Personalführung, was soll ich tun?

Hallo liebes Forum,
ich arbeite als Ingenieurin in einem großen Unternehmen und habe den Standort gewechselt. In meinem neuen Job habe ich auch Mitarbeiter (Techniker und Hilfskräfte). Bei den einen fällt mir die Führung leicht, aber bei einem Mitarbeiter habe ich Schwierigkeiten. Der Mitarbeiter ist frisch in meine Abteilung gewechselt. Für den Mitarbeiter war dieser Wechsel ein Abstieg (von Technikerstelle zur Hilfskraft). Er hatte in seiner vorherigen Abteilung richtig Mist gebaut und wäre fast gekündigt worden. Als Alternative hat man ihm die Stelle bei mir angeboten, die er auch annahm. Leider ist er nicht wirklich motiviert. Wenn ich ihn anrufe, um ihm dringende Aufgaben zuzuweisen, geht er nicht ran und ist auch im Werk nur schwer auffindbar. Ich habe außerdem den Eindruck, dass er nicht ehrlich zu mir ist.
Wie soll ich mich verhalten? Wie kann ich die Situation verbessern.
Danke und Gruß
Suzi

Hallo,

wie wäre es denn mit einem offenen Gespräch unter 4 Augen ?

Gruß Merger

Hallo,

wenn du in einem großen Unternehmen tätig und nun auch mit Personalführungsaufgaben betraut bist, solltest du dich - mal ganz abgesehen von diesem konkreten Fall - auch durch spezielle Fortbildungsangebote für Führungskräfte weiterqualifizieren. Dazu gehört auch so etwas wie „Anspruchsvolle Gesprächsführung“. So bist du gegenüber zukünftigen Situationen besser gewappnet und lernst damit konstruktiv umzugehen.

Schlechtes Führungsverhalten ist ein ganz elementarer Einflussfaktor für Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter, somit auch eine ganz wesentliche Stellschraube für deren Produktivität und… ja… Gesundheit. Daher gehört es eigentlich sogar zu den Pflichten von Führungskräften, entsprechende Fortbildungen zu besuchen, um die Probleme nicht dilettantisch und destruktiv anzugehen.

Wenn deine Firma so groß ist, gibt es vermutlich sogar eine eigene Fortbildungsabteilung. Falls nicht, gibt es zumindest externe Anbieter, die eure Firma betreuen. Für Führungskräfte gibt es da üblicherweise richtiggehende Konzepte (sog. Akademien), die sämtliche ‚Problemzonen‘ abdecken, auf die die Führungskraft im Verlauf ihrer Tätigkeit stoßen kann. So musst du nicht eigens auf die Suche gehen und dir mühsam und nach eigenem Gutdünken deine Fortbildungen zusammensuchen.

Und vielleicht kannst du eine Fortbildung zum Umgang mit schwierigen Mitarbeitern ja sogar noch kurzfristig belegen. Der Mitarbeiter wird es dir sicherlich danken, denn womöglich hat er ernste Probleme und traut sich nur nicht, darüber zu sprechen.

Viele Grüße
Kirsten

Hallo,

der Hinweis, eine Fortbildung zu besuchen, ist sehr richtig und wichtig, aber hilft Dir jetzt hier nicht weiter, da Du ja sofort handeln musst …

Wie bereits hier einmal vorgeschlagen solltest Du im allerersten Schritt das Gespräch suchen und den Mitarbeiter mit Deinen Eindrücken und Schwierigkeiten, die Du mit ihm hast, konfrontieren. Hierbei gilt: Verständnis zeigen, Schwierigkeiten aufzeigen, Forderungen formulieren! Das solltest Du Dir unbedingt vorher zurecht legen und einen klaren Fahrplan mit konkreten Anweisungen und Zeitplan vorgeben. Keine Diskussionen, keine Ausreden zulassen! Das ist die Arbeitswelt, nicht der Kindergarten! Das heisst: immer nett und freundlich aber bestimmt. Lass Dir nicht die Butter vom Brot nehmen.

Weiterhin solltest Du im Hintergrund die Personalabteilung über die Vorgänge und das Gespräch informieren. Hol Dir da Rückendeckung! Für sowas sind „wir“ da! Der Personalbereich ist ein Stab und damit ein interner Dienstleister, den kann und soll man nutzen! Niemand erwartet, daß Du Deine Probleme alleine löst!

Wenn das ganze nicht fruchtet, dann musst Du härtere Bandagen auffahren: Noch ein Gespräch mit der Androhung von Konsequenzen, immer nett aber bestimmt. Im Zweifel dann Umsetzung der Konsequenzen …

Wenn es aber fruchtet, und wenn nur ein kleines bisschen, dann auch anerkennen und bestärken. Denk dran, daß der MItarbeiter vermutlich auch total verunsichert ist und glaubt, daß er vielleicht eh schon auf der Abschussliste steht. Vielleicht wartet er darauf, daß er rausgeekelt wird und zieht sich deshalb zurück? Ist ein bisschen schwer zu beurteilen, wenn man nicht weiss, was genau vorgefallen ist …

Hoffe, das hilft Dir weiter?

Alles Gute!

Tasse Kaffee?
Hallöchen,

Es ist ganz normal, dass eine personelle Veränderung - in der beschriebenen Form - doch zumindest Unbehagen beim Veränderten bedeutet.

Da man über ein Forum niemals in den Kopf einer (insb.: nicht an der Diskussion teilnehmenden) Person hinein schauen kann, lässt sich vieles nur mutmaßen.

Man benötigt nicht besonders viel Führungskompetenz oder irgendwelche Seminare, um den Betroffenen einfach mal auf eine Tasse Kaffee einzuladen und dann einfach mal ein paar generelle Fragen zu stellen: Aus seiner Sicht, was ist überhaupt im Moment Sache - wie kam es dazu, wie geht es weiter?
Nicht großartig bewerten, beim ersten Gespräch einfach nur aktiv zuhören.
Die Tasse Kaffee, am besten nicht direkt am Arbeitsplatz sondern in der Kantine oder im Lokal nebenan, schafft eine entspanntere Atmosphäre und macht es beiden Seiten leichter, auch den Mitmenschen im Gegenüber wahrzunehmen.

Wenn man ein Verständnis hat, wie der Betroffene die Situation wahrnimmt, ist es viel leichter, eine Strategie für weiteres Vorgehen zu planen.

Daß man zuhört, heißt nicht, dass man mögliche Forderungen des Anderen anerkennt, es heißt lediglich, dass man „Kenntnis nimmt“.
Ganz wichtig, bei so einem Gespräch: Keine Zugeständnisse „in der Sache“ (d.h. in Bezug auf das Arbeitsverhalten) machen.

Gruß,
Michael

Hi,

um eine Fortbildung werde ich meinen Chef bitten.

Ein klärendes/offenes Gespräch würde ich zwar gern führen, aber es gibt da noch was, das mich zurückschreckt:
Ich weiß offiziell nichts von der „Strafversetzung“,das habe ich nur inoffiziell vom vorherigen Chef erfahren. Der MA ist schon da nicht ehrlich, sagt mir gegenüber, dass er diesen Job gewählt hat und das sein „Traumjob“ sei. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Vorfall dem MA sehr peinlich und unangenehm ist und er nicht wirklich darüber reden mag. Außerdem spielt er hinter meinem Rücken ein falsches Spiel mit der Gewerkschaft. (Ich arbeite jetzt in Südafrika und da ist das anders organisiert. Gewerkschaften haben durchaus Einfluss im Unternehmen.)Er versucht also seinen alten Job wieder zubekommen.
Daher weiß ich nicht, ob ich ihn völlig vergraule, wenn ich ihn darauf anspreche, da mag der Kaffee noch so gut schmecken. Aber ich sollte es wohl trotzdem probieren.