Hallo Wiz,
danke für deine Antwort.
eine Vorsorgevollmacht muss grundsätzlich nicht notariell
erstellt werden. D.h. wo hier kein Kläger da zunächst einmal
kein Richter, wenn jetzt eine Vollmacht privatschriftlich
abgefasst wird und alle mitspielen. Der Notar ist nur nötig,
wenn die Vollmacht z.B. Grundstücksgeschäfte oder
registergerichtliche Angelegenheiten umfassen soll. Da kann
man aber dann auch im konkreten Fall des Falles bei Gericht
vorstellig werden.
Und genau da haben wir die Vermutung, dass meine Schwiegermutter nicht mitspielt. Sie sieht es nicht so, dass sie Hilfe benötigt. Sie hat uns immer erzählt, dass der älteste Sohn auf alle Banken und Versicherungen Zugriff hat, es stimmt aber nicht. Sie erzählt uns, dass sie regelmäßig zum Arzt geht und alles scheinbar ok ist, wir haben mitbekommen, dass sie seit Monaten, wenn nicht seit mindestens 1,5 Jahren nicht mehr beim Arzt war. Ihre eigenen Worte, als sie mal nicht aufgepasst hat: Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, dann denkt der ich bin eine fremde Frau.
Zudem sollte natürlich schnellstmöglich auch bei der Bank eine
Vollmacht vereinbart werden.
Ich hoffe, dass wir wenigstens das hinbekommen. Meine Schwiegermutter merkt ja auch, dass es nicht mehr so ist wie früher und na ja, sie will selbst bestimmen, da sie sich nicht ins Leben reden lassen möchte. Vor allem nicht, was ein selbstständiges Alleineleben anbelangt. Wir haben ihr schon angeboten, dass sie von Caritas oder wem auch immer einmal am Tag Essen und Besuch bekommt (auch damit eine weitere Person ohne Emotionen sie beurteilen kann) alles wird abgelehnt. Auch Besuch von Freunden, weder bei ihr, noch geht sie noch irgendwo hin. Sie sagt, sie hätte das Recht auf ihre Altersturheit, aber ich denke, dass sie sich nicht mehr zurechtfindet. Auch den Nachbarn ist es schon aufgefallen. So hatte sie neulich Geburtstag, eine Nachbarin brachte ihr Pralinen. Sie hat sich bedankt, diese auf den Tisch gelegt und keine 2 Minuten später nicht mehr gewusst so die Pralinen herkommen.
Geht dies alles nicht einvernehmlich bleibt nur der Weg zum
Gericht in Form einer Betreuungsanregung, wobei sich einer der
Angehörigen als Betreuer anbieten kann und dann im Normalfall
auch bestimmt wird. Bei größeren Vermögen sollte dies aber
jemand sein, der nicht Erbe nach den Betreuten wird. Damit
haben die Gerichte oft ein Problem.
Größeres Vermögen gibt es nicht, was da ist reicht vielleicht für ein halbes Jahr oder vielleicht auch ein Jahr an Betreuungskosten. Ich schätz die Summe mal auf weit unter 10.000 Euro. Ich dachte bisher auch würde eher einen der Söhne als Betreuer haben wollen, aber ich bin mir hier ehrlich nicht mehr sicher. Sie blockt total ab, wenn wir mit ihr über Ärzte, Medikamente, Essen auf Rädern, Einkaufshilfe, Schlüssel für die Nachbarin, Kehrwoche, was auch immer reden (witzig ist nur, den Schlüssel von der Nachbarin hat sie, falls mal was sein sollte, ihren selbst will sie nicht hergeben). Sie möchte sich nicht kontrollieren und bestimmen lassen.
Rein praktisch muss man überlegen inwieweit und mit welchen
Hilfsmitteln dann ein Verbleib in der eigenen Wohnung möglich
ist.
Ich denke, mit Hilfe wird es noch ein paar Monate gutgehen, aber ich weiss nicht wie lange. Und wie oben geschrieben, sie lehnt eigentlich alle Hilfe ab. Sie möchte noch nicht mal, dass wir selber mal für sie einkaufen gehen. So hatte sie z.B. an ihrem Geburtstag weder Getränke noch Toilettenpapier zu Hause hat sich aber gewehrt als man es ihr schnell kaufen wollte. Sie könnte das ganz gut noch alleine…
Um dies abschätzen zu können braucht man auf jeden Fall
eine anständige Diagnose. Ggf. lässt sich ja auch medizinisch
noch etwas retten.
Und wie beginnt die, den Hausarzt, oder gleich jemand der sich mit Alterskrankheiten auskennt. Den Hausarzt meidet sie wie gesagt seit Monaten, einen fremden Arzt wird sie vielleicht gar nicht erst in die Wohnung lassen. Und sie zum Arzt zu bringen geht auch schief, wir haben es versucht, sie hat daraufhin behauptet nicht aus dem Haus zu können, wegen Durchfall.
BTW: Die Sache mit der Wahrnehmung betrifft weniger Männlein
oder Weiblein als vielmehr enge Angehörige und
„hinzugekommene“. Das ist wie mit der Wohnung die längst schon
mal gestrichen gehörte. Wenn man täglich dort ist, sieht man
die schleichende Veränderung einfach nicht, da die
Unterschiede zwischen den einzelnen Tagen zu gering sind. Nur
wer in die vor zehn Jahren zuletzt gestrichene Wohnung
erstmals hinein kommt, bemerkt sofort, wie dringend
sanierungsbedürftig sie ist.
Ich, bzw. wir haben halt Angst, dass sie irgendwann den Herd anlässt (daher wollen wir das mit dem Essen auf Rädern ja auch organisieren) oder vielleicht mal auch jemanden angreift. Es ist ja vielleicht noch nett, dass sie Autos als Menschen die ein Spiel spielen ansieht, aber sie erzählt auch von Drohanrufen, davon das Fremde in der Wohnung waren usw. Also von Situationen in denen sie sich bedroht fühlt. Was passiert wenn sie vielleicht wirklich mal jemanden angreift, den Herd anlässt oder sonst was?
Auch möchte sie nicht, dass man sie besuchen kommt. Wenn dann muss man es überraschend machen. Aber dann hat man auch immer das Gefühl man dringt in ihr privatestes ein.
Am Sonntag ist wieder mal Brüderbesprechung diesmal mit Frauen, mal sehen was dabei rauskommt. Und wie es weitergeht. Und vor allem, ich finde rein gefühlsmäßig, man sollte mal meine Schwiegermutter darauf hinweisen, dass man überlegt, wie man ihr helfen kann. Aber keiner der Brüder traut sich das, auch weil man falls ein Arzt ins Haus kommt, sie neutral bewerten lassen will und nicht, dass sie sich darauf vorbereitet, oder denke ich da falsch?
Ich glaube egal wie wir es machen, es wird immer falsch sein, aber wir können die Zeit nicht zurückdrehen.
Grüe Ute