Pfarrer

Hallo Herr Pfarrer,können Sie mir einen Rat geben wie man mit einem Sternbenden (mein Vater) umgeht. Er liegt seit gestern zu Hause. Die Lebermetastasen haben die Gallengäng zugemacht, dass nichts meh abfliesst. Er wurde nach Hause entlassen zum Sterben. Gibt es irgendwelche Ratschläge wie man mit Sterbenden sprechen kann. Er reagiert fast nicht mehr, lebt nur noch von Morphium. Da ich sowieso ein Papakind bin ist für micht die Situation sehr schlimm.
Bin Tag und Nacht bei ihm.
Vielen Dank
Brigitte Lieb

Hallo Brigitte Lieb, von einem lieben Menschen Abschied zu nehmen ist wohl das Schwerste, was uns aufgebürdet wird. Auch wenn man den Glauben an Gott hat, wird einem die Schwere nicht genommen. Da gibt es kein Entrinnen, da muß jeder durch. Ich erlebe es als Klinikseelsorger sehr oft. Da hilft nur der Glaube, daß der Tod nicht das Amen in der Kirche ist, nicht das Letzte. Jesus hat uns gelehrt, auf den Horizont zu schauen, wo das Wetterleuchten des Himmels zu sehen ist. Es gibt da ein schönes Zeugnis von Mozart. Das will ich Ihnen beilegen aus einem Brief an seinen Vater:
»Da der Tod – genau zu nemmen – der wahre Endzweck unseres lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes! Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück gegönnt hat mir die Gelegenheit – sie verstehen mich – zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseeligkeit kennen zu lernen.«

W. A. Mozart

Was den Umgang mit ihrem Vater angeht, werden Sie schon das nötige Einfühlungsvermögen haben und das tun, was dem Sterbenden gut tut.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft. Ich bete für sie und Ihren Vater

Pfarrer Teichert

Sehr geehrte Frau Lieb,

Ihre Situation ist eine sehr schwere und da ist es gut, sich nicht allein gelassen zu fühlen.

Ich würde Ihnen deshalb raten, sich an den örtlichen Hospizverein zu wenden. Hier bekommen Sie und Ihr Vater kompetente Unterstützung in medizinischen und psychologischen Fragen und werden somit von vielen Sorgen entlastet. Meistens ist es auch möglich, dass jemand kommt und Sie unterstützt. Damit haben viele Familien ausgezeichnete Erfahrungen gemacht.

Sie können auch bei Ihrer Kirchengemeinde nachfragen, ob es dort ein Angebot zur Sterbebegleitung gibt.

Ihre Frage, wie man mit Sterbenden spricht, versuche ich einmal so zu beantworten: Ihrem Vater tut es gut, Ihre Liebe zu spüren durch Ihre Nähe, durch Ihre Worte. Folgen Sie Ihrem Gespür, Sie wissen wahrscheinlich am Besten, was er mag und nicht mag (Lieder, Gedichte, Erzählungen, Hand halten, streicheln, schweigen).
Kranke und Sterbende sind oft trotz Medikamenten empfindsam und wach. Gehen Sie also davon aus, dass er mitbekommt, was Sie tun und sagen - gleichgültig ob es zu seinem Bewusstsein vordringt oder nicht.

Sorgen Sie auch für sich, indem Sie jemanden fragen, ob er/sie für Sie Essen zubereiten, Aufgaben im Haushalt, Telefonate, Botengänge o.ä. übernehmen kann, damit Sie sich nicht überfordern.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Gottes Segen bei dieser wichtigen Wegbegleitung.

Mit herzlichen Grüßen
Pfr. z. A. Andreas Wündisch

Hallo Brigitte,

ja, es gibt natürlich Ratschläge. Aber es ist nicht möglich, dies über das Internet zu vermitteln. Es geht nicht um objektive Fakten, sondern um eine sehr wichtige Beziehung, die bald zu Ende gehen wird.
Wenn Sie mich als Pfarrer konsultieren, dann rate ich, Ihnen, einen Geistlichen zu Rate zu ziehen, am besten jemand, der Krankenseelsorge (-> Krankenhaus oder Hospiz) macht. Es kann aber auch ein Pastoralreferent, also ein(e) Laiensselsorger(in) sein.
Unabhängig davon: Bleiben Sie echt und Sie selbst. Und reden Sie mit Ihrem Vater, als würde er alles verstehen. Komatöse Menschen bekommen mehr mit, als man glaubt.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommende Zeit!

Alle Gute

Bernd Seel

Hallo, vielen Dank, habe mich an unsere Kirchengemeinde gewandt. Heute Mittag kommt unser Vikar, erst zum meinem Vater und dann zu meine Mutter und mir. Ich bin ganz stark ich hab gar nicht gewusst dass ich das kann. Meine Mutter macht schlapp die akteptiert im Moment noch nicht dass mein Vater auf seiner letzten Reise ist, sie will ihn nicht loslassen. Ich hab beiden gesagt dass er von Engeln empfangen wird und keine Angst haben braucht für das was jetzt mit ihm geschieht. Er soll uns loslassen wie auch ich ihn los lasse. Er wird demnächst ins Koma fallen, allzulange kann das nicht mehr dauern. Liebe Grüße Brigitte

Liebe Brigitte!

Leider komme ich erst heute dazu, Ihnen zu antworten. Auch muß ich zugeben, daß ich kein Spezialist bin, weil ich nicht sehr viele Sterbefälle in den beiden mir anvertrauten Gemeinden habe.

Es gibt sehr gute Literatur darüber, wie man mit Sterbenden sprechen kann (ich erinnere mich an Kübler Ross). Klar ist, daß das Zuhören immer gegeben ist und daß wir immer davon ausgehen dürfen und müssen, daß Sterbende noch sehr vieles, wenn nicht alles, um sie herum mitbekommen. Deshalb wird die Liebe zu ihm Ihnen intuitiv das vorgeben, was Sie zu ihm sagen.

Ihre dauernde Nähe ist in jedem Falle ein irsinniger Trost für Ihren Papa, und das wird Gott Ihnen sicher vergelten.

Im Gebet verbunden! Padre Alex
http://www.padre.at/