Pferdesteuer in Deutschland

Hallo,

ich lebe in einer Gemeinde, die unter dem Schutzschirm untergekommen ist.
Das bedeutet reges Sparen, fast überall.
Vor einiger Zeit bei einer Bürgerversammlung kam auch das Thema Pferdesteuer auf den Tisch.
Damals waren noch Diskussionen und Gerichtsentscheidungen im Gange und an dem Ergebnis wollte man sich orientieren.

Dieser Tage habe ich gelesen, dass diese Steuer wohl bundesweit zugelassen ist, aber nur in 3 Gemeinden tatsächlich eingefordert wird.

Meine Frage, warum wird diese Kuh so ungern von den Gemeinden gemolken?
Das stand in dem Bericht leider nicht drin.

Danke für Rat und Meinungen!

hi

aus dem einfachen Grund weil die Pferdebesitzer auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen sind …und sie nur selten dort wohnen wo auch ihre Pferde wohnen …

Sprich wenn in der Gemeinde in der meine Pferde wohnen, eine Pferdesteuer von zB 750 € /jährlich erhoben würde, würde ich sie im nächsten Monat in den Nachbarort umziehen …

Der Stallbesitzer hätte damit Einnahmeausfälle von ca. 7000 € - die dann wiederum Gewerbesteuerausfälle für die Gemeinde bedeuten

Einen Nachfolger für mich zu finden, der bereit ist, sein Pferd in eine Gemeinde MIT Pferdesteuer zu ziehen ist fast unmöglich …

Nachdem ich nun nicht die einzige bin, die ihre Pferde dann sofort dort wegholen würde, könnte der Stallbesitzer relativ zeitnah seinen Betrieb zumachen - und weil er sicher nicht der einzige Stallbesitzer dort am Ort ist … sind durch solch eine Maßnahme ggf. mehrere Existenzen bedroht

… was sich dann in Folge wieder auf die Gewerbesteuereinnahmen und Lohnsteueranteile der Gemeinde auswirken würde - sprich die Gemeinden schießen sich mit DER Steuer direkt selber ins Knie … und so doof sind die meisten dann auch wieder nicht - manche haben das recht schnell gemerkt und haben die Steuer wieder gekippt …

Gruß h.

Hallo!

Der Wiki-Beitrag zur Pferdesteuer https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdesteuer#Konsequenzen_einer_Pferde-Besteuerung führt die Pro- und Contra-Argumente auf.

Es ist nicht zu erwarten, dass eine Pferdesteuer die Gemeindefinanzen rettet. Sicher, auch Kleinvieh macht Mist, wobei man aufpassen muss, dass die zusätzliche Einnahme nicht schon vom Verwaltungsaufwand aufgezehrt wird, wenn es pro Pferd um Kleinbeträge geht. Bei namhaften Beträgen ist aber damit zu rechnen, dass Pferdehalter auf Nachbargemeinden ausweichen und einschlägige Betriebe/Höfe in der Gemeinde kaputt gehen. Der angerichtete Schaden mit Steuerausfällen würde den Nutzen übersteigen. Das wäre nur bei einer landes- oder bundesweit erhobenen Steuer anders. Mit solchen Ansinnen müsste man sich auf massiven Widerstand von Zucht- und Sportverbänden einstellen.

Statt Pferde zu besteuern, könnte man deren Futter mit Steuern belegen, also eine Heusteuer einführen. Sodann halten Heuwächter in der Gemeinde nach Sündern Ausschau, die ohne Meldung der geernteten Heumenge ihren Rasen mähen. Im nächsten Gemeindefinanzen-Sanierungsschritt filzen Kontrolleure alle Haushalte auf der Suche nach Katzen, Hamstern und Goldfischen. Außerdem schlage ich vor, für Fahrräder, Kinderdreiräder und Rollatoren eine jährliche Steuer zu erheben. Zur Förderung der Akzeptanz durch die Bürger sollte mit der Einführung der o. g. neuen Steuern am Firmensitz von so einem fleißigen Steuerzahler wie z. B. Apple in München begonnen werden. Wer Satire entdeckt, kann sie behalten

Dummerweise will keiner auf die Idee kommen, das Geld zur Finanzierung des Gemeinwesens genau dort zu holen, wo es etwas zu holen gibt. Statt dessen wird Arbeit hoch besteuert. Da ist etwas faul. Mit einer Pferdesteuer wird’s nicht besser.

Gruß
Wolfgang

OK, kann ich durchaus verstehen und nachvollziehen!
Muss man sicher in dem einen oder anderen Fall berücksichtigen.
Kann mitunter ein gutes Argument sein.

Ich zahle für 3 KG Hund 100 Euro Hundesteuer.
In der Nachbargemeinde zahle ich 40 Euro.
Ich komme nicht auf die Idee wegzuziehen.
Wir haben in Hessen einen Hebesatz von 500%, der Höchste.
Mir ist niemand bekannt, der an das wegziehen denkt.

So glaube ich auch nicht, dass es die Pferdebesitzer tun würden.
Das wäre ja ein Wahnsinn!

Danke für die Rückmeldung!

Danke auch Wolfgang!

Das wird eine Endlosdiskussion…

Mir kam dieser Gedanke nur in den Sinn, weil unser Bürgermeister das Thema mittlerweile totgeschwiegen hat,
daher bin ich an der Grundsatzdiskussion nicht interessiert.
Was ich aber auch sehe, dass Hunde besteuert werden und wir das alles akzeptieren.
Warum würden wir das nicht bei Pferden aus dem gleichen Grund tun?

Viele Grüße

wir nicht-pferdebesitzer würden das ganz sicher akzeptieren, meinst du nicht?

aber du hast immer noch nicht den unterschied zwischen hund und pferd begriffen: pferde wohnen nicht im eigenen haus. die wohnen irgendwo in der nähe in einem reitstall. betonung auf ‚irgendwo‘. und da liegt das problem: die nachbargemeinde will keine steuer, also zieht das pferd in einen anderen reitstall hinter der grenze und wird dadurch billiger.

das problem liegt natürlich eigentlich darin begründet, dass pferdebesitzer nicht rechnen können - fahrtkosten und fahrtzeiten zum reitstall wiegen die 100€ o.ä. natürlich bei weitem auf. aber das sehen sie einfach nicht…

Hallo!

Im Unterschied zum Pferdehalter hältst Du Deinen 3 kg-Vierbeiner in Deiner Wohnung. Der Pferdehalter kann sich aussuchen, ob er seinen Zossen beim Bauern in der Gemeinde mit Hunderten € Pferdesteuer oder in der Nachbargemeinde ohne Pferdesteuer unterstellt, ohne selbst umzuziehen. Dabei weiß keine Behörde vom privaten Eigentum an einem Pferd.

Mit der Vorstellung von Privatleuten mit Pferd auf eigenem Grund neben der Wohnung liegst Du in den meisten Fällen daneben, zumal die Haltung eines einzelnen Pferdes ohne Kontakt zu Artgenossen nicht artgerecht wäre.

Was denn nun - Gemeindefinanzierung oder Neiddebatte? Abgesehen davon wäre eine Pferdesteuer nicht durchsetzbar, die Steuerpflicht nicht kontrollierbar.

Gruß
Wolfgang

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OK, verstanden :smile:
Aber glauben kann ich das ehrlich gesagt nicht…

Viele Grüße

Kurze Nachfrage.

Du — Abgesehen davon wäre eine Pferdesteuer nicht durchsetzbar, die Steuerpflicht nicht kontrollierbar.
Ich — was meinst du damit? Wieso nicht?

Viele Grüße

doch doch die sehen das … es ist aber schlichtweg egal ob man 5 - 15 km in die eine Richtung oder 5 - 15 km in die andere Richtung fährt - es macht weder zeitlich noch finanziell einen Unterschied …

d.h. wenn ich in der einen Gemeinde 750€ / Pferd - für mich also 1500€/Jahr = ca. 110€/Monat zusätzlich bezahlen muss OBWOHL mein Pferd bereits ein positiver Wirtschaftsfaktor für genau diese Gemeinde ist, sie also bereits Einnahmen hat … ziehe ich meine Zausel selbstverständlich in eine Gemeinde um, in der diese Steuer NICHT erhoben wird - und diese Gemeinde muss nicht notwendigerweise weiter weg sein als die bisherige :wink: … ich bleibe selbstverständlich da wohnen wo ich bislang auch wohne

Prima!

Kannst du bitte erläutern, was sich hinter positivem Wirtschaftsfaktor verbirgt?

Danke und viele Grüße

Auf einem Reiterhof stehen etliche Pferde. Wem die Tiere gehören, weiß keine Behörde. Würde die betreffende Gemeinde eine Pferdesteuer erheben und sich an den Betreiber des Reiterhofs halten, würden die Pferde alsbald in eine Gemeinde ohne Pferdesteuer umgesiedelt und der Inhaber des dann leeren Reiterhofs wäre pleite.

Dein Posting begann mit leeren Kassen einer Gemeinde unter Zwangsverwaltung (Ausgaben müssen von der Kommunalaufsicht genehmigt werden). Durchaus möglich, dass so manche Gemeinde mehr Geld hätte, würde sie auf die Hundesteuer verzichten. Möglicherweise hat noch keiner nachgerechnet, ob das Steueraufkommen wenigstens den Verwaltungsaufwand deckt. Möchte man solchen Effekt vermeiden, müsste eine Pferdesteuer deutlich höher als ein paar Zehner p. a. sein, z. B. etliche Hunderter p. a. Kommt man aber mit der Steuer in der Größenordnung der Haltungskosten eines Pferdes, wären viele Pferdehalter finanziell überfordert und/oder brächten ihr Tier in eine Gemeinde, in der es diese Steuer nicht gibt. Das Spiel kostet die Existenz des einen oder anderen Gewerbetreibenden und wird für die Gemeinde zum Verlustgeschäft. Eine Steuer nur an das Eigentum zu knüpfen, funktioniert ebenfalls nicht, weil keine Gemeinde wissen und kontrollieren kann, wer Eigentümer eines Pferdes ist.

Deshalb ist es kein Zufall, dass es diese Steuer abgesehen von seltenen Ausnahmen nirgends gibt. Soweit es nicht um eine regulierende Funktion geht, ist so manche Steuer sinnbefreit, bringt so wenig Geld, dass sich der Verwaltungsaufwand nicht rechnet. Wie bei der abgeschafften Spielkartensteuer, der Teesteuer und der Zündwarensteuer, sollte auch bei der Hundesteuer geprüft werden, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, sie zu erheben. Die Einführung neuer Bagatellsteuern, wie z. B. eine Pferdesteuer, die vorhersehbar bestenfalls nichts bringt, aber Schaden anrichtet, halte ich für eine Schnapsidee.

Gruß
Wolfgang

Z. B. Steuern zahlende Gewerbetreibende vom Reiterhof-Inhaber, über den Hufschmied, den örtlichen Sportkutschenverein bis zum Geschäft für Reiterbedarf, auch der Tierarzt. Kann man mit Steuern auf die Pferdehaltung alles platt machen und/oder vertreiben.

Gruß
Wolfgang

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Sehr interessante Beiträge Wolfgang, die sicher nicht aus der Luft gegriffen sind denke ich.

Bin mal gespannt, wie unser Bürgermeister hier argumentieren wird.
Wobei ich davon ausgehe, dass da nichts kommt, sonst wäre da schon etwas passiert…

Hallo, Kay Uwe,

in NRW wird bereits seit einigen Jahren die sogenannte Reitabgabe erhoben. Im Gegensatz zur Pferdesteuer wird sie allerdings nur fällig, wenn das Pferd auch tatsächlich auf öffentlichen Wegen bewegt wird, wer also nur auf Privatgelände reitet, ist von der Abgabe ausgenommen. Zudem ist sie zweckgebunden, muss also für die Instandhaltung und den Bau von Reitwegen verwendet werden.
Ob diese Zweckgebundenheit eingehalten wird, ist ein wenig fraglich. Denn die Abgabe wird zwar von den Kommunen erhoben, doch die Verwaltung dieser Gelder übernimmt das Land, welches entsprechende Instandhaltungs- und Bauprojekte bewilligen muss.

Wie ein Gerichtsprozess der „Deutsche Reiterliche Vereinigung“ am Hessischen Gerichtshof zeigt, wurde die Klage gegen die Pferdesteuer abgelehnt, weil das Gericht entschieden hat, dass die Pferdesteuer grundsätzlich gesetzeskonform sei. Daher bleibt abzuwarten, ob sich auf Dauer nicht doch noch andere Gemeinden dieser Steuer anschließen werden. Der Bestand an Pferden wird allgemein öffentlich gefördert, beispielweise über die Landgestüte. Die Haltung von Pferden diene im Allgemeinen der Ausübung des Reitsports. Da also der Sport von der öffentlichen Hand gefördert wird, stehe die Pferdesteuer hierzu im Widerspruch. Landwirte und Reitstallbetreiber argumentieren, dass die Einführuhng der Pferdesteuer dazu führe, dass die Besitzer mit ihren Pferden in Nachbargemeinden abwandern, die keine Pferdesteuer erheben.
Schon seit vielen Jahren wird über die Pferdesteuer diskutiert. Verschiedene Gemeinden haben sich nach einer Prüfung gegen die Steuer entschieden, da sie deren Erhebung entweder nicht als sinnvoll oder nicht als wirtschaftlich betrachten konnten.

Fest steht jedenfalls, sollte diese Steuer eingeführt werden, wird sich niemand dieser entziehen können, ohne mit Ärger von Seiten der Behörden zu rechnen: Zahlungsaufforderungen, Gerichtsbeschluss bis hin zur Pfändung. Mit einer Steuerbefreiung dürfte wohl nicht zu rechnen sein, denn Pferde bzw. deren Haltung gelten als Luxus.

Danke für eure interessanten Statements!

Ehrlich gesagt, sehe ich nach diesen Informationen keinen Grund auf eine Steuer zu verzichten.
Ich sehe keinen zusätzlichen Nutzen der Pferde für die Allgemeinheit und stelle mir die Frage,
warum Hundesteuer und keine Pferdesteuer.
Das soll aber jetzt keine weitergehende Diskussionen bzgl. Katzen, Mäusen, Fliegen usw. nach sich ziehen.

Das einige, das ich mir vorstellen kann, dass Steueraufkommen und Aufwand in keinem positiven Verhältnis stehen.

Danke und viele Grüße