aber genauso gut der Fall eintreten kann, daß nur einer sich verliebt und der andere davon völlig unbeeindruckt bleibt. Meist ist diese Situation rasch klar und man blockt seine Gefühle, solange das noch leicht geht. Und nur in Ausnahmefällen bleibt jemand an so einer vergeblichen Verliebtheit hängen.

Grüße,

I.

Hallo I!

Vielen Dank auch bisher für die anderen Antworten.

Nach persönlichen Erfahrungen und dem Austausch mit einer
Freundin habe ich mich gefragt, wie das Paradoxon gelöst wird,
dass wir uns nur einen kleinen Teil der Menschen als
potentielle Partner vorstellen können und die Menschheit
dennoch überlebt hat :wink:

Der Teil ist in Wirklichkeit gar nicht so klein.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zueinander passen (wenn keine Abhängigkeiten des Verliebens vorhanden sind), wäre natürlich das Produkt der Anteile an der Bevölkerung, die wir als potentielle Partner wahrnehmen.
Ich glaube, dass wäre zu klein für das Erhalten der Art.

Die „Liebe“ ist also ein dynamischer Prozeß, der über die
ganze Dauer der Beziehung geht. Man lernt nicht „den perfekten
Partner“ kennen, sondern einen halbwegs passenden, der einem
zudem attraktiv genug erscheint, um sich zu verlieben - und
dann schleift man sich gegenseitig ab oder spielt sich
aufeinander ein. Und da gibt es so viele, die diese Kriterien
erfüllen, daß die meisten einen Partner finden können, und die
Menschheit überlebt.

Wovon ich sprach war erstmal nur das Verlieben an sich.

Ich frage mich, ob die Verliebtheit eines Menschen in einen
anderen bei dem Verliebten ein bestimmtes Verhalten gegenüber
dem Objekt der Begierde auslöst, die für den Begehrten
anziehend wirkt.

Meine These ist eher die, daß sich der
andere auch verliebt, wenn man Glück hat, daß aber genauso gut
der Fall eintreten kann, daß nur einer sich verliebt und der
andere davon völlig unbeeindruckt bleibt. Meist ist diese
Situation rasch klar und man blockt seine Gefühle, solange das
noch leicht geht. :nd nur in Ausnahmefällen bleibt jemand an
so einer vergeblichen Verliebtheit hängen.

Ja, diese These hatte ich auch im Kopf. Vorstellen könnte ich mir auch, dass von Fall zu Fall mehr die eine oder die andere zutrifft.
Zu meiner These kam ich wie gesagt dadurch, dass eine Freundin meinte, wenn sie Typen ein wenig anmacht, dann sprängen die in der Regel auch darauf an. Auch wenn sie nicht total direkt wird.
Bei meiner Freundin war es so, dass es sie wohl innerhalb weniger Minuten sehr beeindruckt hatte, dass es jemanden gibt, der so viel von ihr wusste, ohne dass ihr in diesen Minuten klar war, wer ich eigentlich war. Nur, dass sie mein Gesicht kannte, wusste sie in dem Moment. Da hatte ich wohl bereits deutlich ihr Interesse geweckt. Viele Details aus ihrem Leben wusste ich, weil ich ewig unglücklich in sie verliebt war.

Die Situation war ungewöhnlich aber wie ich finde arm an „Störfaktoren“.

[Klarstellen möchte ich, ihr nicht etwa hinterherspioniert zu haben oder so. Die Situation ist durch unerhörte Zufälle entstanden. Wir kannten uns wirklich schon vorher, hatten aber 17 Monate kein Wort gewechselt und im Laufe des Gesprächs erinnerte sie sich auch an einige Details aus meinem Leben. Damals, also vor unserer „Gesprächspause“, in mich verliebt war sie jedoch nicht. Ihr war auch während unserer Begegnung nach der Langen Zeit (und auch davor) an keiner Stelle aufgefallen, dass ich bis über beide Ohren in sie verliebt war.]

Gruß, Stefan

Hallo Stefan,

mir ist aufgefallen, daß es viel mehr Literatur gibt zum Thema, wie eine Beziehung funktioniert - also wenn das Verlieben bereits stattgefunden hat, als über den Vorgang des Verliebens selbst. Selbst für die Wissenschaft scheint dies noch weitgehend ein Mysterium zu sein. Davon weiter unten mehr.

Mein Eindruck ist, daß man oft jemanden trifft oder sieht, in den man sich verlieben könnte. Diese im Keim bereits vorhandene Verliebtheit bleibt oft, oder meistens unbewußt, und es gibt einen Zeitpunkt, an dem die Entscheidung getroffen wird, diese Verliebtheit zuzulassen oder nicht - meistens wird sie nicht zugelassen. Zu Anfang kann man noch ziemlich leicht eine solche Entscheidung treffen.

Vermutlich trifft es auch auf jene zu, die sich laut eigener Aussage nie oder äußerst selten verlieben, und boshaft, aber nicht ganz unzutreffend könnte man meinen, die betreffenden Personen sind schlicht zu ängstlich oder zu feige, um sich auf die Verliebtheit mit ihren Konsequenzen einzulassen - sie unterdrücken aufkommende Verliebtheitsgefühle bereits im Keim, bevor sie richtig bewußt werden.

Es gibt vielleicht keine besondere Gesetzmäßigkeit darüber, wann eine Verliebtheit gegenseitig ist. Natürlich hätte man ein starkes Argument dafür, eigene Verliebtheitsgefühle zuzulassen, wenn man Signale der Verliebtheit auch beim Anderen wahrnimmt.

In dem Buch von Klaus Grawe, „Neuropsychotherapie“ gibt es ein kurzen Abschnitt, betitelt „Verliebtheitsgefühle“. Es wird eine Studie geschildert an Verliebten. Ihnen wurden Fotos ihrer jeweiligen Geliebten und anderer ihnen sympathischer Personen (Freunde) vorgelegt, und ihre Hirnaktivität mittels fMRI aufgenommen.

Ergebnis: das beobachtete Hirnaktivitätsmuster unterscheidet sich von allen in sonstigen Untersuchungen beobachteten Mustern, auchvon denen bei anderen positiven Emotionen, oder denen bei sexueller Erregung. Jedenfalls sind Bereiche wie z. B. die Amygdala deaktiviert, die bei Zuständen von Trauer, Depression und Angst besonders aktiv sind. Von außen sind die Reize (Fotos von Menschen) nicht zu unterscheiden, es wird ihnen eine höchst private Bedeutung gegeben. Mehr steht da nicht, außer der Anmerkung, daß auch solche subjektiven Erlebnisse einer neurowissenschaftlichen Untersuchung im Prinzip zugänglich seien.

Dann habe ich noch das Buch „Wie die Liebe anfängt - die ersten drei Minuten“, von Lukas Michael Möller. Daraus zitiere ich nur kurz:

„Was geschieht, wenn es zwischen zweien funkt? Die Liebe auf den ersten Blick zeigt es in aller Offenheit: In wenigen Sekunden unbewußter Kommunikation ist alles geschehen, das heißt wechselseitig vermittelt. Was? Die Gesamtheit zweier Lebensgeschichten. Das Bewußtsein vieler hinkt hinterher und merkt erst Tage, Wochen, ja oft genug Jahre später, was wirklich war. … - Unbewußtes erkennt Unbewußtes irrtumslos, sagt die Psychoanalyse.“

Befragungen (warum sich jemand verliebt) haben, glaube ich, wenig Erkenntniswert. Du kennst die optischen Täuschungen, wo das Gehirn unvollständig dargestellte Strukturen vervollständigt, und auch die Tatsache, daß unvollständige Erinnerungen im nachhinein beim Erzählen vervollständigt werden, ohne daß es der Betreffende merkt. Sodaß wir in unserem Gehirn unsere Wirklichkeit, wenn schon konstruieren, so doch zumindest komplettieren. Und bei einer Frage nach den Gründen seines Verliebtseins muß doch jeder überfordert sein.

Grüße,

I.