Persönlichkeit und Selbstbewusstsein

Mahlzeit zusammen,

ich wollte mal wissen, was es mit der Persönlichkeit eines Menschen auf sich hat. Ich meine, also Pers. ist ja im wesentlichen Sinne erst einmal die Summe unserer zeitlich stabilen Verhaltensgewohnheiten und Verhaltensmuster. Nur verhalten wir uns ja nicht grundlos so wie wir es eben tun, sondern vielmehr aufgrund unserer Verhältnisse, Ausstattung, Veranlagung, Umstände, Erziehung und Elternhaus, Herkunft, Mentalität, Charakter- und Wesensmerkmale, usw.

Was ist aber, wenn die Verhältnisse, Ausstattung und Umstände eher nicht so glücklich waren? Wenn man als Kind und junger Jugendlicher z.B. dick und/oder klein, dumm, arm, vernachlässigt und/oder schwerbehindert (körperlich) war. Und deshalb vielleicht gehänselt und gemobbt wurde? Infolgedessen vielleicht zum Einzelgänger und Außenseiter wurde. Hat man dann trotzdem eine faire Chance, eine starke und ausgeglichene Persönlichkeit zu entwickeln? Und ein gesundes Selbstbewusstsein? Gerade auch bei andauernder Vernachlässigung durch Bezugspersonen? Ich meine, wie viel an Beitrag dazu wird von außen gemacht, auch später noch im Erwachsenenalter (Akzeptanz, Respekt, Ernstgenommen werden, Achtung und Dazugehörigkeit) und wie viel an Beitrag dazu kann man sich selbst machen, - also aus sich selbst herausholen?

Natürlich muss man sich als erstes einmal selbst annehmen und akzeptieren, so wie man ist und so wie es ist. Erst dann kann man so gefestigt auf die Straße treten und von anderen angenommen und akzeptiert werden. Das ist mir schon klar. Trotzdem beschäftigen mich diese Fragen.

Ich meine nehmen wir als Beispiel einen finanziell und materiell armen, körperlich schwerbehinderten, dicken Menschen ohne Ausbildung. Und er fühlt sich schlecht und minderwertig. Zurecht? Nun ja, er wird diskriminiert und ausgegrenzt… Dann macht dieser Mensch eine Wandlung durch (z.B. Psychotherapie) und wird stark in seinem Auftreten und sehr selbstbewusst, obwohl sich seine Verhältnisse, Lage, Umstände und Ausstattung nicht verändert haben. Jedoch: Er wird weiterhin diskriminiert und ausgegrenzt. Jetzt fühlt er sich zwar nicht mehr minderwertig und schlecht aufgrund seiner Verhältnisse, Lage, Umstände und Ausstattung, sondern nun aufgrund der Tatsache, dass man ihn weiterhin diskriminiert und ausgrenzt. Er bekommt nicht mal einen Ausbildungsplatz angeboten. Wo ist also der Unterschied?

Und natürlich beeinflusst sein Fühlen wiederum sein Verhalten und Auftreten und schließlich auf Dauer wiederum sein Selbstwerterleben und seine Persönlichkeit.

Hat man unter solchen Bedingungen eine faire Chance auf eine stabile, intakte und ausgeglichene Persönlichkeit? Und auf ein starkes Selbstbewusstsein?

Danke und Gruß,
Yedi386

Eine faire Chance hat keiner. Du hast genauso eine Chance wie alle anderen. Du musst sie nur erkennen und etwas für dich tun, was du meinst tun zu müssen. Höre auf dich und deine innere Stimme. MfG

Hallo Yedi,

das große Problem einer Person, wie du sie beschreibst, dürfte ihr Selbstmitleid sein. Wer ein Leben lang glaubt, dass andere ihn nicht mögen, wird irgendwann den Punkt erreichen, an dem er gar nicht mehr erkennen kann, wenn ihn jemand gern hat.

Aus diesem Dilemma hilft manchmal, bewusst andere zu mögen und ihnen das auch zu zeigen. Das simple Unternehmen, wildfremde Menschen anzulächeln und freundlich zu grüßen, bringt bereits erstaunliche Reaktionen zutage. Wenn es dann noch gelingt, sich über die zu freuen, die positiv reagieren, statt über die zu weinen, die es nicht tun, ist das nach meiner Überzeugung ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Wenn man anderen Menschen freundliche und offene Angebote macht, sind die Chancen auf positibe Resonanzen in jedem Fall deutlich höher, als wenn man in der Ecke hockt und darauf wartet, dass einen endlich jemand rettet. Andere Menschen kann man nicht ändern. Sich selbst schon.

Schöne Grüße,
Jule

Hhhhhhhmmmmmmmmm…

Eine faire Chance hat keiner. Du hast genauso eine Chance wie
alle anderen. Du musst sie nur erkennen und etwas für dich
tun, was du meinst tun zu müssen. Höre auf dich und deine
innere Stimme. MfG

Okay. Ist zwar nett gemeint und mit der inneren Stimme auch sehr wichtig, aber insgesamt wohl doch eher leicht gesagt und schwer getan. Zudem glaube ich nicht, dass Dir Hartz-IV Kinder oder Menschen mit Migrationshintergrund oder Schwerbehinderte da unbedingt zustimmen würden. Menschen, für die Chancengleichheit und Verhältnisgleichheit nur Fremdworte sind. Ich glaube zwar auch, dass jeder Mensch irgendwelche Stärken hat (wenigstens eine), - aber längst nicht jeder hat auch die Mittel und Möglichkeiten, die Anleitung und Unterstützung, seine persönlichen Stärken auszubilden und später einzusetzen. Man könnte ja auch zu den Hungerkindern in der 3. Welt sagen: Eine Chance hat jeder (wie alle anderen)! Nein, da kann ich wirklich nicht so ganz zustimmen…

Gruß,
Yedi386

Ja okay, aber -

Hallo Yedi,

Hallo Jule,
vielen Dank für Deine Antwort. =)

das große Problem einer Person, wie du sie beschreibst, dürfte
ihr Selbstmitleid sein.

Sagen wir lieber „Angst“ und „Trotz“ (Überforderung) und „Abschottung“ (aus Selbstschutz) anstatt „Selbstmitleid“.

Wer ein Leben lang glaubt, dass andere ihn nicht mögen, wird :irgendwann den Punkt erreichen, an dem er gar nicht mehr erkennen :kann, wenn ihn jemand gern hat.

Sagen wir lieber „spürt“ und „erlebt hat“, anstatt „glaubt“, aber Deine Aussage habe ich im Kern verstanden.

Aus diesem Dilemma hilft manchmal, bewusst andere zu mögen und
ihnen das auch zu zeigen. Das simple Unternehmen, wildfremde
Menschen anzulächeln und freundlich zu grüßen, bringt bereits
erstaunliche Reaktionen zutage. Wenn es dann noch gelingt,
sich über die zu freuen, die positiv reagieren, statt über die
zu weinen, die es nicht tun, ist das nach meiner Überzeugung
ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Ja, das klingt echt gut. :smiley:

Wenn man anderen Menschen freundliche und offene Angebote
macht, sind die Chancen auf positibe Resonanzen in jedem Fall
deutlich höher, als wenn man in der Ecke hockt und darauf
wartet, dass einen endlich jemand rettet. Andere Menschen kann
man nicht ändern. Sich selbst schon.

Man kann auch andere Menschen ändern. Nur die müssen das auch wollen. Ansonsten wäre z.B. jede Therapie und jede Beziehungsarbeit in einer Partnerschaft völlig zwecklos.

Schöne Grüße,
Jule

Na gut, Versuch macht kluch. Und Selbstbewusstsein soll ja angeblich auch wachsen können mit neuen, anderen, positiven Erfahrungen und Erlebnissen. =)

Schöne Grüße,
Yedi386

Hallo Yedi,

Sagen wir lieber „Angst“ und „Trotz“ (Überforderung) und „Abschottung“ (aus Selbstschutz) anstatt „Selbstmitleid“.

Das klingt netter, zeigt aber genau das Problem: Der Betroffene ist gefangen in seiner egozentrischen, bemitleidenden Wahrnehmung. Mögen tut er das nicht, aber wichtig wäre, dass er erkennt, dass genau diese ihn an einer Weiterentwicklung hindert. Er wittert hinter jedwedem Verhalten Ablehnung und unterstellt schnell Böswilligkeit auf der anderen Seite.

Man kann auch andere Menschen ändern. Nur die müssen das auch wollen. Ansonsten wäre z.B. jede Therapie und jede Beziehungsarbeit in einer Partnerschaft völlig zwecklos.

Auch dann ändert man aber nicht von außen andere Menschen, sondern diese ändern sich selbst. Anders funktioniert das nicht.

Schöne Grüße,
Jule

2 „Gefällt mir“