Hallo
Der Pc eines Freundes startet nicht mehr auf.
„Mein Auto fährt nicht mehr. Die Lichter gehen nicht mehr an. Ich habe geraten, dass der Benzintank leer sein muss, weil ich davon auch schon mal was gehört habe. Da habe ich das Auto zur nächsten Tankstelle geschoben und Benzin in die Batterie gefüllt. Leider fährt mein Auto immer noch nicht. Jetzt hat jemand gesagt, es könnte der Zahnriemen gerissen sein. Wie zerlege ich den Motorblock?“
So gehts nicht 
Schau Dir mal genau an, was passiert, wenn man einen PC einschaltet. Je nach BIOS sind die Details ein wenig unterschiedlich, aber im Großen und Ganzen tun alle dasselbe. Erst mal kommt der Strom, der Prozessor springt an, und ein kurzer Selbsttest beginnt. Auf dem Bildschirm werden entweder ein buntes Logo oder irgendwelche Copyright- und Versionshinweise angezeigt. Ein kurzer Piep aus dem Lautsprecher beendet (bei den meisten) die Prozedur, und dann erst wird versucht, von der Festplatte zu starten.
Wenns schon am Anfang hakelt dann wohl kaum, weil der PC sein BIOS „verloren“ hat, oder es irgendwie „kaputt“ ist, sondern weil die Hardware auf dem Mainboard nicht anläuft und nicht mal den Selbsttest anstartet. Oder - das hätte den selben Effekt - weil das Grafiksystem einen Defekt hat, dann läuft der Rechner u.U. sogar an, aber man kann nichts sehen.
Nun kann man mit dem kaputten Rechner schlecht Diagnose betreiben, das ist in etwa so wie ein Chirurg der sich selber betäuben und operieren will. Zu messen und zu testen gibt es leider auch nicht allzu viel, vor allem weil das Mainboard ja ein Konglomerat aus einem Haufen Funktionsblöcken ist, die man nicht einmal einzeln testen, geschweige dann austauschen kann.
Deshalb ist die Bastlerstrategie in etwa wie folgt:
* Gehäuse ab, Mainboard freilegen, Rechner einschalten. Mit eingeschaltetem Hirn zusehen was an der Hardware passiert. Laufen Lüfter an? Geht irgendwo ein Lämpchen an? Läuft ein Laufwerk los (kurzer Blink am CD-ROM oder am Floppy Laufwerk). Daraus zieht man dann seine Schlüsse, ob man eher in Richtung Stromversorgung oder Mainboardkomponenten weiter suchen soll. und Du siehst, dass es hilft, den Rechner früher mal funktionierend erlebt zu haben, weil man dann in etwa weiß, was passieren müsste. Das reparieren von „Rechnern eines Freundes“ ist deshalb so eine Sache, wenn man nicht zufällig genau den selben hat.
* Mit einem Multimeter an den Netzteilanschlüssen die Spannungen überprüfen hilft ebenfalls weiter. Wenn von den 4-5 Spannungen, die ein Mainboard braucht (–> Wikipedia, ATX Stecker), nicht netterweise alle, sondern nur eine ausgefallen ist, gibt es die tollsten Symptome, und da die Laufwerke nur an den Standardspannungen 5V und 12V, aber nicht an den exotischen Spannungen hängen, bemerken die nichts von dem Problem. Das Mainboard hängt aber, und es rührt sich nichts.
Der gut vorbereitete Bastler hat irgendwo ein ausgebautes Netzteil rumfliegen, und hängt es mal schnell „fliegend“ an.
* Hat man die Spannungsversorgung ausgeschlossen, gehts am Mainboard weiter. Erst mal alles abbauen was gesteckt ist, und wieder zusammenstecken. Ältere Rechner neigen manchmal zu Wackelkontakten. Bei mehrfach vorhandenen Komponenten wie z.B. den RAM Riegeln steckt man erst mal nur eins, dann bei einem weiteren Versuch das andere, weil man hofft, dass wenn dann nur eins defekt geworden ist und nicht beide. Man hängt dabei auch alles ab was ein Rechner nicht unbedingt braucht um seine ersten paar Prozessortakte zu überstehen, also sämtliche Pripherie. An den Wiedereinbau denken, und genau notieren, welche Kabel wo hin gehören. Ich mache gernne mal ein paar Fotos bevor ich die Kabel abstöpsle. Identische Kabel (z.B. SATA-RAID) bekommen einen Farbklecks damit ich sie später wieder in genau den selben Stecker bekomme.
* Geht dann immer noch nichts, geht ohne gut ausgestatteten Bastelfundus nichts mehr. Andere Grafikkarte probieren, anderen Prozessor probieren, andere RAM Riegel probieren. Voraussetzung: man kennt sich aus mit den vielen verschiedenen Bauformen, und hat ein genau passendes Teil da. Irrtum führt unter ungünstigen Bedingungen zu einem weietren toten Bauteil. Von blindem Probieren ist also abzuraten.
Hat keine dieser Aktionen auch nur die geringste Verhaltensänderung des Rechners gebracht, aus der man Schlüsse ziehen kann, ist ein Aus/Einbau des Mainboards fällig (manchmal hilft das), oder ein anderes Mainboard.
Und erst wenn man den Fehler auf das Mainboard eingegrenzt hat, kann an erwägen, das BIOS neu zu flashen, man kann es quasi als eine „steckbare Mainboard-Komponente“ betrachten. Dazu ist es allerdings erforderlich, dass der Rechner so weit anstartet, dass er auf irgendeinen Massenspeicher zugreifen kann. Meistens Diskette oder bootfähige CD, neuerdings auch manchmal bootfähiger USB Stick. Da muss das BIOS drauf, und das zum Mainboard passende Flash-Programm. Beides bekommt man beim Hersteller des Mainboards. Der wiederum ist auf dem Mainboard aufgedruckt, ebenso die Typenbezeichnung des Mainboards. Ebenfalls einen Blick wert ist das Mainboard-Handbuch: manche BIOS-se haben für den Notfall eine Kopie von sich selber gespeichert, die man per „geheimtaste“ oder Schater/Jumper auf dem mainboard aktivieren kann. Da gibt es dann auch eine mehr oder weniger einfach auszuführende Prozedur für einen BIOS-Reset (alle Einstellungen auf Werksstandard).
Aber so wie Du an die Sache ranghst würde ich Dir - ohne Dir zu nahe treten zu wollen - raten, den Rechner zu einem Fachmann zu bringen. Du bist auf dem besten Weg, ihn vollends zu ruinieren.
AL.