Warum liebst Du die Gedichte, Anja?
Ich bin kein „Literaturkritiker“, deshalb bitte ich die Erklärung nur als Versuch zu verstehen:
Seine Wortschöpfungen, sein Rhythmus, seine Innigkeit, sein kritisches Verständnis und seine politische Aussage, ohne doktrinär zu sein, niemals Kitsch, ja auch: Poesie im wahrsten Sinne des Wortes, seinen Intellekt, seine Unvergleichlichkeit/Eigenart in Bezug auf die Kollegen, seine Fähigkeit, Stimmungen zu erzeugen…
Klingt alles ein bisschen banal angesicht der Gewaltigkeit dieses Dichters.
Allein die ersten Sätze der „Todesfuge“:
„Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“
usf.
Einer meiner „Lieblingsbeginne“ aus „Talglicht“:
„Die Mönche mit haarigen Fingern schlugen das Buch auf: September…“
Da wird der Herbst aufgetan, das Wissen um die Endlichkeit…
„…Muscheln red ich und leichtes Gewölk, und ein Boot knospt im Regen…“
Und dann - Ohne Titel:
"Nachts, wenn das Pendel der Liebe schwingt
zwischen Immer und Nie,
stößt dein Wort zu den Monden des Herzens
und dein gewitterhaft blaues
Aug reicht der Erde den Himmel.
Aus fernem, aus traumgeschwärztem
Hain weht uns an das Verhauchte,
und das Versäumte geht um, groß wie die Schemen der Zukunft.
Was sich nun senkt und hebt,
gilt dem zuinnerst Vergrabenen:
blind wie der Blick, den wir tauschen,
küßt es die Zeit auf den Mund."
Mehr brauche ich nicht zu sagen und zu zitieren, oder?
Gruß,
Anja