Pate werden und dann aus der Kirche austreten?

Hallo Rolf,

Wenn die Kirchen das machen, ist das für den
Staat erheblich billiger, als wenn er das selbst in die Hand
nehmen müsste.

warum eigentlich? Kannst Du erklären, woran es liegt? Sind es die 5%, ist es die Verwaltungsarbeit, die von kirchlichen Stellen miterledigt wird, oder was macht es aus?

Wenn Du Dich einmal auf den Gedanken einlässt, dass der Glaube
an Gott, meinetwegen auch der christliche Glaube, eine
bstimmte Art und Form der Daseinsdeutung ist, dann wirst Du
die Frage, was eine Kirchenmitgliedschaft nützt , schnell
fallenlassen.

Ja. Danke.
Und die Kirchenmitgliedschaft nützt dazu, dass regelmäßige Gottesdienste stattfinden - das ist auch vielen Christen wichtig, die normalerweise nicht hingehen -, dass Taufen gefeiert und Menschen christlich beerdigt werden, dass der Glaube weitergegeben wird durch die Arbeit mit Kindern in Kindergärten, Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht.
Es gibt Leute, die das unterstützenswert finden, auch wenn sie persönlich im Augenblick nicht davon profitieren.

Natürlich, wenn man selbst nicht christlich ist oder einem diese ganze Infrastruktur egal ist, dann spricht nichts dagegen, nicht in der Kirche zu sein.

Noch schnell die Taufe und das Patenamt mitzunehmen und sich dann vom Acker zu machen, finde ich dagegen nicht schön.

Verzeihung, ich fange an zu schwafeln… es ist schon spät.

Viele Grüße,

Jule

Hi,

Wenn das so ist, erhebt sich doch die Frage, warum der Staat
das alles dann nicht selber betreibt. Er könnte sich dann die
ganze Mühe mit der Berechnung, der Überweisunng, der
Subsidiarität sparen.
Aber wenn Du diesen Vorschlag einmal einem Vetrtreter der
Kommune, des Landes, des Bundes vorträgst, schlägt der die
Hände vors Gesicht und bittet Dich verstohlen, das ja für Dich
zu behalten. Wenn die Kircxhen das machen, ist das für den
Staat erheblich billiger, als wenn er das selbst in die Hand
nehmen müsste.

so, kannst Du diese Aussage belegen? Und warum gibt es dann doch soviele kommunal geführte Kindergärten, wenn es doch anders viel billiger wäre?

Mein Mann ist Mitglied einer Kirche, ich nicht. Ich sehe jetzt
nicht, das mein Mann irgendwelche Vorteile hätte, weil er
Kirchenmitglied ist.

Wenn Du Dich einmal auf den Gedanken einlässt, dass der Glaube
an Gott, meinetwegen auch der christliche Glaube, eine
bstimmte Art und Form der Daseinsdeutung ist, dann wirst Du
die Frage, was eine Kirchenmitgliedschaft nützt , schnell
fallenlassen.

Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen gläubig sind, warum sollte ich ihnen vorschreiben nicht glauben zu müssen?

Es wurde die Aussage in den Raum geworfen, daß Nichtkirchenmitglieder Schnorrer wären und von der Mitgliedschaft der Kirchenmitglieder provitieren würden.

Diese Aussage ist schlicht falsch.

Was nützt Dir die Mitgliedschaft in einer politischen Partei?
Kann es nicht sein, dass Dein Mann seine Überzeugung
manifestieren möchte, und sei es nur in der ganz einfachen und
unprätentiösen Form der Mitgliedschaft in der Kirche?

Warum mein Mann Mitglied ist, steht doch hier gar nicht zur Debatte. Er ist in seiner Entscheidung.

Dass
Dein Mann nicht von der allgegenwärtigen Frage nach der
Nützlichkeit, nicht vom Geiz als Prinzip besessen ist?

Manoman, warum kann man nicht einfach akzeptieren, daß es Menschen gibt, die nicht gläubig sind und aus diesem Grund austreten? Oder weil sie meinen, auch ohne Kirche gläubig sein zu können?

Kirche ist keine Zwangsgemeinschaft, in die Kirche zu gehen obwohl man nicht gläubig ist, ist Heuchelei.

Ich gehe in die Kirche, wenn ich auf Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten etc. eingeladen werde und dann auch nur, wenn es mir nahestehende Personen sind. Ich gehe nicht, weil ich gläubig bin, ich gehe aus Respekt vor dem Glauben der mir nahestehenden Personen.

Gehe ich auf Beerdigungen mir nicht so nahestehender Personen gehe ich auch nicht in die Kirche.

Und keine Sorge, wenn ich einmal in der Kirche bin, dann werfe ich etwas in den Klingelbeutel, ich schnorre also nicht den Gottesdienst.

Gruß
Tina

Bayern zahlt pro Jahr etwa 87 Millionen Euro an die kath. und evang. Kirche. Diese Zahlung hat nichts mit Kindergärten etc. zu tun:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article135833…

Wieviele Kindergartenplätze könnte Bayern für diese Summe wohl finanzieren?

Dein Vergleich, das kirchliche Kindergärten günstiger sein sollen, hinkt also.

Du bist Pfarrer, Du bist also gläubig und das ist auch Dein gutes Recht. Ich kann aber nicht an einen Gott glauben, der so viel Leid und Unrecht zuläßt und das ist mein gutes Recht.

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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spardebatt…

zum Thema Schnorrer…

Und noch ein Link:

http://www.heise.de/tp/blogs/6/147968

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Das finde ich interessant, was schnorre ich als
Nichtkirchenmitglied?

Du hättest nur alle Antworten lesen müssen dann wäre es klar
gewesen!

Dort wurden beispiele gebracht, die gänzlich nicht oder nur zu einem geringen Teil durch die Kirche finanziert werden.

Dagegen zahlt, wie unten verlinkt der Staat die Gehälter der Bischöffe etc.

Ich habe bisher keine Antwort gefunden, aus der hervorgeht, was die Kirche aus eigenen Mitteln für die Allgemeinheit gibtdie Deine Aussage, Nichtkirchenmitglieder wären Schnorrer, belegt.

Verlinke doch bitte die Antworten, aus denen das hervorgeht.

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Warum kirchliche Sozialarbeit billiger ist
Hallo Jule,

Rolf kann dazu sicher noch mehr sagen.

Wenn die Kirchen das machen, ist das für den
Staat erheblich billiger, als wenn er das selbst in die Hand
nehmen müsste.

warum eigentlich? Kannst Du erklären, woran es liegt? Sind es
die 5%, ist es die Verwaltungsarbeit, die von kirchlichen
Stellen miterledigt wird, oder was macht es aus?

Die 5 % stehen auch oft nur auf dem Papier.

Einen wesentlichen Anteil machen die Personalkosten aus, denn die kirchlichen Arbeitsvertragslinien (AVR) der diakonischen Werke waren nur angegelichen an den BAT - und das dürfte jetzt beim TvÖD jetzt nicht anders sein.

Ein Sozialarbeiter Ende 20 im kirchlichen Jugendzentrum, BAT V b, hat Ende der 80iger Jahre am Monatsende 150 DM weniger gehabt als der gleichaltrige Sozialarbeiter im kommunalen Jugendzentrum, der auch BAT V b bekommen hat. Die Differenz stieg mit dem Alter. Mit Mitte 40 konnte dann der „kommunale“ Sozialarbeiter druchaus 350 DM mehr am Monatsende auf dem Konto haben als der „kirchliche“ Sozialarbeiter.
Das gilt natürlich auch für andere Berufsgruppen und das summiert sich ganz schön.

Und jetzt, nachdem es auch im kirchlichen Bereich Outsourcing, Leiharbeit und damit Lohndumping gibt, dürfte das nochmal mehr sein.

Von daher haben wir das Phänomen, daß es jetzt - obwohl der Anteil der Kirchenmitglieder in der Bevölkerung gesunken ist - mehr Mitarbeiter im Bereich der kirchlichen Sozialarbeit, Pflegedienstleistungen und Erziehungsarbeit haben als vor dreißig Jahren.

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris,

danke. Wie unerfreulich!

Viele Grüße,

Jule

So, ich bin es (die Threadstarterin). Vielen Dank für so viele Antworten! Leider habe ich sie gerade erst gesehen und kann auf so viele Aspekte nicht einzeln eingehen. Ich hoffe aber, dass ich meinen Standpunkt klarer darstellen kann. Danke fürs Lesen schonmal!

Die Eltern des Kindes wissen längst, dass ich austreten will. Sie möchten aber, dass ich offiziell dabei bin und das geht eben nicht ohne Bescheinigung.

Ich habe wie gesagt nichts gegen die Kirche, war eine Zeit lang in einer freichristlichen Gemeinde. Im Moment kann ich mit all dem aber gar nichts anfangen, ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt als Christ bezeichnen würde. Selbst wenn ich mich wieder zu religiösen Aktionen hingezogen fühle, würde ich eher dorthin gehen, und auch dort habe ich bezahlt, es geht nicht nur ums Geld. Damals wollte ich schon austreten, um meine Zugehörigkeit für mich selbst klar zu machen, aber dann riet mir jemand ab, aus beruflichen Gründen, was sich inzwischen als völliger Unsinn herausgestellt hat.

Ich bin ein sozialer Mensch, bin Mitglied im Tierschutzverein, helfe bei der Tafel und bei anderen Wohltätigkeitsorganisationen, Jugendarbeit usw. und spende auch überall dort. Genauso stehe ich für Werte wie Toleranz, Gerechtigkeit usw., nur eben nicht aus religiösen Gründen.

Patentante sein heißt für mich, dass ich eben eine besondere Tante bin, die immer etwas schenkt, mal was mit dem Kind unternimmt usw. Außerdem hat das Kind nur zwei Tanten und die sollen eben beide auch Patentante sein. Ich wohne sowieso sehr weit weg und kann das Kind nur ein paar Mal im Jahr sehen.

Auf Nachfrage der Gründe sagten die Eltern, „weil man es so macht“ und „damit er in der Schule nicht seltsam angeschaut wird“. Sie wohnen in einer kleinen Stadt und ich kann verstehen, dass sie das so wollen. Ich möchte ihnen also den Gefallen tun, auch offiziell die „besondere“ Tante zu sein. Ich will aber nicht, dass die Großeltern erfahren, dass ich nicht dahinter stehe, deswegen möchte ich mit dem Austritt bis danach warten.

In einem anderen Thread hat jemand geschrieben, zwei Monate nach der Taufe müsse man noch einmal etwas bestätigen - muss ich dann noch bis dahin warten? Ich möchte einfach keine Unannehmlichkeiten verursachen.

Das, was ich jeden Monat an Kirchensteuer zahle, ist übrigens das doppelte von dem, was mein Smartphone kostet, so viel dazu. Jedes Jahr könnte ich davon eine Fernreise finanzieren. Und es wurde ja jetzt mehrfach hier bestätigt, dass die genannten Einrichtungen gar nicht über die Kirchensteuer finanziert werden, deswegen bin ich also wohl kein Schnorrer, selbst wenn ich irgendwann mal in ein Altenheim gehen sollte.

Danke fürs Lesen!

Noch etwas, das war glaube ich einigen nicht klar: Die Gemeinde, in der das Kind getauft wird, ist eine andere als die wo ich wohne. In keiner der beiden Gemeinden kennt mich jemand.