Pendeln oder Zweitwohnsitz?

Hallo,

ich bin auf der Suche nach Argumenten, die für oder gegen einen Zweitwohnsitz am Arbeitsort bzw. das Pendeln dorthin sprechen.

Folgende Rahmenbedingungen sind gegeben:

  • unverheiratetes Paar ohne Kinder
  • er ist aus beruflichen und privaten Gründen fest an den Hauptwohnsitz gebunden
  • ihr möglicher Arbeitsort liegt zwischen 60 und 70 km entfernt

Wäre es dort sinnvoller, einen Zweitwohnsitz zu suchen oder täglich zu pendeln?

Die Überlegungen gehen natürlich in die finanzielle Richtung (wo bleibt nachher mehr Geld übrig und würde ein Zweitwohnsitz bei einem unverheirateten, kinderlosen Paar überhaupt anerkannt?)
Aber die Frage ist auch, ob es überhaupt menschlich gesehen auf längere Sicht machbar ist, täglich mit dem Auto eine Stunde einfachen Fahrtweg auf sich zu nehmen bzw. nur am Wochenende zuhause zu sein? Hat hier vielleicht jemand Erfahrungen gemacht?

Vielen Dank und liebe Grüße,
Liz

Moin auch,

ich bin mehrere Jahre 70 km (einfacher Weg) gependelt, das geht problemlos. Wegen der Entfernung wuerde ich keinen Zweitwohnsitz nehmen, datt lohnt nich.

Ralph

Hallo,

Aber die Frage ist auch, ob es überhaupt menschlich gesehen
auf längere Sicht machbar ist, täglich mit dem Auto eine
Stunde
einfachen Fahrtweg auf sich zu nehmen

60-70 Kilometer in nur einer Stunde?

Eine Stunde für die einfache Strecke braucht so mancher um einmal quer durch eine deutsche Großstadt zu pendeln. Mit ÖVN inkl. Umsteigen ist eine Stunde nicht viel und mit dem Auto braucht man in der Großstadt für 10 Km schon gerne mal 45 Minuten.

Eine Stunde ist zwar nicht angenehm, aber durchaus im Rahmen des üblichen und erträglichen. Insofern keine Frage, dass man sich dafür keinen Zweitwohnsitz zulegt.

Gruß

S.J.

  • ihr möglicher Arbeitsort liegt zwischen 60 und 70 km entfernt

So ein Anfhartsweg ist hier in NRW gang und gäbe, auch wenn er mir eprsönlich nicht gefallen würde.

Wäre es dort sinnvoller, einen Zweitwohnsitz zu suchen oder täglich zu pendeln?

Die finanziellen Aspekte finde ich nicht erstrangig. Es ist die Frage, wie man mit so einer Situation persönlich umgeht. Ich würde mich für den Zweitwohnsitz entscheiden, kenne aber viele, die solche Wege täglich fahren.

Hallo Liz,

Wäre es dort sinnvoller, einen Zweitwohnsitz zu suchen oder
täglich zu pendeln?

mir käme es dabei auf eine gute öffentliche Verbindung an. So kenne ich jemand, der von Nürnberg nach München pendelt. Bei der Abwägung der Unterschiede auf dem Mietwohnungsmarkt gegen eine Bahncard100 ist da die Entscheidung schnell getroffen. Und mit dem ICE ist man mit einer Stunde je Fahrt gut bedient, wenn vor Ort nicht noch nennenswerte Wege dazu kommen.

Die Überlegungen gehen natürlich in die finanzielle Richtung
(wo bleibt nachher mehr Geld übrig und würde ein Zweitwohnsitz
bei einem unverheirateten, kinderlosen Paar überhaupt
anerkannt?)

Zum Zweitwohnsitz hier http://www.piloh.de/absetzen-zweitwohnsitz.html mehr.

Aber die Frage ist auch, ob es überhaupt menschlich gesehen
auf längere Sicht machbar ist, täglich mit dem Auto eine
Stunde einfachen Fahrtweg auf sich zu nehmen bzw. nur am
Wochenende zuhause zu sein? Hat hier vielleicht jemand
Erfahrungen gemacht?

Täglich mit dem Auto würde ich mir auf keinen Fall antun, das ist tote Zeit. Noch toter als meine eine Stunde pro Weg mit dem Rad, die ich ein Jahr lang unterwegs war. Da hatte ich wenigstens ein Training dabei.

Gruß, Karin

Aber die Frage ist auch, ob es überhaupt menschlich gesehen
auf längere Sicht machbar ist, täglich mit dem Auto eine
Stunde einfachen Fahrtweg auf sich zu nehmen bzw. nur am
Wochenende zuhause zu sein? Hat hier vielleicht jemand
Erfahrungen gemacht?

Ich habe ein Jahr unter der Woche an meinem Arbeitsort gewohnt.
Tatsächlich bestand mein Leben hauptsächlich daraus, dass ich darauf wartete am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen.
Mein Sofa daheim… damals 1 Weg ca. 1,5-2 Stunden hab ich dann doch vermisst.
Und meine Beziehung hat darunter gelitten, dass ich abends nicht da war.

Irgednwann war es mir zu doof und ich hab das pendeln auf mich genommen. Zwischenzeitlich umgezogen und mit 60 Minuten und 75km fühle ich mich richtig komfortabel und daheim stimmt auch wieder alles.

Ich sage: Bei der Entfernung lohnt es sich nicht vor Ort zu ziehen - zumindest nicht für mich.

Gruss HighQ

Hängt davon ab…
Hallöchen,

zusätzlich zu den Dingen, die schon genannt wurden, gibt es noch jede Menge individueller Faktoren.

  • Selbst bei einem äußerst sparsamen Auto mit 5L/100km würe man etwa 30-40 Liter fossile Brennstoffe pro Woche durch den Auspuff jagen. Wer auf seinen „Carbon Footprint“ Wert legt, sollte auch dies berücksichtigen.

  • Bei mir persönlich, ganz subjektiv, ist es so, dass für mich Autofahren ein Höchstmaß an Stress bedeutet. Es gab eine Zeit, da musste ich circa 3-4 Stunden am Tag pendeln, manchmal war ich schon mit den Nerven fertig, bevor ich überhaupt auf der Arbeit war: Darunter hat sowohl meine Leistung als auch meine Familie gelitten. Heute würde ich eher was anmieten.

  • Sind es wirklich bei 60-70km nur eine Stunde? Das hängt natürlich von der Region ab. So, wie ich es kenne, braucht man für eine derartige Strecke eher 2 Stunden im Berufsverkehr, was natürlich selbst beim lockeren 9-17 Job darauf hinaus läuft, dass man doch satte 60 Stunden unterwegs ist. Dadurch fehlen dann tatsächlich 4 Stunden am Tag, die von der Erholung weggehen. Also - Zeit, in der man nicht Sport machen kann, keine frische Luft schnappen kann usw. Auch das geht langfristig auf die Gesundheit (und hatte mir in 2 Jahren tatsächlich +15kg Körpergewicht mangels Bewegung beschert - worüber meine „bessere Hälfte“ dann auch nicht glücklich war)

  • Allein aufgrund der hohen Spritpreise ist es mittlerweile billiger, ein Zimmerchen (~20 m²) zu mieten und 4 Tage lang zu bewohnen, als täglich zu pendeln. Hinzu kommt die deutlich geringere Abnutzung des Fahrzeugs.
    Vermutlich würde 60km Pendelstrecke alle 4-5 Jahre ein neues Auto bedeuten. Wer gerne neue Autos fährt (und zahlt) dem ist das sicherlich nicht so wichtig. Wer gerne seinen Wagen etwas länger hätte, sollte auch das erwägen.
    Bei den Autos, die ich so fahre, würde Pendeln Mehrkosten in Höhe von etwa €1500 pro Jahr bedeuten - verglichen mit dem Zweitwohnsitz.

  • Was hat man für einen Job?
    Würde ich also in der beschriebenen Situation eine Zweitwohnung mieten und 4x10h arbeiten, hätte ich ein 3-Tage-Wochenende, wohingegen Pendeln bedeuten würde, dass ich 5 Tage lang außer Reisen, Arbeiten und Schlafen gar nichts tue und auch außer Anwesenheit nicht wirkich etwas für die Familie tun kann.
    Effektiv würde ich also jede Woche einen Tag an die Autobahn verschenken.
    Was lässt der Arbeitgeber hier zu? Ist er hier flexibel?

So, das waren meine persönlichen Hinweise.
Ganz subjektiv würde ich in einer solchen Situation eher umziehen als pendeln. Aber andere Menschen nehmen die Welt anders wahr und leben/arbeiten in anderen Umständen.

Gruß,
Michael

kommt drauf an…
Moin,

alle bisherigen Argumente können jeder für sich stichhaltig und passend… oder eben völlig abwegig sein… hängt eben von so vielen individuellen Faktoren ab…

-Habe ich einen Beruf, der meine volle Konzentration erfordert und/oder stark belastet (psychisch/körperlich)?

-Wie sind die Arbeitszeiten? Winterzeit beachten! Muss man vielleicht ggf. wegen frühen Dienstbeginns schon um 4 Uhr auf ungestreuten STraßen unterwegs sein?

-Wie sehen die Arbeitszeiten vom Partner aus? Wäre ich schon/noch auf der Straße, wenn er/sie schon zu Hause vor dem TV liegt und chillt?

-Wie „eng“ ist die Beziehung? Ist es vielleicht ganz angenehm, sich nicht jeden Tag zu sehen, um dafür die „kürzere“ Zeit des Wochenendes dafür sehr „intensiv“ zu erleben/geniessen?

Die Fragestellungen könnte man sicher noch um einiges erweitern…

Ich persönlich habe „beide Varianten“ durch… täglich 64km gependelt (überwiegend Autobahn und wegen Nachtdienst immer „gegen den Strom“ der Pendler…sodaß ich wirklich nur 45 min unterwegs war), als auch eine Fern/Wochenendehe mit 330km Entfernung und Wohnung am Arbeitsort…

Es hatten beide Versionen gewissen Vorteile/Reize…aber natürlich auch Nachteile…

Bei der Pendelei im Nachtdienst war es egal… meine Partnerin ist fast ins Bett gegangen, wenn ich losgefahren bin… morgens war ich daheime zum gemeinsamen Frühstück…sie dann zur Uni, ich ins Bett…
Konnte mich während der Autofahrt wunderbar entspannen bei lauter Musik…sodass ich die Probleme meines Arbeitsplatzes bis zu Hause hinter mir gelassen hatte…und die Zeit geniessen konnte…

Bei der Fernehe habe ich es tatsächlich so gehalten, dass ich oft 4 Tage a 10 Std. gearbeitet habe um dann schon donnerstags „heim“ fahren zu können…oder 4x9 und freitags nur noch 4 Std, um schon um 12 auf der Autobahn oder später dann im ICE sitzen zu können…

Die „Alltagsprobleme“ wie Haushalt und andere Dinge waren in der ARbeitswohnung und im Heim erledigt und man hat die gemeinsame freie Zeit gut und intensiv genutzt…
Hier fand ich es aber immer blöde, wenn ich z. B. montags schon einen frühen Termin hatte und daher schon sonntags wieder zum Arbeitsort fahren musste…man lebte mit dem Blick auf die Uhr und dem Ärger „schon wieder weg zu müssen“…

Der Blick auf die Finanzen ist sicherlich auch wichtig…aber nicht immer unbedingt alles…

Gruß
MG