Hallo anin1985,
unzweifelhaft haben Sie mit der Neukonzeption der Personalplanung nicht nur eine interessante, sondern auch höchst anspruchsvolle Aufgabe übernommen - herzlichen Glückwunsch dazu!
Nun geht es Ihnen darum, die zukünftigen personalwirtschaftlichen Anforderungen des Unternehmens aufzunehmen. Wie viele Mitarbeiter brauchen wir in 1, 2, 3 und 5 Jahren? Was müssen diese können?
Diese Soll-Zustände hinsichtlich der Personalquantität und Personalqualität wollen Sie mit der projizierten personellen Ist-Entwicklung vergleichen. Und personalwirtschaftliche Bedarfe ableiten, die das Ergreifen von Maßnahmen zu bestimmten Zeitpunkten verlangen.
IST
Zuerst einmal benötigen Sie Wissen über den augenblicklichen Ist-Zustand. Hierbei, und auch für den späteren Soll-Ist-Vergleich, nutzen Sie bei der quantitativen Personalplanung das FTE (Full Time Equivalent) als Maßeinheit, bei der qualitativen Personalplanung das Potenzial (Qualifikationen, Kompetenzen) der Belegschaft.
Was an personalwirtschaftlichen Ist-Daten vorhanden ist, erfahren Sie bei dem Personalleiter. Anhand von Kennziffern, die Ihnen der Personalleiter geben können sollte (Potenzial, Performanz, Fluktuationsquote, demografische Angaben u.v.m.), ermitteln Sie den Ist-Zustand und berechnen die Entwicklung des Ist-Zustands für den gewünschten Zeithorizont: So, wie er sich entwickeln würde, „wenn man nichts täte.“
Wenn bislang „über´n Daumen“ geplant wurde, liegen vermutlich nur wenige der Daten vor, die Sie für eine verlässliche Projektion in die Zukunft benötigen. Dann müssen auch diese von Ihnen (mithilfe der Führungskräfte) individuell auf Mitarbeiterebene erhoben und aggregiert werden.
SOLL
Doch wie wird sich das Soll entwickeln? Welche Produkte und Services - mithin: welche Bereiche - des Unternehmens werden sich künftig positiv entwickeln, welche eher rückläufig? Welche Strategie verfolgt das Unternehmen mittel- und langfristig? Welcher Personalbedarf ergibt sich hieraus in qualitativer und quantitativer Hinsicht und zu welchen Zeitpunkten?
Als hilfreiche Tools nutze ich gern die Portfoliotechnik (SGE- und Personalportfolien), ferner die Szenario-Analyse. Sie können aber auch andere strategische Planungsinstrumente verwenden, die bereits in Ihrem Unternehmen Anwendung finden.
Ihr Ansprechpartner für die Fragen zur strategischen Geschäftsentwicklung wird in erster Linie die Unternehmensleitung sein. Möglicherweise sind auf der GF-Ebene bereits strategische Entscheidungen über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens gefallen, die Sie kennen sollten. Der erste Schritt: Beginnen Sie hier mit der Erhebung der für Ihr Projekt relevanten Soll-Daten aus der Geschäftsplanung und klären Sie dabei Ihren Auftrag genau. Bringen Sie direkt dort auch in Erfahrung, wo im Unternehmen Sie weitere Informationen erhalten.
Aus der Geschäftsplanung haben Sie die qualitativen und quantitativen Soll-Daten der Personalplanung abzuleiten. Dafür benötigen Sie Informationen, über die die BL und HAL verfügen sollten. Wenn beispielsweise geplante Performancesteigerungen auf Investitionen in den Maschinenpark beruhen: Wird hierfür zusätzliches Personal erforderlich? Oder wird hierdurch Personal frei?
Auf diese Weise ermitteln Sie bereichsweise personalwirtschaftliche Soll-Daten. In manchen Bereichen werden Sie tiefer gehen müssen, um alle erforderlichen Informationen zu bekommen: auf Abteilungs-, vielleicht sogar Gruppen- bzw. Schichtebene.
Für Ihre systematische Planung:
- Eckpfeiler setzen mit der GF, das Projekt mit der GF definieren (Projektziele, Projektmanagement, Projektplanung etc.)
- Sichtung der vorhandenen Soll- und Ist-Daten: Was ist da? Was fehlt?
- Erhebung der fehlenden Daten
- Analyse der Daten auf Soll- und Ist-Ebene, Zeitreihe, qualitativ und quantitativ
- Ermittlung denkbarer Maßnahmen mit Zeitpunkten bzw. Auslösern (kritische Ereignisse)
- Auswahl der Maßnahmen
- Umsetzung der Maßnahmen, nach jeder Maßnahme: 8. Erfolgskontrolle
Bei Fragen: Fragen!
Mit gutem Gruß
Gunther Wolf
http://gunther-wolf.de/
PS: Wissen Sie, warum Ihnen diese Aufgabe übertragen wurde und nicht dem Leiter der Personalabteilung? Bringen Sie es besser mal in Erfahrung, nicht dass Sie später überraschend auf Widerstände stoßen.