Hallo Dani,
ich weiß ja nicht, wo genau Du wohnst - im kalten Norden, in der milden rheinischen Gegend?
Es gibt die Bayernfeige, ist bis -15 Grad winterhart. Ich wohne in Nordbayern, habe mir a.d. Türkei einen ganz normalen Feigensteckling besorgt, und der hat schon zwei Jahre im Garten überdauert. Letzten Winter sowie, der war ja mild. Wir hatten im Winter rund um den Baum (jetzt ca. 1,5 m hoch) einen meterhohen Hügel aus Rindenmulch als Schutz aufgehäuft.
Feigen lieben keinen tiefen Boden, sie wachsen sehr gern zwischen Steinen, d.h. Steinen im Boden (Schotterschicht drunter!), auf dem Boden, und hinter sich in Form einer Mauer - sie quetschen sich manchmal richtig in Mauernischen hinein. In so einer Mauernische vor einem alten Schloss wächst bei mir in der Nähe ein Feigenbaum, der im Jahr 50 kg blaue Früchte gibt (laut Zeitungsartikel). Hohe Ziegel- oder Sandsteinmauern bzw. Hausmauern als Schutz Richtung Norden sind überhaupt eine optimale Voraussetzung für südliche Pflanzen, ob nun Feige oder Aprikose; die Mauern strahlen die nötige Wärme ab und schützen vor Nordwind.
So wahnsinnig empfindlich sind die Pflanzen des Südens nicht: An der türkischen Westküste gab es vor ca. 3 Jahren eine Woche lang Frost von -17 Grad; abgefroren sind nur Olivenbäume und Eukalyptusbäume (sind sehr wasserreich und angeblich deshalb geplatzt). Wir haben mittlerweile drei Olivenbäumchen, ca. 1 m hoch; die Töpfe werden im Winter wieder im Boden des Gewächshauses eingegraben und dann vor Sonne geschützt - die hat bei unserem ersten Gewächshauswinter die Blätter verbrannt.
Oleander verträgt auch bis -5 Grad.
Meinen Enzianstrauch (letztes Jahr auf dem Müll einer Gärtnerei gefunden und aufgepäppelt) habe ich auf dem Balkon überwintert, dort blühte er sogar noch, als es leichten Frost gab. Ich werde ihn diesen Winter abdecken und nicht wieder ausgraben.
Der Lavendel, den ich vor Jahren im 8-cm-Topf kaufte, ist ein „Riesen-Oschi“ geworden; hat bestimmt 3 m Umfang, ist 1 m hoch und wird zurzeit von den Bienen umschwärmt - sie lieben ihn so sehr, dass sich Wildbienen in der Zuckerhutfichte gleich daneben ein Nest gebaut haben. Kälte stört den überhaupt nicht.
Rosmarin ist empfindlicher, geht drinnen im Winter (zu warm, zu dunkel, s.u.) aber vielleicht eher ein, als wenn man ihn draußen lässt und abdeckt. Gartennachbarn von uns haben z.B. um einen Ziergranatapfelbaum (Punica nana) einfach eine Kiste ohne Boden drumherum gebaut, aus der das Bäumchen herausschaut, und im Winter wird Stroh o.ä. hineinstopft und der Deckel draufgelegt.
Uneingeschränkt empfehlen, weil unverwüstlich, kann ich Dir die Ölweide. Sie wächst auch hier, habe sie oft in Wohnanlagen gesehen, aber die Sorte, die es in der Türkei gibt, hat größere Früchte (olivenförmig, hellbraun, essbar, aber pudrig-trocken, süß, nicht jedermanns Sache). Sie wächst überall problemlos, verträgt Frost locker, sogar Salz, wächst deshalb auch direkt am Strand. Betörend wie teures Parfüm duften im Mai die gelben Blüten. (mehr bei: Wikipedia, Schmalblättrige Ölweide).
Eine Pergola mit rankendem Wein verwandelt darüber hinaus die Veranda in eine griechische Taverne…
Die meisten Leute machen den Fehler, Mittelmeerpflanzen viel zu früh hereinzuholen (das sollte man erst machen, wenn es mehr als -5 Grad werden) und dann viel zu warm und zu dunkel aufzubewahren. Ich habe schon bemitleidenswerte Olivenbäume und Oleander gesehen, die bei +10 Grad im Oktober im dunklen Treppenhaus vor sich hinlitten. Unsinnig. Was für endlos lange, kräftezehrende Monate für diese Pflanzen, weil sie nicht zur Ruhe kommen! Dann haben sie im Frühling lauter blasse, geile Triebe, die man abschneidet, und damit die da hineingesteckte Energie wegwirft. Dann sind die Pflanzen ausgelaugt und kommen schlecht in Fahrt.
Gruß, Susanne