Pflegehündin aus dem Tierschutz

Hallo, wissende Hundefreunde,

hab seid 3 Wochen eine steril. Hündin Schäfermix , klein, 6 Jahre, in Pflege. vo erst mal Eingewöhnung. Da sie nichts kennt (Auffangstation südl. Länder)fange ich ganz von vorn an. Sitz, platz geht schon mit Wurst. Auf Leckerli fährt sie gar nicht ab.
Viel Liebe und Streicheleinheiten. Auf ihren Namen hört sie auch maaaanchmaaal, wenn sie will.
Was mich irritiert, daß sie trotz viel Zuwendung kaum Blickkontakt zeigt. Schon hier und da was Freßbares geklaut hat (Fleisch) aber das liegt an mir, wenns rumliegt.
Vor jedem Hund/in hat sie Angst. Auch wenn der hinterm Zaun sind.

Wie kann es kommen, daß sie nicht spielt, obwohl sie mit vielen Hunden
zusammen war.
Erwarte ich zuviel? Muß ich mich anders verhalten? Nichtmal spatzieren geht sie gern.

Wer hat Ahnung oder gleiche Probleme?
Gruß
lumabl

Hallo,

Viel Liebe und Streicheleinheiten.

Was man im Übermaß kriegt, ist nichts wert. Hunde, die ständig „für nichts“ gestreichelt und gelobt werden (freundliches Reden wird meist als solches verstanden), entwickeln häufig ein zunehmendes Desinteresse an der Person. Der Hund lernt schnell, dass er ja jederzeit kriegt, was er will.

Auf ihren Namen hört sie auch maaaanchmaaal, wenn sie will.

Was erwartest du denn, wenn du ihren Namen rufst? Dass sie reagiert oder dass sie kommt? Ein Bewusstsein für den Namen haben Hunde nicht. Sie begreifen „Bello“ als das, wofür sie belohnt werden - meist Rankommen oder zum Menschen schauen. Wenn sie gar nicht reagieren, heißt das, dass sie nicht verstanden haben, was Mensch von ihnen will.

Was mich irritiert, daß sie trotz viel Zuwendung kaum Blickkontakt zeigt.

Blickkontakt unter Hunden ist etwas höchst Komplexes. Ein gegenseitiges sich Anschauen über längere Zeit gibt es fast ausschließlich in Machtkampfsituationen. Dann entscheidet ein Zurückstarren oder Wegschauen über Krieg oder Frieden. Andere Hunde beobachten tun Hunde hingegen durchaus.

Der Blickkontakt mit dem Menschen ist etwas, was Hunde in ihrer Sozialisation lernen. Sie lernen dabei auch, die Mimik ihres Menschen zu deuten und können freundliche, zustimmende Blicke von verwarnenden unterscheiden. Hunde, denen diese Sozialisation fehlt, können das nicht - und Importhunde gehören häufig dazu. Dieses Verständnis lässt sich in aller Regel nur begrenzt nachholen. Du kannst das trainieren, indem du jeden Blickkontakt, den der Hund in deine Richtung aufnimmt, mit einem langen, freundlichen „jaaaa“ bestätigst.

Vor jedem Hund/in hat sie Angst. Auch wenn der hinterm Zaun sind.

Vermutlich hat sie gelernt, dass unterwürfiges Verhalten gesund ist. Solange sie nicht panisch wegrennt, ist das völlig okay und gehört zu den Dingen, die du akzeptieren musst.

Wie kann es kommen, daß sie nicht spielt, obwohl sie mit vielen Hunden zusammen war.

Erwachsene Hunde spielen kaum. Es sei denn, sie werden von ihren Besitzern permanent dazu erzogen. Normalerweise endet für Hunde in einem gewissen Alter die Zeit des übermäßigen Spielens. Für Hunde, die für sich selbst sorgen und in einem Rudel zurechtkommen müssen, erst recht.

Erwarte ich zuviel?

Vielleicht ja. Vielleicht auch nur die falschen Dinge. Du hast einen Hund, für den es vermutlich das höchste Glück bedeutet, ein sicheres Plätzchen und regelmäßig Futter zu haben. Jeder Ausflug in die „wilde Welt“ erinnert an den Überlebenskampf und macht Stress.

Auch das kann sich im Laufe der Zeit verändern - wie sehr, wird davon abhängen, ob sie grundsätzlich in der Lage ist, eine Bindung zum Menschen aufzubauen und Vertrauen zu entwickeln.

Durch Hätscheln und Dauerkuscheln wird das übrigens nicht entstehen. Klare Regeln, klare Kommunikation und ein Mensch, der weiß, was er will, sind eher die Dinge, die hier zählen.

Schöne Grüße,
Jule

Moin,


Erwarte ich zuviel?

Ja.

Muß ich mich anders verhalten?

Sicher mußt Du Dein Verhalten anpassen.

Kann die Darstellungen von @Jule nur bestätigen.
Auf gut deutsch,
„Lern die Verständigung mit Hunden“, aber richtig.
Btw.
Dazu braucht es aber schon einige Zeit und Erfahrung !

Denn gerade solch „unsichere Hunde“ brauchen klare Ansprache.

Günter Bloch z.B. beschreibt das gut in
Wölfisch für Hundehalter“,
Zitat einer Kundenrezensionen:
„Um das Prinzip besser begreifen zu können ist Blochs Buch ganz wunderbar geeignet.“

und anderen Büchern.

Gruß
lumabl

mfg
W.