Patenschaft zurücknehmbar?

Hallo,

wir haben unseren Nachbarn vor knapp drei Jahren zum Taufpaten unseres zweitgeborenen Sohns gemacht. Damals hatten wir noch eine sehr gute Freundschaft und er schien uns gut geeignet.

Mittlerweile hat sich das stark gewandelt und wir müssen leider feststellen, daß wir uns selten so in jemandem getäuscht haben.

Nun würde es uns interessieren, ob es möglich ist, die Taufpatenschaft offiziell zurückzunehmen und auf jemand anderen neu zu übertragen? Unser Sohn soll einen Paten haben, der es wert ist und nicht unter
unserem Irrtum ‚leiden‘.

Danke für die Antworten,
Stefan Evers mit Familie

Rückfrage vorab
Was stellst du dir vor, dass der Pate tun soll? Was soll seine Aufgabe sein?

Was heißt Patenschaft?!
Hallo Hardy,

die Paten sind im katholischen Verständnis sehr wichtige Personen für das Patenkind - früher jedoch viel mehr, als das heute der Fall ist. Ursprünglich sollte der Pate für die Erziehung des Patenkindes zur Verfügung stehen, wenn die Eltern - sei es durch Krankheit, Tod o. Ä. - ausfallen. Dies bezog sich früher nicht nur auf die geistig-religiöse Erziehung, sondern war wirklich als „Ersatz“ gemeint, in allen Fragen der Erziehung.

Heute hat sich das etwas gewandelt. Jedoch ist bzw. sollte der Pate sich seiner Verantwortung bewußt sein, für die religiöse Erziehung der Kinder, mitverantwortlich zu sein. Dies lässt sich dann individuell ausgestalten. Ob in regelmäßigen Gesprächen, zusammen beten, für religiöse Bildung sorgen (Bücher etc.) oder was einem in diesem Kontext einfällt.

Ob man jedoch eine Patenschaft „zurücknehmen“ kann, weiß ich nicht genau. Ich mache mich aber mal schlau.

Herzliche Grüsse,

fr. Christian

Was stellst du dir vor, dass der Pate tun soll? Was soll seine
Aufgabe sein?

Hallo Hardy,

Christian hat es schon recht gut beschrieben, so sehe ich es auch.

Ein Pate sollte für das Kind eine Art Elternersatz sein, im Sinne, daß es zu diesem Menschen eine vertrauensvolle Basis aufbauen kann, sich auch mit Dingen an den Paten wenden kann, wofür vielleicht auch die Eltern nicht die richtigen Ansprechpartner sind, z.B. wenn es Streit mit den Eltern gibt und es einen Mittler/Vertrauten braucht. Ein Pate soll Freund, Vertrauter, Helfer in der Not, Spielpartner usw. sein.

Es geht uns nicht um Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke oder daß wir das Kind dorthin abschieben wollen („geh mal zu Deinem Patenonkel spielen, damit wir unsere Ruhe haben“). Das nicht. Aber das wir wissen, daß unser Kind gut aufgehoben ist, wenn es nötig ist (z.B. Eltern krank o.ä.).

In dieser Richtung sehen wir die Aufgaben eines Paten. Dazu braucht’s aber einen Menschen, der auch willens ist, diese Rolle nicht nur zu bekleiden sondern auch auszufüllen.

Was stellst du dir vor, dass der Pate tun soll? Was soll seine
Aufgabe sein?

Lieber Stefan (& Christian),

nach meinem, evangelisch geprägtem Verständnis ist die offizielle Bedeutung des Taufpaten, der Vertreter der kirchlichen Gemeinde für das Kind zu sein. Das Kind kann noch nicht von selbst zur Gemeinde kommen, also kommt sie zu ihm, in Person des Paten.

Ferner wirkt, aber da mag ich mich täuschen, der Pate als Zeuge der Taufe, ähnlich dem Trautzeugen bei der Hochzeit. (In diesem Fall wäre eine Umschreibung eh nicht möglich.)

Doch wie wichtig ist es für dich, welcher Name im Taufverzeichnis eurer Gemeinde steht? Wenn du jemanden kennst, der die Aufgaben eines Paten übernehmen soll und will, dann macht das unter euch aus und lasst das Verzeichnis wie es ist, das wäre mein eher pragmatischer Tipp. Viel wichtiger ist es, dass dein Sohn den Wert einer Gemeinde, die sich um ihn kümmert, kennenlernt, als dass es genau derjenige ist, der ihn damals über das Taufbecken hielt.

Die sozialen und gesellschaftlichen Belange, die eine Patenschaft für dich beinhaltet, haben ohnehin wenig mit dem kirchlichen Patenamt zu tun.

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Hallo Hardy,

Du hast völlig recht, daß es eigentlich wurscht ist, wer im Gemeindeverzeichnis als Pate steht, denn den ‚Job‘ kann ich tatsächlich unabhängig davon vergeben. Doch wozu brauche ich dann überhaupt eine Taufe mit Paten oder eine Trauung mit Trauzeugen? Jeden ‚Job‘ dieser Art kann ich theorethisch frei vergeben und darauf pfeifen, wer im Gemeindeverzeichnis steht.

Über die eigentliche Aufgabe eines Paten hinaus sehe ich auch noch die Würdigung des Menschen, die dahinter steht: „Pate, ich vertraue Dir mein Kind an, Du bist mein Freund, ein Vertrauter, DU sollst eine besondere Rolle im Kreise meiner Familie spielen!“ Nur muß es dieser Mensch halt auch wert sein.

Und das ist in unserem Fall leider nicht (mehr) der Fall. Und deshalb möchte ich es eben nicht nur pragmatisch angehen, sondern auch offiziell ändern.

Und genau das war auch die Frage: geht das überhaupt? Eine Diskussion über die Aufgaben eines Paten und die Vergabe dieser Rolle wollte ich nicht auslösen.

Servus, Stefan

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Und genau das war auch die Frage: geht das überhaupt? Eine
Diskussion über die Aufgaben eines Paten und die Vergabe
dieser Rolle wollte ich nicht auslösen.

Lieber Stefan,

um es kurz zu machen, ich weiß es nicht definitiv, aber ich glaube es nicht. Aber ein Anruf bei deiner Gemeinde, vielleicht sogar besser ein Gespräch mit deinem Pfarrer wird Klarheit bringen.