Moin karin,
dieses „Argument“ ist natürlich keins.
Es gab bei Einführung der Pflegeversicherung zwei wesentliche Ziele, das eine war, häusliche Pflege aufzuwerten. Pflege von Angehörigen war (und ist) im Wesentlichen Frauenarbeit. Viele Frauen sind durch ihre Leistung in der familiären Pflege nicht in der lage, einen Berufstätigkeit nachzugehen. Dies hat nicht nur Einfluss auf ihr Einkommen, sondern z.B. auch auf spätere Rentenbezüge. Als Folge hat die häusliche Pflege immer weiter abgenommen. Pflege in Pflegeeinrichtungen ist aber teuer und wenn diese privat nicht bezahlt werden kann, dann musste der Staat einspringen. Es gab also ein gesellschaftliches Interesse, durch Bilden von finanziellen Anreizen, häusliche Pflege zu fördern. Dieses sollte natürlich sofort greifen, und nicht nach einer Anwartschaft von x Jahren, wenn erstmal alle eingezahlt hatten.
Der zweite Punkt war, dass ein Privatmensch (wenn er nicht gerade Krösus war) durch gerade langjährige Pflege in Pflegeeinrichtungen ziemlich schnell finanziell ruiniert war. Also musste auch hier der Staat eh wieder leisten.
Dass der Grund für die Abkopplung vom Einkommen auf der Art als „Versicherungsleistung“ beruht (ALG I Empfänger erhalten ja auch dann Leistungen, wenn sie eine Millionen auf dem Konto haben), wie Wolfgang ausführte, ist nur ein Punkt. Der wesentlich wichtigere Punkt ist, dass die Leistung ja nicht für den Pflegebedürftigen und dessen Lebensunterhalt bestimmt ist, sondern für den Pflegenden , sei dies der Angehörige oder der Pflegedienst. Da der Pflegebedarf vorher genau festgestellt wird, fallen diese Pflegeleistungen auch tatsächlich an und glaub mir, so prall sind die nicht, dass der Pflegebedürftige dadurch noch großartig seinen Lebensstandard verbessern kann.
Sicher gäbe es den ein oder anderen Wohlhabenden, der in der Lage wäre, diese Pflegeleistungen auch aus eigener Tasche zu bezahlen, aber dies mag auch für bestimmte Leistungen der Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung etc. zutreffen. Trotzdem bezahlen „Reiche“ hier keine höheren Beiträge (was bei der Pflegeversicherung z.B. durchaus der Fall ist) und erhalten im Versicherungsfall die gleichen Leistungen.
Wenn du also auf den Punkt „Gerechtigkeit“ anspielen willst, dann solltest du nicht fragen, warum Wohlhabende überhaupt Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen, sondern eher, warum sie im Pflegefall auch nicht mehr bekommen als andere, obwohl sie vorher im Fall von einkommensabhängigen Beiträgen viel mehr eingezahlt haben 
Gruß
Marion