Hallo, Carolin,
zum Beleidigen gehören immer zwei: einer der beleidigt und ein anderer, der sich beleidigt fühlt.
Wenn mir jemand Faulheit vorwirft ist das zunächst einmal eine Aussage, die mich herabsetzt, sofern dieser Vorwurf nicht durch objektive Argumente belegt wird.
Wenn ich nun darauf unwirsch reagiere, kann diese Angelegenheit natürlich eskalieren, besonders wenn sie rein schriftlich ausgetragen wird.
Man muss immer dabei im Hinterkopf behalten, dass bei einer schriftlichen Kommunikation nur ein geringer Teil der Gesamtinformation übertragen wird. Körpersprache, Mimik, Gestik, Gesichtsausdruch, Stimmlage bringen in vielen Situationen mehr Informationen herüber, als dies die reinen Worte tun.
Es empfiehlt sich also, die reinen Worte nicht auf die Goldwaage zu legen und mit einem (gedachten) „Uui, wie ist der denn drauf!“ über solche Anwürfe hinwegzugehen, anstatt mit harschen Worten die Sache weiterzutreiben und weiter anzuheizen. Dann ist es manchmal besser, nicht zu antworten und die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Diese Situation beschreibt Eugen Roth in einem Gedicht, von dem ich allerdings nur den Anfang noch auswendig zusammenkriege:
Ein Mensch schreibt, mitternächtig tief,
an die Geliebte einen Brief,
der schwül und voller Nachtgefühl.
Sie aber kriegt ihn morgenkühl,
liest gähnend ihn - und wirft ihn weg.
Man sieht, der Brief verfehlt den Zweck.
…
Leicht kommt es also zu Mißverständnissen, wenn man sich nur auf das geschriebene Wort beschränkt.
Gruß
Eckard