Hallo Bumi,
danke für Deine Zeilen! Ich bin schon 70 gewesen und habe täglich kochen müssen, weil mein Ehemann Opernsänger war und von der Probe hungrig zu einem bekömmlichen Mittagessen nach der Vormittagsprobe nachhause kam.
Vom Kantinenessen hatte er was mit dem Magen bekommen. Die meisten Kollegen gingen aber nachhaus, da hatte ich dann ein schlechtes Gewissen bekommen und habe meine Berufstätigkeit aufgegeben.
Also die Kocherfahrung ist ziemlich groß, und seit ich den PC habe und wir Ostler - Dresdner aus dem Tal der Ahnnungslosen - West-TV sehen können, hab ich noch von den Fernsehköchen viel dazugelernt, nicht zuletzt aber auch aus Werweisswas!
Habe eben Dippedotz eingegeben, nee, das ist was anderes.
Aber es klingt, als ob Du die „Pulse“ auch mal probieren möchtest.
Gestern hat sie wieder prima geschmeckt. Da es als Rezept nicht existiert, wird es nach dem Krieg ein Mangelgerichtgewesen sein,denn wir haben es zuhaus seit ca. 1943 und dann noch jahrelang gegessen (bin in Thüringen großgeworden).
Also genau geht es so:
Kartoffeln vom Vortag schälen und reiben (feine Seite). Vorsichtig mit etwas Salz vermischen.
Speckwürfel mit etwas Butterschmalz oder schmelzen lassen, nicht bräunen. Geriebene Kartoffeln drauf, nicht zu stark andrücken, aber es soll sich schon verbinden.
Nun auf Hitze zwischen Klein und Mittel, Deckel drauf (wichtig) und leise braten lassen, bis es unten braun isst. Auf einen Teller gleiten lassen, nochmal etwas Ghee oder Butter in die Pfanne und die Pulse wieder draufschieben und von der anderen Seite, wieder mit Deckel, braun werden lassen.
Ich hab gestern zum erstenmal gehackte Zwiebel in die Pfanne gegeben,ehe ich die zweite Seite der Pulse draufgeschoben habe.
Wenn man die Zwiebel (zuhaus war aber keine dabei) gleich mit reingibt, wird zu braun und hat dann nicht mehr den lieblichen Geschmack.
Wenn unsere Kinder kommen, muß ich immer Pulse machen!
Man kann Spiegelei dazu machen und draufsetzen, nach 45 haben wir wohl keine Eier bekommen in Thüringen, weiß nicht mehr. Frische Eier waren hier in Dresden noch bis 1989 eine Kostbarkeit, wurden im Konsum als Bückware nur an die guten Bekannten im Dorf verkauft (vor allem an den Kohlenhändler gegenüber gegen eine Kohlenlieferung) Wir Leute, die nichts zu bieten hatten, bekamen solche eingelegten aus dem Kühlhaus, die man nicht so essen konnte, nur zum Backen, schmeckten total eklig. Die frischen kamen aus privater Haltung einiger Hühner im Dorf (mehr Vororgärten,keine Höfe). Wurden aber halt nur verschoben.
Also ich find, es schmeckt mit Spiegelei gut!
Gewürze kamen zuhaus keine dran, jetzt tu ich etwas Pfeffer dran, mit Majoran oder Bratkartoffelgewürz schmecken sie nicht mehr so „echt“.
Wenn es bei uns Kartoffelsalat geben soll, koch ich immer gleich die doppelte Menge Pellkartoffeln, damit es Pulse geben kann.
Viele Grüsse, Rosine