Persilschein

Hallo,

völlige Narrenfreiheit genießt wohl einer, der einen Persilschein hat.
Woher kommt dieser Begriff?
Hat er wirklich etwas mit dem Waschpulver zu tun?

schon jetzt Danke für die Antworten,

Claudia

Hallo,

völlige Narrenfreiheit genießt wohl einer, der einen
Persilschein hat.
Woher kommt dieser Begriff?
Hat er wirklich etwas mit dem Waschpulver zu tun?

Hallo Claudia.
Ja, hat es. Schon in den 30er-Jahren lautete die Werbung:„Blütenweiß mit Persil“.
Hinzu kommt die Assoziation mit der ‚Weißen Weste‘. Den Persilschein bekommen bedeutet daher eigentlich: Jemand der sich offensichtlich etwas zu Schulden hat kommen lassen, wird von kompetenter Seite (Politik, Justiz, Organisationen oder auch von der Öffentlichkeit) ungerechtfertigt entlastet oder ‚freigesprochen‘, d.h. er (sie) entzieht sich seiner (ihrer) Verantwortung. Also die Weste ist wieder blütenweiß.
Vollkommene Narrenfreiheit wird (wurde) mit dem Hinweis auf den § 51, StGB angedeutet. Der besagte, daß geistig gestörte Personen, deren Krankheit amtsärztlich festgestellt war, strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden konnten. Sie hatten ‚den Schein‘, ‚den Paragrafen‘ oder einfach nur ‚den 51er‘.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Hallo Alexander,

mir ist, als sei der Begriff erstmals nach 1945 populär geworden, und zwar im Zusammenhang mit der Einstufung „unbelastet“ oder „Mitläufer“ durch die Spruchkammer.

Schöne Grüße

MM

So ist es!

Hallo Alexander,

mir ist, als sei der Begriff erstmals nach 1945 populär
geworden, und zwar im Zusammenhang mit der Einstufung
„unbelastet“ oder „Mitläufer“ durch die Spruchkammer.

Der Begriff stammt aus der Zeit der „Entnazifizierung“ nach dem 2. Weltkrieg.
Wenn dagegen jemand als nicht zurechnungsfähig gilt dann hat er einen sog. „Jagdschein“.
Wo das allerdings herkommt - keine Ahnung.

Grüße Günther

Hallo !

Den Persilschein geschickt kriegen: den Gestellungsbefehl erhalten; während des 2. Weltkriegs aufgekommen. Die Redensart knüpft an die Gepflogenheit der Wehrpflichtigen an, beim Einrücken in die Kasernen ihre Wäsche in Kartons mitzubringen, in denen die Einzelhändler das Waschmittel Persil bezogen hatten. Nach 1945 gebrauchte man den Ausdruck Persilschein im Zusammenhang mit der Entnazifizierung für die schriftliche Bestätigung einer makellosen politischen Vergangenheit; wie durch ein Waschmittel wurde der tatsächlich oder vermeintlich Belastete gewissermaßen weiß gewaschen, deshalb die Wendungen: Einen Persilschein erhalten und Jemandem einen Persilschein ausstellen. Wer einen Persilschein hatte, der hatte wieder eine ‚Weiße Weste‘, Weste.
Auch heute wird die Floskel im politischen Fachjargon verwendet, vor allem als Umschreibung für Vetterleswirtschaft oder auch Heuchelei ( Vetter).
Der Name ‚Persil‘ setzt sich aus den Anfangssilben der beiden Hauptbestandteile des Waschpulvers, nämlich aus Perborat und Silikat, zusammen.
Der sprichwörtlich gewordene Werbeslogan ‚Persil bleibt Persil‘ stammt von Elli Heuss-Knapp, der Gattin des ersten Bundespräsidenten.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Persilschein, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4585 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1150 ff.) © Verlag Herder]

Gruß Max

So ist es nicht!
Hallo !

Den Persilschein bekamen die Gezogenen als Gestellungsbefehl.

Gruß max

Hallo !

Den Persilschein bekamen die Gezogenen als Gestellungsbefehl.

Gruß max

müßte Dein Veto lauten.

Hallo Max,

die seit 1946 speziell eingerichteten Spruchkammern zur Entnazifizierung auf der Grundlage des „Gesetzes Nr. 104 zur Befreiung von Nationalismus und Militarismus“, wurden durch eine Unmenge von Bagatellverfahren aufgehalten. Die um sich greifende „Persilschein“-Korruption bestand in der Möglichkeit der Belasteten, sich gegenseitig zu entlasten (Mitläuferfrabriken) und sich „Persilscheine“ auszustellten. 1954 wurden die Entnazifizierungsverfahren mit dem Rückzug der Westalliirten beendet.

Grüße von Rollifern

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Die Frage!

Die Frage war, wo die Bezeichnung enstand!

Und erzähl mir nichts über die Entnazifizierung! Ich habe meinen Vater damals beim Ausfüllen geholfen und er war schnell kein Nazi mehr.
Auf jeden Fall war der Papierkram weitaus geringer, als der heutige.

gruß max

Nur noch eine Frage :

Welcher „Rückzug“ der Westalliierten?
Du meinst doch wohl die Souveränität der Bundesrepublik!

Gruß max

Hallo Max,

nun noch einmal zur Chronologie der postings:
Martin ist der Begriff „Persilschein“ erstmals nach Kriegsende im Zusammenhang mit „unbelastet“ oder „Mitläufer“ populär geworden.

Günther gibt ihm recht und schreibt von der Zeit der „Entnazifizierung“ nach dem 2.Weltkrieg.

Du schreibst im Thema: So ist es nicht… und beziehst Dich aber auf die Ausgangsfrage.

Mit meinem Thema: So ist es auch, versuchte ich die Richtigkeit der Verwendung des Ausdrucks „Persilschein“, in Zusammenhang mit Günther und Martin, als richtig zu bestätigen!

Und erzähl mir nichts über die Entnazifizierung!

…nichts, was nicht im Bezug zum „Persilschein“ steht!!!

Ich habe
meinen Vater damals beim Ausfüllen geholfen und er war schnell
kein Nazi mehr.
Auf jeden Fall war der Papierkram weitaus geringer, als der
heutige.

gruß max

Also, noch einmal, weder Günther, noch Martin, noch ich haben jemals in Abrede gestellt, dass Du mit Deinem Beitrag nicht recht hast! Oder?

Tiiiief einatmen und den Ball flach halten O.K.?

Grüße von Rollifern

2 Like

…Auflösung der Spruchkammern!

Gruß Rollifern

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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Hi

völlige Narrenfreiheit genießt wohl einer, der einen
Persilschein hat.

das ist wohl eher jemand mit Jagdschein…

HH

Hallo,

Schau mal hier! Vielleicht hilft das weiter!
http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis…
Gruß
Renate