Pegelanzeige bei Fließgewässern?

Hallo zusammen

Ich habe kürzlich bei dem hier vorbeifließenden Gewässer so nebenbei auf die Pegelanzeige gesehen. Der Wasserstand lag laut Anzeige bei 138cm.
Das aber konnte nicht sein. Der Grund lag deutlich sichtbar nur wenig unter der Wasseroberfläche. Da ich auf einer Brücke stand, und senkrecht auf die Oberfläche sehen konnte, kann ich verfälschung durch Lichtbrechung ausschließen.
Leider war die Pegelanzeige unter dem Wasserspiegel zu stark verschmutzt, so daß man nicht sehen konnte, wie weit die Skala reicht. Selbst wenn ich das Wasser als etwas tiefer annehme, als mir das vorkam, dürfte der Grund etwa bei einem Pegel von 100 erreicht gewesen sein. Also Wassertiefe etwas über 30cm. Das entspricht auch dem, was man sehen konnte, beim Blick ins Wasser.

Daher finde ich den Pegel recht verwirrend. Warum fängt die Skala am Grund bei ca. 100 cm an, und nicht wie man annehmen könnte, bei 0? Gibt es einen speziellen Grund den Pegel so anzubringen?

Danke schonmal für eure Antworten.

Hallo Fragewurm,

Der Pegel bezieht sich meist auf den tiefsten Punkt im Flussbett.

Dies ist aber meist ein schlechter Punkt um den Pegel zu montieren.

Hinzu kommt noch, dass ein Bach oder Fluss auch immer wieder Geschiebe mit sich führt, das Bett verändert sich also dauernd.

Ausgenommen die Schifffahrt, ist aber die Wassertiefe gar kein wichtiger Parameter. Wichtig ist auf welcher Höhe der Wasserspiegel ist, denn dies ist das Mass aus welchem man ablesen kann, wann das Gewässer über seine Ufer tritt.

MfG Peter(TOO)

Vielen Dank erstmal.

In dem speziellen Fall kann das aber so nicht sein. Der Bach/Fluss (die Ortsansässigen sind sich da nicht so ganz einig) ist an der betreffenden Stelle knapp 3 Meter breit. Ein Tiefenunterschied von einem Meter zwischen dem Rand und der Mitte bzw. tiefsten Stelle wäre mir da aufgefallen. Der Grund ist an der Stelle sogar recht flach, zwischen Rand und Mitte (hier ist die Mitte auch annähernd die tiefste Stelle) beträgt weniger als 10 cm (Augemaßschätzung). Aber sicher keinen ganzen Meter.
Mit der Schiffbarkeit ist es da nicht weit her, das reicht nur für Spielzeugboote :smile:. Daher wundere ich mich ja, warum man da einen ganzen Meter dazuschummelt…

Hallo Namenloser,

Ich habe kürzlich bei dem hier vorbeifließenden Gewässer so nebenbei auf die Pegelanzeige gesehen. Der Wasserstand lag laut Anzeige bei 138cm.
Das aber konnte nicht sein. Der Grund lag deutlich sichtbar nur wenig unter der Wasseroberfläche. Da ich auf einer Brücke stand, und senkrecht auf die Oberfläche sehen konnte, kann ich verfälschung durch Lichtbrechung ausschließen.

Nun . das kann täuschen.

Das Gehirn lernt, Entfernungen über den unterschiedlichen Blickwinkel der beiden Augen (stereoskopisches Sehen, Parallaxe) abzuschätzen. Das funktioniert erstaunlich gut.

Im vorigrn Jahrtausend, als es noch möglich war, Eisenbahnabteile bei Nachtfahrten bis auf eine schummrige Beleuchtung abzudunkeln, hat man in sehr dunklen Nächten von der Außenwelt oft nur die “vorbeifahrenden“ Lichter wahrgenommen. Trotzdem hatte man eine recht gute Vorstellung von ihrer Verteilung im umgebenden Raum – eine Meisterleistung des Gehirns.

Das funktioniert aber nur unter den gewohnten Bedingungen, also bei Betrachtung von Objekten durch Luft. Darauf ist das Gehirn geeicht. Wenn wir aber Objekte – wie z.B. Steine – senkrecht von oben durch einen Wasserspiegel betrachten, wird das Licht, welches das Objekt in jeweils einem Auge abbildet, beim Übergang von Wasser auf Luft so gebeugt, dass unser Gehirn das Objekt in wesentlich geringerem als dem tatsächlichen Abstand von der Wasseroberfläche lokalisiert.

Ansonsten ist natürlich auch Peters Hinweis auf die Festlegung des Pegel-Nullpunktes anhand der tiefsten Stelle im Flussbett zu bedenken.

Gruß merimies

Hallo Fragegewurm,

Ein
Tiefenunterschied von einem Meter zwischen dem Rand und der
Mitte bzw. tiefsten Stelle wäre mir da aufgefallen.

Wo NULL festgelegt wurde ist eigentlich egal!

Wie ich schon geschrieben hab, verändert sich die Tiefe jedes Gewässers dauernd.
Der Pegel wurde vielleicht einmal vor 100 Jahren festgelegt.
Um die Pegelstände mit einander vergleichen zu können, macht es keinen Sinn, die Tiefe jedes Jahr neu zu bestimmen.

Hier in der Schweiz werden z.B. die Seepegel in Meter über Meer angegeben, haben also keinerlei Bezug zur Tiefe der Seen. Allerdings ist es dadurch einfacher festzustellen, welche Gebiete bei Hochwasser überschwemmt werden.

MfG Peter(TOO)

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Hallo Peter

Wie ich schon geschrieben hab, verändert sich die Tiefe jedes Gewässers dauernd.
Der Pegel wurde vielleicht einmal vor 100 Jahren festgelegt.
Um die Pegelstände mit einander vergleichen zu können, macht es keinen Sinn, die Tiefe jedes Jahr neu zu bestimmen.

Hallo Peter,

Das mit der „historischen“ Festlegung des Nullpunktes mag für Seen und Wasserstandsmaßstäbe an Brückenpfeilern und so stimmen, aber bei Fließgewässern ist ja nicht nur die Höhe des Wasserspiegels interessant, sondern auch die Wasserführung in m³/s, da dieses Maß sowie die momentane Fließgeschwindigkeit bei Hochwassern für die Prognose des Hochwasserverlaufs wichtig ist.

Das einzige dieser Maße, welches sich problemlos kontinuierlich messen lässt, ist der Pegelstand. Daraus lässt sich aber die Fließgeschwindigkeit über Tabellen ermitteln. Kennt man die Fließgeschwindigkeit, den Pegelstand sowie das Profil (Querschnitt) des Gewässers im Bereich des Pegels, so errechnet sich daraus recht einfach sie Wasserführung des Gewässers. Durch die Kenntnis des Profils ist aber der Pegel-Nullpunkt hinreichend genau bestimmbar.

Die Zuordnung der Fließgeschwindigkeit zu den verschiedenen Pegelständen wird einmalig durch Messung festgelegt und in größeren Abständen durch Kontrollmessungen geprüft und ggf. korrigiert.

Wie die Pegelmessstation für meinem „Heimatpegel“ aussieht, zeigt folgender Link:
http://www.hlug.de/wiskiwebpublic/static/stat_116012…

Gruß merimies

Hallo merimies,

Das mit der „historischen“ Festlegung des Nullpunktes mag für
Seen und Wasserstandsmaßstäbe an Brückenpfeilern und so
stimmen, […]

Lies doch mal das UP.

Der Frager steht auf der Brücke und sieht senkrecht auf den Grund…

MfG Peter(TOO)

Hallo,

Daher finde ich den Pegel recht verwirrend. Warum fängt die
Skala am Grund bei ca. 100 cm an, und nicht wie man annehmen
könnte, bei 0? Gibt es einen speziellen Grund den Pegel so
anzubringen?

der Pegel ist irgendwann mal irgendwo angebracht worden - und fertig. Er zeigt weder zwangsläufig die maximale Wassertiefe noch den Wasserstand in der Fahrtrinne an, sondern einfach den Wasserstand am Standort des Pegels.

Weil das der Schiffahrt nicht wirklich weiterhilft, hat man vor 100 Jahren den gleichwertigen Wasserstand (GIW) eingeführt. Der benennt den Pegel, bei dem die durchnittliche Wassertiefe 2,50 Metern beträgt. Für Düsseldorf beträgt der GIW 1,05, bei einem Pegelstand von 1,05 ist mehr als eine Handbreit Wasser unterm Kiel, was erklärt, warum vor 5 Jahren bei einem Pegelstand von unter einem halben Meter immer noch Schiffahrt möglich war.

Gruß
Christian