Passiverersatz / sich lassen und sein + zu + Infinitiv

Hallo zusammen!

es gibt diese zwei Möglichkeiten Passiversatzformen zu bilden.

sich lassen

sein + zu + Infinitiv

Welche schließt die andere Form aus? Ich habe hier zwei Sätze: Für den ersten Satz klappt beide Formen vom Passiversatz. Aber beim zweiten Satz ist nur die erste Variante logisch, zumindest nach meinem Sprachgefühl. Aber warum? Gibt es Kriterien, die eine Form ausschließt und die andere nicht?

  1. Unlösbar ist eine Aufgabe, die  …
    sich nicht lösen lässt
    nicht zu lösen ist.  

  2. Unerreichbar ist ein Mensch,der…
    nicht zu erreichen ist
    sich nicht erreichen lässt

Danke schön

Hallo, Nadja,

beim zweiten Satz ist nur die erste Variante logisch,
zumindest nach meinem Sprachgefühl.

Logisch ist die zweite Variante des zweiten Satzes auch, sie bekommt nur durch die Kombinantion Mensch + lassen noch eine zusätzliche Bedeutung des Verbs lassen, die dann dominanter wird.

„Unerreichbar ist ein Mensch, der nicht zu erreichen ist“, sagt zunächst nicht aus über die Fakten, die zur Unerreichbarkeit führen.

„Unerreichbar ist ein Mensch, der sich nicht erreichen lässt“ schwingt zusätzlich die Bedeutung mit, dass der Mensch an seiner Unerreichbarkeit mitwirkt.

Kriterien, die eine Form ausschließt und die andere nicht?

Ich weiß nicht, ob das eine „Regel“ ist, aber wenn das Subjekt eine Sache ist (die Aufgabe, der Tisch, das Tor etc.) funktionieren beide Formen.

Ist das Subjekt ein handelndes Lebewesen, (der Mensch, der Hund, das Pferd) bekommt lassen zusätzlich zum Futur-Ersatz auch noch die eigenständige Bedeutung als Verb „lassen“=„zulassen“/erlauben"—>es wandert gleichsam aus dem Futur-Ersatz raus und das Verb heißt dann „sich (nicht) erreichen lassen“

Man könnte auch sagen:

sich lassen + Infinitiv
ist eine Umschreibung des Passivs mit dem modalen Aspekt von " können ".
Und durch diesen modalen Aspekt von „können“ bekommt es für „handlungsfähige“ Wesen eine zusätzlich Bedeutung.

Noch ein Beispiel:

Der Tisch lässt sich nicht bewegen = er ist festgenagelt

Die Männer lassen sich nicht bewegen = Bedeutung 1: sie sind aus irgendeinem Grund unbeweglich und wir können sie tatsächlich nicht bewegen

Die Männer lassen sich nicht bewegen = Bedeutung 2: die Männer lassen es nicht zu, erlauben es nicht, dass wir sie bewegen, sie wollen nicht, dass wir sie bewegen.

Wobei das Verb „bewegen“ auch wieder einen doppelten Sinn haben kann und zwar in unseren Beispielen nur mit „Männer“.
Den Tisch bewegen = den Tisch von seinem Platz bewegen
Die Männer bewegen = 1) die Männer bewegen, den Mann schieben, wegstoßen, etc.
Die Männer bewegen = 2 bewegen im Sinne von überzeugen, ihr Herz bewegen, et.

Alles klar? Aber Regel kenne ich keine dafür…deshalb so umständlich erklärt.
Vielleicht weiß es ja jemand regelkonform kürzer:smile:)

Lieben Gruß, Maresa

Vielen Dank Maria. Ich brauche ein paar mal zu lesen, um alles verstehen zu können. Aber du hast recht Hier kann man nur semantisch an die Sache ran

Hallo,
ich schließe mich der bereits vorgestellten Erklärung an, dass „lassen/nicht lassen“ im Zusammenhang mit einem Lebewesen als zweite Bedeutung das aktive Mitwirken/Wollen z.B.  des Mannes (sehr hübsches Beispiel!) beinhalten kann. Es könnte auch ein störrischer Esel sein!!
Ich wünsche eine schöne Vorweihnachtszeit.
Blaukehlchen