Phänomen gefühlte Temperatur im Büro

Mahlzeit!

Immer wieder in einer der kälteren Jahreszeiten stelle ich ein merkwürdiges Phänomen fest: Wenn ich morgens ins Büro komme, ist es angenehm warm. Kaum, dass ich eine Weile da bin, fange ich jedoch an, die Temperatur als immer geringer zu empfinden, sodass es mir schließlich mit kurzem Hemd zu kühl wird.

Nun habe ich noch ein Thermometer zu Rate gezogen und festgestellt, dass der tatsächliche Temperaturverlauf sogar konträr zu meinem Empfinden steht: Beim Betreten zeigt es zwischen 21 und 22 °C an. Später steigt es auf 24 °C, vermutlich, weil die Heizung nachts heruntergefahren wird. Zu Hause würde ich bei 24 °C drinnen nie im Leben frieren. Wie kann das zustande kommen? Man könnte es auf die geringe körperliche Aktivität schieben, aber wenn ich mich zu Hause bei 24 °C in einem solchen Zustand befinde, kommt es mir bei weitem nicht so kühl vor!

Nun noch einige Rand-Daten: Die Bürotür steht meistens offen. Ich bemühe mich zwar, sie anzulehnen, aber das hält meist nur bis wieder jemand rein oder rausgeht und sie wieder sperrangelweit offen lässt. Die Fensterseite und eine weitere Wand sind Außenwände, zudem ist oben direkt das Flachdach drauf, also kein weiteres Stockwerk. Der Flur endet dementsprechend auch auf Höhe des Büros. Hier sind einige Quadratmeter Fensterfläche.
Ich hatte ja vermutet, dass die kalte Flurluft hereinzieht und ich dadurch recht kalte Beine bekomme, aber das Thermometer auf dem Boden behauptet auch stets um die 23 °C.

Dann gibt es auch noch ein Lüftungssystem. Inwieweit das im Winterhalbjahr Einfluss nimmt, weiß ich nicht. Es scheint aber zumindest irgendwie aktiv zu sein, da es leicht rauscht. Ich denke, es soll nur der Lufttemperaturschichtung entgegenwirken.
Kann allein die dadurch und eventuell die offene Tür hervorgerufene minimale Luftbewegung die gefühlte Temperatur um mehr als vier Grad senken?! Die Strömungsgeschwindigkeit ist jedenfalls so gering, dass man sie nicht direkt bemerkt.

Danke für qualifizierte Einschätzungen!

MfG,
Marius

Hallo Marius,

Tja, die gefühlte Temperatur hat wenig mit der Anzeige des Thermometers zu tun.

Im Prinzip ist das was wir als Warm oder Kalt empfinde eigentlich das Verhältnis von vom Körper produzierten Energie zur abgeführten Energiemenge.

Wenn du morgens in Büro kommst, möglichst bist du noch mit dem Fahrrad gefahren, ist dein Körper noch auf volle Energieproduktion eingestellt. Wenn du dann nur noch sitzt fährt er langsam runter.
Auch wenn sich jetzt der Raum physikalisch nicht verändert, hättet du anfangs noch heiss und würdest mit der Zeit anfangen zu frieren.

Nun noch zum Raum.
Bei gleicher Lufttemperatur, kann feuchte Luft etwas mehr Energie aufnehmen als trokene. Dafür bringt schwitzen bei sehr feuchter Luft nichts, da die Feuchtigkeit nicht verdunsten kann. Das Verdunsten benötigt Energie, als Wärme, deshalb bringt der Verdunstungsvorgang eine Abkühlung.
Dann kommt noch hinzu ob die Luft steht oder sich bewegt.
Beim Wetter nennt man das Windchill oder „gefühlte Temperatur“
http://de.wikipedia.org/wiki/Windchill
Das nutzt man auch aus, wenn man in der Technik eine Lüfter zur Kühlung einbaut.

Dann kommt noch hinzu, das du nicht nur Wärme durch direkte Abführung verlierst, sondern auch durch Strahlung. Im Infrarot strahlst du wie eine Taschenlampe, was man auf IR-Aufnahmen sieht ist auch Energie, welche du abgibst.
Hier spielt dann auch die Oberflächentemperatur der Wände eine Rolle.
Man kann Leute bei 25°C Lufttemperatur zum frieren bringen, indem man nur die Wände kühlt, die Luft hat aber immer 25°C und es zieht auch nicht.

Welche Effekte in deinem Fall eine Wirkung haben und auch was die Klimaanlage da alles macht, wissen wir hier nicht. Heizung und Lüftung sind normalerweise Nachts herunter gefahren.

Irgendwann, geht dann zeitgesteuert die Heizung an.

Je nachdem wie aufwändig die Lüftung/Klimaanlage aufgebaut ist, reagiert diese recht komplex. Sie muss unter anderem die Wärme, welche die ganzen Bürogeräte im Betrieb erzeugen abführen, sie fährt also hoch, wenn alle gekommen sind und den PC hochgefahren haben.
Wenn du rumsitzt produzierst du etwa um die 100W. Deshalb sind z.B. Theatersäle auch nicht gross beheizt, da heizt dann das Publikum selber den Saal ein. Da Problem bei einem vollen Saal ist dann aber die überschüssige Wärme weg zu bekommen, da läuft dann bei vollem Saal die Lüftung auf Hochtouren.

Je nachdem reagiert die Klimaanlage ach auf die Luftfeuchtigkeit, damit keine Pilze an den Wänden wachsen. Jeder Mensch verliert dauernd Wasser, schon alleine weil dein Atem angefeuchtet ist, deshalb steigt die Luftfeuchtigkeit an. Ein Teil der Feuchtigkeit wird aber zuerst, z.B. von den Wänden aufgenommen. Die Lüftung wird also verzögert hochgefahren um die Feuchtigkeit aus dem Raum zu bekommen.

Die Zeitkonstanten bei einem Gebäude liegen so im Bereich von 1/4 Stunden bis zu einigen Tagen (z.B. bei einem Kälteeinbruch, kühlt die Bude nicht sofort aus).

Deine Angaben passen soweit ganz gut zum Tagesverlauf de Klimaänderung in einem Gebäude.

MfG Peter(TOO)

Hallo Peter,

Tja, die gefühlte Temperatur hat wenig mit der Anzeige des
Thermometers zu tun.

So weit, so klar.

Wenn du morgens in Büro kommst, möglichst bist du noch mit dem
Fahrrad gefahren, ist dein Körper noch auf volle
Energieproduktion eingestellt. Wenn du dann nur noch sitzt
fährt er langsam runter.

Das ist mir auch schlüssig. Diesen Effekt habe ich aber durch Anreise per Auto mit ausgeschalteter Heizung und Benutzung des Aufzugs bereits auf ein Minimum reduziert ohne dass das Endergebnis anders gewesen wäre.

Wenn es an kalten Wänden läge, müsste es auch genau entgegengesetzt zu meinen Beobachtungen sein, denn tagsüber wird die Gebäudehülle ja schließlich wärmer als sie nachts war. Die Lüftungsanlage läuft meines Erachtens auch schon, wenn ich hier ankomme.

Je nachdem wie aufwändig die Lüftung/Klimaanlage aufgebaut
ist, reagiert diese recht komplex. Sie muss unter anderem die
Wärme, welche die ganzen Bürogeräte im Betrieb erzeugen
abführen, sie fährt also hoch, wenn alle gekommen sind und den
PC hochgefahren haben.

Der Posten ist nicht sehr groß, pro Büro zwei PCs mit je ein bzw. zwei Monitoren, also summiert maximal ca. 250 W.

Damit es mir nicht zu unangenehm wird, drehe ich ja die Heizkörper teilweise bis auf 4.

Wenn sich nun also erst bei 25 °C ein Behaglichkeitsgefühl einstellt, müsste bei gleichen Verhältnissen zwar im Sommer theoretisch nur auf knapp 30 °C gekühlt werden (da habe ich leider nie gemessen), aber ist es für den Winter nicht eine immense Energieverschwendung, wenn man überlegt, was auf das ganz Gebäude gesehen, an Heizenergie gespart werden könnte, wenn es sich, wie bei mir zu Hause, auch schon bei knapp 22 °C angenehm warm anfühlte?

MfG,
Marius

Hallo Marius,

Je nachdem wie aufwändig die Lüftung/Klimaanlage aufgebaut
ist, reagiert diese recht komplex. Sie muss unter anderem die
Wärme, welche die ganzen Bürogeräte im Betrieb erzeugen
abführen, sie fährt also hoch, wenn alle gekommen sind und den
PC hochgefahren haben.

Der Posten ist nicht sehr groß, pro Büro zwei PCs mit je ein
bzw. zwei Monitoren, also summiert maximal ca. 250 W.

In DEINEM Büro!

Das kommt jetzt sehr darauf an, wie die Lüftung aufgebaut ist!
Meist wird die Temperatur nur in einem Abluftkanal gemessen und geregelt, welcher für ein ganze Zeile Büros zuständig ist. Motorklappen sind teuer.
Wenn man den Gebäudeunterhalt ernst nimmt, muss man für jeden Raum die Luftmenge über Drosselklappen einstellen, diese können aber nur von Hand verstellt werden. Das bedeutet aber, dass wenn in einem Büro ein zusätzlicher PC installiert wird, auch die Haustechnik ran muss …

Wenn sich nun also erst bei 25 °C ein Behaglichkeitsgefühl
einstellt, müsste bei gleichen Verhältnissen zwar im Sommer
theoretisch nur auf knapp 30 °C gekühlt werden (da habe ich
leider nie gemessen), aber ist es für den Winter nicht eine
immense Energieverschwendung, wenn man überlegt, was auf das
ganz Gebäude gesehen, an Heizenergie gespart werden könnte,
wenn es sich, wie bei mir zu Hause, auch schon bei knapp 22 °C
angenehm warm anfühlte?

Mit moderner Hausleittechnik kann die optimiert werden.
Das geht aber nicht ohne, dass man zuerst Geld in die Hand nimmt um erst nachher Geld einsparen zu können.
Zudem muss diese Haustechnik dauernd unterhalten werden und man muss sie auch dauernd an die Veränderungen im Betrieb anpassen! Man kann dann nicht mehr einfach zwei PC-Arbeitsplätze in ein anderes Büro umlagern ohne dies mit der Haustechnik abzusprechen!

MfG Petr(TOO)

Moin,

das ist das altbekannte Beamtensyndrom. Die fühlen ähnlich und daher werden die Kaffeepausen immer häufiger und länger.

Scherz beiseite. Bei sitzender Tätigkeit fällt die produzierte Wärme und das macht sich mit gefühlter Kälte bemerkbar.

Gruß vom Raben

Behaglichkeit vs. Luftfeuchte
Hallo,

Tja, die gefühlte Temperatur hat wenig mit der Anzeige des
Thermometers zu tun.

So weit, so klar.

Auch wenn Peter es schon erwähnt hat, weise ich noch mal drauf hin:
Ganz wesentlichen Einfluss auf das Temperaturempfinden hat die Luftfeuchte.

Wenn sich nun also erst bei 25 °C ein Behaglichkeitsgefühl
einstellt, müsste bei gleichen Verhältnissen zwar im Sommer
theoretisch nur auf knapp 30 °C gekühlt werden

Im Sommer hat man innen eine sehr hohe Luftfeuchte, weil die wärmere Außenluft innen abgekühlt wird. Bei hoher Luftfeuchte um 90% ist aber die Wärmeabgabe durch Verdampfen von Feuchte auf der Haut stark reduziert.
Im Winter ist es umgekehrt. Kalte Außenluft wird innen erwärmt und die rel. Feuchte sinkt auf Werte um 30…50% oder noch niedriger.
Dann wird jedes bisschen Feuchte auf der Haut sofort verdunsten und der Haut erheblich Energie entziehen.
In Konsequenz können 25…27°C im Sommer unangenehme Schwüle darstellen und im Winter bei leichter Bekleidung noch Frösteln hervorrufen.

Praktisch ist es auch so, dass Klimaanlagen neben der Temperaturabsenkung vor allem auch die Luft entfeuchten.
Das kann ich auch im eigenen Haus deutlich nachvollziehen, wenn die Temp. nur um 1…2 Grad fällt, es sich aber subjektiv deutlich kühler anfühlt.

Deshalb reicht es auch tatsächlich aus, wenn eine Klimaanlage im Sommer knapp unter 30°C kühlt, dabei aber die Luft schön trocken macht.

ganz Gebäude gesehen, an Heizenergie gespart werden könnte,
wenn es sich, wie bei mir zu Hause, auch schon bei knapp 22 °C
angenehm warm anfühlte?

Im Winter würde Befeuchtung natürlich was bringen, nicht nur wegen der physiologischen Temperaturwahrnehmung, sondern auch um Austrocknen der Schleimhäute zu mindern.

Allerdings ist das nicht ganz problemlos, weil im Winter an jeder kalten Fläche Kondensation entstehen kann. Man darf die Befeuchtung also nicht übertreiben.
Gruß Uwi

Sauerstoff?
Hallo,
habe die Frage und die bisherigen Antworten gelesen. Denke aber auch an den abnehmenden Sauerstoffgehalt der Luft, denn ich selber habe oft das Gefühl von Kälte, wenn die Luft „verbraucht“ ist. Eine genaue Untersuchung dazu habe ich aber weder angestellt noch gelesen. Vielleicht kann Jemand dazu etwas sagen…
Freundliche Grüße
Thomas