Meine Kritik (Mini-Spoiler)
Hallo,
auch ich hatte soeben noch mein Handtuch um die Schultern geschwungen und war im Anhalter. Meine Kritik in einem Wort: Angucken!
Ok, zugegeben, das ist ein wenig sehr pauschal, immerhin gibt es die unterschiedlichsten Gruppen bei den Kinogängern, die man nicht alle über einen Kamm scheren sollte. Im Wesentlichen würde ich drei Gruppen unterscheiden:
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Haben noch nie etwas vom Anhalter gehört
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Haben mal den Anhalter gelesen, wissen aber zumindest „die Antwort“
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Kennen den Anhalter in und auswendig, ebenso das Hörspiel, die BBC-Serie, das Theaterstück, gehen mit Handtuch ins Kino…
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Du magst lustige Filme, kannst über Slapstick lachen, brauchst keine allzu logische Story. Kurz: Du magst Filme zum lachen, bei denen man nicht die ganze Zeit nachdenken muss? Angucken! Die Dialoge sind kurzweilig, die Story ist meist nachvollziehbar, die Special Effects sind entspannend ruhig und überfordern das Auge nicht. Du brauchst den Anhalter nicht zu kennen, Du wirst einen Anhalter kennen lernen, der Dir vielleicht sogar Lust auf mehr macht. Wenn nicht, auch nicht schlimm.
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OK, die Antwort an sich kennst Du, auch die grobe Story – Vogonen, Don’t Panic, Delfine und so. Dir wird der Film gefallen, denke ich. Ein paar Stellen kommen Dir sicherlich seltsam vor, ein paar Charaktere auch, aber hey! Ist ja auch was her, dass Du den Hitchhiker gelesen hast, und man kann sich ja auch nicht an jede Szene erinnern. OK, ein paar Dialoge vermisst Du schon, die Dir noch bekannt sind, aber an sich ist der Film kurzweilig genug, um nicht einzuschlafen. Außerdem sitzt neben Dir ein Typ der Gruppe 1 der sich auf die Schenkel schlägt – kann so schlecht ja nicht sein. Und immerhin kannst Du wissend die Antwort murmeln, bevor Deep Thought mit seiner (ihrer?!!?) unsäglichen Stimme dazu anhebt.
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„Macht’s gut, und danke für den vielen Fisch“ – „vielen“?!?! WIE BITTE? Toll, Anfang versemmelt, wenn das so weitergeht. Aber irgendwie kommt man dann doch in den Film. Ehrlich, gar nicht schlecht gemacht, wenn man sich nur irgendwann von der Idee verabschiedet, eine Verfilmung des Romans zu sehen. Aber mal ehrlich: das ursprüngliche Hörspiel war doch auch in vielen Plots ganz anders als die Buchversion, das Theaterstück hatte mit beiden nicht viel zu tun und war trotzdem genial (Theater im Hof, Köln, war echt spitze!), und die BBC-Serie hatte ihren Charme vor allen Dingen auf Grund ihrer Machart.
Zumindest ich kenne die Bücher in- und auswendig, habe das Hörspiel mehrfach gehört, hatte ein Handtuch dabei. Und ich hatte meinen Spaß! Hier und da hätte ich mir ein paar mehr Zitate aus dem Roman gewünscht, One-Liner, die einfach dazu gehören und nicht viel Zeit in Anspruch genommen hätten. Dafür ein bisschen weniger Slapstick hier und da, unnötig für Leute die wissen, wo ihr Handtuch hängt, aber wahrscheinlich einfach notwendig für Erdlinge, die einige In-Gags nicht verstehen. Meine Sitznachbarinnen (links Gruppe 1, rechts Gruppe 2) guckten mich völlig entgeistert an, als ich recht herzhaft lachen musste, weil ein den BBC-Kennern bekannter Roboter mehrfach im Bild zu sehen ist.
Der Plot, naja, hat nicht viel mit dem Buch zu tun, aber das ist gar nicht so schlimm! Denn, und das muss man Garth Jenning zu Gute halten: Auch der Anhalter-Fan kennt die Story nicht immer, findet sich zwar immer wieder an bekannten Schauplätzen mit „Aha-Erlebnissen“ ein, hat aber trotzdem einen Grund, die Story mitzuverfolgen.
Die Leistung der Schauspieler fand ich durchweg angemessen, hier und da hätte ich eine andere Maske eingesetzt, insbesondere Slartibartfast sieht in meine Vorstellung anders aus. Marvin, naja… Erstaunlich, wie man mit der Maske tatsächlich so gut die Depressionen darstellen kann! Ok… Musik passt, das Intro-Lied ist eine nette Idee, aber hart an der „Nerv-Grenze“. Interessante Idee, Naturbilder einzufügen, nach „Die letzten ihrer Art“ bin ich sicher, dass Douglas Adams das gefallen hätte. Wie übrigens der ganze Film, glaube ich.
Ergo: Angucken!
Viel Spaß wünscht
Christian