Pater semper incertus

Hallo Leute,

gerade lese ich das Buch „Die Intrige“ von Peter von Matt, in dem an einer Stelle das römische Sprichwort „Pater semper incertus“ zitiert wird - und übersetzt wird als Vaterschaft, die unsicher sei. Diese Übersetzung halte ich für falsch, denn die soziale Vaterschaft steht ja im allgemeinen fest, es kann also nur die biologische Vaterschaft gemeint sein. Dann müsste es im Original aber heißen: Genitor semper incertus.

Da im Original aber Pater (familias), also sozialer Vater, steht, müsste die sinngemäße Übersetzung meiner Ansicht nach lauten:

Der (soziale) Vater (ist sich) unsicher(, ob er denn auch der Erzeuger ist).

Stimmt das, oder liege ich falsch?

Danke für jeden Hinweis, Thomas

Hallo Thomas,

du interpretierst hier zuviel hinein. ich kenne das Buch nicht, aber die alten Römer sind nicht gerade als Asketen bekannt. Daher auch dieses Sprichwort, der IMHO einfach heisst, dass man niemals sicher sein kann, wer der (biologische) Vater ist. Womit sie bis zur Erfindung der DNA-Analyse ja auch recht hatten.

Ralph

Hallo Ralph,

du interpretierst hier zuviel hinein. ich kenne das Buch
nicht, aber die alten Römer sind nicht gerade als Asketen
bekannt. Daher auch dieses Sprichwort, der IMHO einfach
heisst, dass man niemals sicher sein kann, wer der
(biologische) Vater ist. Womit sie bis zur Erfindung der
DNA-Analyse ja auch recht hatten.

der Sachtatbestand ist mir klar, mir ging es nur um die sprachliche Form und die korrekte Übersetzung. „Pater semper incertus“ heißt flott übersetzt „der Vater (ist) unsicher“. Diese Konstruktion erlaubt im Deutschen zwei Interpretationen:

  1. Der Vater ist unsicher, ob er der Vater ist. Hier ist der Vater also der Handelnde, Aktive: er zweifelt.

  2. Es ist unsicher, wer der Vater ist. „Man“ weiß es also nicht, der Vater ist lediglich Objekt des Zweifels.

Früher habe ich, ohne weiter darüber nachzudenken, den Spruch in der zweiten Weise interpretiert. Die Lektüre des Buches (in dem der Spruch auch in der zweiten Weise interpretiert wird) hat mich aber zu der Überzeugung geführt, dass die erste richtiger sei. Es geht also eher um eine sprachliche Feinheit als darum, dass die römischen patres familiae unter ihren ancillae gewütet haben.

Grüße, Thomas

Hallo Thomas,

der Sachtatbestand ist mir klar

gut zu wissen :smile:

mir ging es nur um die
sprachliche Form und die korrekte Übersetzung. „Pater semper
incertus“ heißt flott übersetzt „der Vater (ist) unsicher“.
Diese Konstruktion erlaubt im Deutschen zwei Interpretationen:

Stimmt wohl, jetzt habe ich dich auch verstanden. Mit Interpretationen ist das ja immmer so eine Sache, ich würde wohl aus dem Zusammenhang heraus mal so und mal so übersetzen bzw. interpretieren.

Ralph

PS: das mit den patres familiae und den ancillae hast du wirklich schön geschrieben

1 Like

Hallo,

Thomas!

Das ist ein römischer Rechtssatz. Vollständig lautet er:
„Mater semper certa est, pater semper incertus.“
Es ging dabei um die rechtliche Mutter- und Vaterschaft.
Wer die Mutter eines Kindes ist, weiß man immer; wer der Vater ist, kann immer zweifelhaft sein.
Das bedeutete in der Praxis, dass der Vater das Kind anerkennen musste: Er musste es - jeder römische Rechtsvorgang war mit einer Symbolhandlung verbunden - annehmen, indem er es aufhob.
Meines Wissens galt dieser Satz auch im Kirchenrecht.
Damit aber im Alltag Rechtssicherheit herrschte, legte ein anderer Rechtssatz fest:
„Mater semper certa est; pater est, quem nuptiae demonstrant“:
„Die Mutter ist immer sicher; der Vater ist, wen die Hochzeit ausweist.“
Gruß!