Paul Celan

Hallo Ihr Lieben,

mir stockte gestern ein bissl der Atem… Monika Bleibtreu rezitierte mal eben - unter filmischem Cognac-Einfluß - einige Zeilen aus ‚Nachtstrahl‘ von Celan

Ein schöner Kahn ist der Sarg, geschnitzt im Gehölz der Gefühle.
Auch ich fuhr blutabwärts mit ihm, als ich jünger war als dein Aug.
Nun bist du jung wie ein toter Vogel im Märzschnee,
nun kommt er zu dir und singt sein französisches Lied.
Ihr seid leicht: ihr schlaft meinen Frühling zu Ende.
Ich bin leichter:
ich singe vor Fremden.

Ich habe das Gedicht schon öfters gehört und gelesen, aber nie hat es mich so sehr berührt…

Wie gefällt es Euch?

Grüßle

Renee

Ich liebe die Gedichte Paul Celans…
Gruß,
Anja

Ich liebe die Gedichte Paul Celans…
Gruß,
Anja

Warum liebst Du die Gedichte, Anja?

Neugierige Grüße

Renee

Warum liebst Du die Gedichte, Anja?

Ich bin kein „Literaturkritiker“, deshalb bitte ich die Erklärung nur als Versuch zu verstehen:
Seine Wortschöpfungen, sein Rhythmus, seine Innigkeit, sein kritisches Verständnis und seine politische Aussage, ohne doktrinär zu sein, niemals Kitsch, ja auch: Poesie im wahrsten Sinne des Wortes, seinen Intellekt, seine Unvergleichlichkeit/Eigenart in Bezug auf die Kollegen, seine Fähigkeit, Stimmungen zu erzeugen…
Klingt alles ein bisschen banal angesicht der Gewaltigkeit dieses Dichters.

Allein die ersten Sätze der „Todesfuge“:
„Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“
usf.

Einer meiner „Lieblingsbeginne“ aus „Talglicht“:
„Die Mönche mit haarigen Fingern schlugen das Buch auf: September…“
Da wird der Herbst aufgetan, das Wissen um die Endlichkeit…
„…Muscheln red ich und leichtes Gewölk, und ein Boot knospt im Regen…“

Und dann - Ohne Titel:
"Nachts, wenn das Pendel der Liebe schwingt
zwischen Immer und Nie,
stößt dein Wort zu den Monden des Herzens
und dein gewitterhaft blaues
Aug reicht der Erde den Himmel.

Aus fernem, aus traumgeschwärztem
Hain weht uns an das Verhauchte,
und das Versäumte geht um, groß wie die Schemen der Zukunft.

Was sich nun senkt und hebt,
gilt dem zuinnerst Vergrabenen:
blind wie der Blick, den wir tauschen,
küßt es die Zeit auf den Mund."

Mehr brauche ich nicht zu sagen und zu zitieren, oder?

Gruß,
Anja

Ich bin kein „Literaturkritiker“,

Das bin ich weiß Gott auch nicht, Anja… Aber ich kann ebenso wie Du sagen, welches Gedicht mir Gänsehaut beschert…

„Todesfuge“:

Gefällt mir auch sehr gut, aber es ist ein Gedicht zu dem man in Stimmung sein muß.

Mehr brauche ich nicht zu sagen und zu zitieren, oder?

Nein…

Ich sage es mal so: es sind wunderschöne mit Melancholie getränkte Gedichte.

Grüßle

Renee

Czernowitz
Hallo Renee,

wenn Du mehr über Celan wissen möchtest, dann suche mal unter dem Stichwort „Czernowitz“. Ich sage nur, es gab ein Paradies.

Andreas