Ist das tatsächlich korrekt und falls ja, welche Passiv-Form ist das?
Nein, das ist kein Passiv. Gehen wir die Sache einmal systematisch an. Die einfachstmögliche Form ist:
(1) Sie ist krank.
Bei diesem Aktivsatz handelt sich um einen Prädikativ bei einer Kopula. Was heißt das? Das Verb sein in seiner Form ist könnte man hier als inhaltsleer bezeichnen. Sie ist besagt wenig. Man bezeichnet solche Verben als Kopulae (oder Kopulaverben). Die wichtigsten Kopulaverben im Deutschen sind sein, werden und bleiben. Den Unterschied zwischen den dreien sieht man schnell:
(2) Sie ist krank. (= neutral)
(3) Sie wird krank. (= transformativ/sich entwickelnd)
(4) Sie bleibt krank (= durativ/bleibend)
Wie bereits erwähnt, können Kopulaverben nicht alleine stehen. Dies ist bereits in ihrem Valenzrahmen (auch »Argumentstruktur«) angelegt. Valenzrahmen bedeutet, dass für jedes Verb festgelegt wird, wie viele obligatorische Ergänzungen es benötigt, um einen funktionierenden deutschen Satz zu ergeben. Konkrete Beispiele:
(5) Er schläft. (eine Ergänzung, also einwertig)
(6) Sie schlägt ihn. (zwei Ergänzungen, also zweiwertig)
(7) Er gibt ihr den Ball. (drei Ergänzungen, also dreiwertig)
Wenn Kopulaverben eine Ergänzung erhalten, ist das ein Prädikativ, also eine Prädikatsergänzung. Typischerweise sind das Substantive, also Nominalphrasen (NP), oder Adjektive, also Adjektivphrasen (AP). Zum Beispiel:
(8) Das Projekt ist ein ErfolgNP
(9) Sie ist krankAP
Kann man das passivieren? Nein, weil Passivierung – vereinfacht gesprochen – ein Akkusativobjekt verlangt, das zum Subjekt im Nominativ werden kann. Haben wir aber nicht. Es ist auch kein grammatischer Satz denkbar, in dem das Subjekt unseres Satzes (1) als Objekt erscheint:
(10) * Er ist/wurde sie krank. (Sternchen = ungrammatisch, falsch)
Zudem ist in dem Satz sonst nichts, das durch eine reguläre Transformation einen gültigen Passivsatz ergeben würde. Dies ändert sich nicht, wenn man den Satz (1) in Tempus (Präsens, Präteritum usw.) oder Modus (Indikativ, Konjunktiv usw.) verändert:
(11) Sie ist krank. (= 3. Pers. Sg. Präsens Indikativ)
(12) Sie ist krank gewesen. (= 3. Pers. Sg. Perfekt Indikativ)
(13) Sie sei krank gewesen. (= 3. Pers. Sg. Perfekt Konjunktiv I)
(14) Sie würde krank gewesen sein. (= 3. Pers. Sg. Futur Konjunktiv II)
Was dein Tutor vielleicht meinte, ist das sogenannte Zustandspassiv (auch: sein-Passiv), das ähnlich aussieht:
(15) Die Stadt ist zerstört.
(16) Anna ist erkältet.
(17) Das Geld ist verschwunden.
Das Zustandspassiv reiner Lehre ist (15), also eine Form des Hilfsverbs sein mit dem Partizip II eines transitiven Verbs, also eines Verbs, das ein Akkusativobjekt bindet (Jemand zerstört die Stadt). Dieses Partizip kann, wie man sieht, als Adjektiv gedeutet werden. Das gilt natürlich nicht umgekehrt, denn nicht jedes Adjektiv – zum Beispiel krank – kann man als Partizip interpretieren. (16) und (17) weichen insofern ab, als in (16) ein reflexives Verb (sich erkälten) und in (17) ein intransitives Verb (verschwinden, und nicht: * jmdn. verschwinden) zugrunde liegen. (16) kann man als Zustandsreflexiv bezeichnen, (17) gilt einfach als Perfektkonstruktion im Aktiv. Obwohl Grenzfälle wie Zustandspassive mit lexikalisierten – also: zu eigenen inhaltlichen Begriffen gewordenen – Partizipien (begabt, verhasst usw.) in diesen theoretischen Ansatz passen, gilt das für einfache Adjektive wie eben krank nicht. Zudem fielen Kopulaverben wie sein im Zweifel unter (17), da sie nicht transitiv sind.
Das alles kannst du in jeder guten Grammatik des Deutschen nachlesen. Wenn etwas unklar ist, melde dich.
Schöne Grüße
Christopher