Hallo,
ein guter Freund von mir ist 15 Jahre alt.
Damit ist er religionsmündig. Er kann selber über seine religiöse Zughörigkeit entscheiden (so das bürgerliche Recht).
Wäre er konfirmiert bzw. gefirmt, dann könnte er nach Kirchenrecht das Patenamt übernehmen.
Wenn es irgendwann einmal soweit ist, würde ich ihn gerne zum
Paten meines Kindes machen.
Da wäre zu klären, was Du unter dem Patenamt verstehst. Wenn Ihr Euch einfach gut versteht, und Du möchtest, daß er eine besondere Beziehung zu Deinem Kind aufbaut, dann ist das eine Sache Eurer privaten Absprache. Wenn Du möchtest, daß er - das setzt dann aber ein höheres Alter als 15 voraus - im Falle Deines Todes sich um das Kind kümmert, dann müßtest Du das über einen Anwalt regeln. Das alles hat mit einem Patenamt im religiösen Sinne überhaupt nichts zu tun.
Nun hab ich mich gefragt, kann man (rein theoretisch) einen
Minderjährigen, der keiner Religion zugehört, zum Patenonkel
machen?
Wenn Du ihn zum Tauf paten machen möchtest, dann sieht das wieder anders aus. Darüber wurde im Religionsbrett schon uferlos diskutiert, und Du findest dazu reichlich Material im Archiv.
Wenn das Kind katholisch getauft werden woll, dann hast Du mit einem Taufpaten, der nicht Christ ist, schlechte Karten. Jemand, der einer anderen christlichen Konfession angehört, könnte bei einer katholischen Taufe dann Tauf zeuge sein, was heißt, es gibt noch einen anderen katholischen Taufpaten.
In der evangelischen Kirche mußt Du vielleicht einige Zeit suchen, aber da gibt es fast nix, was es nicht gibt. Von daher wird sich ein Pfarrer finden lassen, der auch das mit dem nicht religiös gebundenen Paten durchzieht.
Allerdings wäre zu bedenken, daß ein Pate ja dazu da ist und in der Taufe verspricht, das Kind auf seinem religiösen Weg zu begleiten und die christliche Erziehung - mit den Eltern - zu gewährleisten. Wie soll das jemand versprechen, der selber ohne Religion lebt. Das ist, wie wenn ein Blinder von Farben reden soll.
Und wenn es nicht gehen sollte bei nicht-religiösen Leuten,
gibt es dann eine Alternative, ohne irgendwelchen
Organisationen beizutreten?
Nun, es gibt ja durchaus die Möglichkeit, selber ein Ritual zu erfinden und gestalten - ohne Kirche. Ein Namensgebungs-Willkommens-Ritual oder wie immer Du das nennen willst.
Es gibt auch Leute, die solche Rituale entwickeln und gestalten - oft Theologen, die die Kirche hinter sich gelassen haben.
Bei der Gestaltung eines solchen Rituals wäre über einige Fragen nachzudenken und dann hätte man schon so eine Art Grundstruktur:
- In welchem Rahmen soll die Feier stattfinden?
Welche Wünsche und Sehnsüchte sollen ausgedrückt werden
- Was verbinden Sie mit dem Namen, den Sie ihrem Kind geben?
- Welche Musik, welche Texte, Geschichten oder Symbole eignen sich für die Feier ?
- Wie können Familie und Freunde miteinbezogen werden?
- Welchen Wünsche / welchen Zuspruch wollen die Eltern Ihrem Kind mitgeben, damit sein Leben gelingt?
Viele Grüße
Iris