Ph: Warum ist d. Bohrsche Atommodell falsch?

Moin Moin.
1)Mir ist bekannt, dass das Bohrsche Atommodell nicht wirklich korrekt ist, da man beispielsweise das Verhalten einer Atomhülle mit mehr als einem Elektron kaum bzw. gar nicht beschreiben kann. Des Weiteren ist dieses Modell auf Postulate gegründet und es sind eigentlich nur Annahmen von Herrn Bohr gewesen.
Das Bohrsche Atommodell ist ebenfalls noch eines der bekanntesten Atommodell, trotzdem sagt man aber, dass es „falsch“ ist. Daher meine Frage, warum ist es falsch? Im Internet habe ich einige Sachen gefunden wie: die Intensitätsverteilung zwischen den einzelnen Spektrallinien kann nicht geklärt werden.
Aber für eine kräftige Begründung, dass es falsch ist, finde ich es irgendwie unzureichend.

  1. Ist dem annähernd so, dass die Wahrscheinlichkeit eines Nachweises von atomaren Teilchen (da gibt’s so eine Funktion durch den Doppelspaltversuch) ebenfalls den Vorstellungen von Bohr widersprechen? Oder liege ich da jetzt ganz auf dem Holzweg?

Danke und Liebe Grüße Disap

Hallo,

das Bohrsche Atommodell ist genauso wenig oder sehr falsch, wie die Newtonsche Mechanik. Das Modell ist einfach nicht „fein“ genug.

Gruß

Fritze

Hi Disap,

bislang hat noch niemand ein Elektron auf seiner Bahn gesehen, das sind alles nur Vorstellungen, die wir uns machen. Etliche Beobachtungen lassen sich mit dem Bohrschen Modell erklären, manche eben nicht. Sobald man feststellt, dass ein Modell nicht alles erklärt, was beobachtbar ist, macht man sich Gedanken und verbessert das Modell oder findet ein neues. Das genügt dann erstmal den Ansprüchen, inzwischen haben isch die beobachtungstechniken verbessert, und wir stehen vor dem gleichen Dilemma. Das ist Wissenschaft - es wird nie fertig.

Experimente am Doppelspalt weisen auf die zweite Natur hin: Das Teilchen als Welle. Das hatte Bohr mit seinem Modell tatsächlich nicht im Sinn. Das ist aber kein Widerspruch zu Bohr, sondern nur eine andere Sicht.

Gruß Ralf

Hallo Disap,

das Bohrsche Atommodell passt nicht mit der klassischen Elektrodynamik zusammen.
Nach dem BNohrschen Atommodell bewegen sich Elektronen in gekrümmten Bahnen um den Kern. Das setzt voraus, dass die Elektronen beschleunigt werden. Nach der klassischen Elektrodynamik senden beschleunigte Ladungen Wellen aus und somit auch Energie. Die Elektronenbahn wäre also nicht stabil, denn irgendwoher muss die Energie ja kommen.

Viele Grüße
Stefan

Hallo, Disap

mein wissen in Chemie ist zwar mittlerweile schon ein ganz klein wenig aus der Übung, aber ich geb mal mein Bestes :smile:

1)Mir ist bekannt, dass das Bohrsche Atommodell nicht wirklich
korrekt ist, da man beispielsweise das Verhalten einer
Atomhülle mit mehr als einem Elektron kaum bzw. gar nicht
beschreiben kann.

Darüber kann ich sir leider nichts genaueres sagen.

Des Weiteren ist dieses Modell auf Postulate
gegründet und es sind eigentlich nur Annahmen von Herrn Bohr
gewesen.

Das ist vollkommen richtig, es sind „bloß“ Postulate, die allerdings mit vielen Beobachtungen konform waren und dadurch Bestand hatten.
Sie widersprachen der Elektrodynamik, fanden aber Bestätigung in der Quantenmechanik, die bald darauf „entdeckt“ wurde.

Das Bohrsche Atommodell ist ebenfalls noch eines der
bekanntesten Atommodell, trotzdem sagt man aber, dass es
„falsch“ ist.

Nun, der Bekanntheitsgrad von Modellen erhöht nicht zwangsläufig die Richtigkeit!
Er erhöht höchstens die Probleme diese zu verändern…

Daher meine Frage, warum ist es falsch?
Im Internet habe ich einige Sachen gefunden wie: die
Intensitätsverteilung zwischen den einzelnen Spektrallinien
kann nicht geklärt werden.
Aber für eine kräftige Begründung, dass es falsch ist, finde
ich es irgendwie unzureichend.

Das Bohrsche Atommodell ist nicht falsch, es ist eher unvollständig.
Solche Modelle werden immer wieder aufgrund von neuen Beobachtung überprüft und gegebenenfalls erweitert, eher selten werden Modelle komplett verworfen und werden durch neue ersetzt.
Ansonsten ist bei einem solchen Modell bereits eine einzige Beobachtung, die nicht erklärt wird, genug, um zu zeigen, dass das Modell unzureichend ist!
Ein Grund, an den ich mich noch erinnern kann, war eine Diskrepanz zwischen der Heißenbergschen Unschärferelation und dem Bohrschen Atommodell, weshalb es durch das Orbitalmodell abgelöst wurde.
Und auch das Orbitalmodell kann nicht alle Beobachtungen korrekt erklären (z.B. den Winkel in einem Wasser-Molekül, wenn ich mich richtig erinnere), weshalb es um die Hybridisierung erweitert wurde.

  1. Ist dem annähernd so, dass die Wahrscheinlichkeit eines
    Nachweises von atomaren Teilchen (da gibt’s so eine Funktion
    durch den Doppelspaltversuch) ebenfalls den Vorstellungen von
    Bohr widersprechen? Oder liege ich da jetzt ganz auf dem
    Holzweg?

Also ich kann deiner Frage nicht hundertprozentig folgen (liegt eventuell an der Uhrzeit :smile: aber wenn ich mich richtig erinnere sprach das Bohrmodell erstmals davon, dass sich Elektronen ausschließlich in diskreten Bahnen befinden können, wodurch die „Energiesprünge“ von einer Bahn in die Andere klar definiert sind und somit auch die ausgesandte Strahlung.

Danke und Liebe Grüße Disap

Bitte und liebe Grüße zurück,
Schigum

Moin Moin.

1)Mir ist bekannt, dass das Bohrsche Atommodell nicht wirklich
korrekt ist, da man beispielsweise das Verhalten einer
Atomhülle mit mehr als einem Elektron kaum bzw. gar nicht
beschreiben kann.

das stimmt.

Des Weiteren ist dieses Modell auf Postulate
gegründet und es sind eigentlich nur Annahmen von Herrn Bohr
gewesen.

Jain. Bohr hatte ein sehr umfangreiches Datenmaterial von Spektroskopikern vorliegen aber diese Daten konnten mit den klassischen Theorien nicht vereinbart werden. Ähnlich war die Sachlage bei einem anderen Punkt, wo Spektroskopiker viel Daten hatten, die nicht zur Theorie passten - der Strahlung eines schwarzen Körpers. Dort hat Planck mit seiner Arbeit über die Quantenteorie erstmal Klarheit geschaffen.

Das Bohrsche Atommodell ist ebenfalls noch eines der
bekanntesten Atommodell, trotzdem sagt man aber, dass es
„falsch“ ist.

Nicht falsch, man sollte besser sagen, daß man damit bestimmt Eigenschaften des Wasserstoffatoms gut erklären kann, andere eben nicht.
Bislang gibt es keine Theorie, die eine umfassende Beschreibung liefert.

Daher meine Frage, warum ist es falsch?

Mit dem Bohrschen Modell kann man sehr gut die Spektrallinien des Wasserstoffs beschreiben, die Übereinstimmung ist hervorragend.
Andere Eigenschaften lassen sich eben nicht beschreiben, wie z.B. der Teilchencharakter des Elektrons.

Gandalf

Bislang gibt es keine Theorie, die eine umfassende
Beschreibung liefert.

Ach ja?
Ich dachte immer die Quantenmechanik könnte das Wasserstoff Atom exakt beschreiben. Wo sind denn da noch Lücken?

Gruß
Oliver

Hi Oliver,

Bislang gibt es keine Theorie, die eine umfassende
Beschreibung liefert.

Ach ja?
Ich dachte immer die Quantenmechanik könnte das Wasserstoff
Atom exakt beschreiben. Wo sind denn da noch Lücken?

was ist denn mit dem Gravitationsfeld, das ein Wasserstoffatom erzeugt?!

Gandalf

was ist denn mit dem Gravitationsfeld, das ein Wasserstoffatom
erzeugt?!

Ach, das hast du gemeint! Alles kar…

Gruß
Oliver

Daher meine Frage, warum ist es falsch?

Nach dem Bohrschen Atommodell bewegt sich das Elektron in einer Kreisbahn um den Kern. Das Wasserstoffatom hätte demnach die Gesalt einer flachen Scheibe. Wir wissen aber aus Streuexperimenten, dass das Wasserstoffatom kugelförmig ist.

Gruß
Oliver

Nur n kurzer philosophischer Einwurf:
Ein Modell kann PER DEFINITIONEM nicht falsch sein. Höchstens auf unpassende Fragestellung angewand werden. Dann kann es falsche FOLGERUNGEN zulassen.
Wenn ich wissen möchte wie die Wasserstofflinien aussehen, kann Bohr mir helfen. Wenn ich allerdings genauer hinschaue, merke ich, dass das nicht ganz stimmt (fein- hyperfeinstruktur, rel. Korr. etc) Wenn ich mir vorstellen möchte, wie ein Atom aufgebaut ist, kann mir Bohr auch helfen, so mit Kern und Kreisbahn elektron und so… mache ich experimente, sehe ich aber, dass das Modell nicht hinhaut; es wird also nicht FALSCH sondern UNZUREICHEND.

btw: für meine wohnungsplanung gehe ich auch immer von einer flachen erde aus :wink: Das Modell „Erdscheibe“ reicht dafür völlig, obwohl es „falsch“ ist.

jartUl

Karl Popper
Hallo.

Nur n kurzer philosophischer Einwurf:
Ein Modell kann PER DEFINITIONEM nicht falsch sein.

Es ist genau umgekehrt: Nach der in der Wissenschaft allgemein anerkannten Philosopie Karl Poppers kann ein wissenschaftliches Modell nie richtig, dh. nie bewiesen werden, selbst wenn es durch noch so viele Experimente bestätigt wird. Dagegen ist es bereits falsch, wenn es durch ein einzelnes Experiment widerlegt ist. Dadurch wird gewährleistet, dass sich durch einen evolutionsartigen Prozess nur diejenigen Modelle durchsetzen, die wahrheitsnäher sind. Diese Falsifizierbarkeit ist sogar ein notwendiges Kriterium beim Aufstellen neuer Theorien.
Ist ein Modell falsch, kann es zwar als Näherung ganz brauchbar sein, wenn man den Gültigkeitsbereich einschränkt, aber genau genommen, bedeutet diese Einschränkung bereits, dass das Modell falsch ist.

Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens der Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts. Dies bedeutet nämlich entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht, das Licht sowohl Teilchen als auch Welle ist, sondern, dass es keins von beiden ist. Da beide Modelle durch entsprechende Experimente (Interferenz, Photoeffekt) widerlegt sind.

Gruß
Oliver

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