Hi,
Ich beginn mal ganz beim 1. das ich nicht so ganz versteh.
Gerade dieser Satz
„Sachhaltig genommen ist die Phänomenologie die
Wissenschaft vom Sein des Seienden - Ontologie“ (S. 37)
halt Dich nicht an diesem Heidegger-Zitat auf, es geht ja um Sartre; ich habs gebracht, weil ich damit ausdrücken wollte, dass die Verknüpfung von Phänomenologie und Ontologie schon ganz klar bei Heidegger auftritt, nicht erst bei Sartre (bei dem m.E. die Verknüpfung ohnehin eine etwas andere ist, nämlich durch Hegel vermittelt, aber in diesem Kontext egal …)
„Sachhaltig genommen ist die Phänomenologie die
Wissenschaft vom Sein des Seienden - Ontologie“ (S. 37)
kommt mir nicht ganz einleuchtend vor - zumindest wenn man
noch im Kantischen modell bleibt. Vorweg: ich verstehe den
satz so, dass ich das Sein als das „wesen“ auffasse, und das
Seiende als das „Phänomen“
Ich tu mich schwer, Heidegger spontan aus dem Ärmel zu schütteln, vielleicht findet sich hier ja ein Experte.
Nein, das Sein ist bei Heidegger sicher nicht das „Wesen“ (als Essenz verstanden), und das Seinende sicher nicht das „Phänomen“;
im Gegenteil ist gerade, die von Heidegger als das Sein vergessende, am Seienden klebende, Metaphysik eine solche Wesenserforschung (Sartre unterscheidet ja übrigens durchaus ähnlich zwischen Metaphysik und Ontologie!).
Vielleicht trifft diese Definition in etwa:
das Heideggersche Sein ist nicht das Wesen (im Sinne der traditionellen Metaphysik als Essenz verstanden) des Seienden, sondern es ist das Ensemble der Bedingungen der (für-uns-)Erscheinung der Seienden, das überhaupt auch nur als Erscheinendes ist, existiert.
Eine Phänomenologie
schließt doch ein Ding an-sich nicht von vorne herein aus -
sondern „umgeht“ und „vernachlässigt“ es nur geschickt.
Nein, sehe ich nicht so;
anders als für Kant, bei dem das Phänomenon auf ein Noumenon verweist, ist das Phänomen bei Sartre nichts Mangelhaftes, sondern etwas Volles, sich selbst genügendes;
das Phänomen verbirgt nichts, und es verweist auf nichts;
die Welt ist so, wie sie im „Bewusstsein von Etwas“ (nicht im „Bewusstsein“!) auftritt, nichts anderes.
Sartre: „Es versteht sich, dass dieses Sein kein anderes ist als das transphänomenale Sein der Phänomene und nicht ein noumenales Sein, das sich hinter ihnen versteckte. Es ist das Sein dieses Tischs, dieses Tabakpäckchens, der Lampe, allgemeiner das Sein der Welt, das durch das Bewusstsein impliziert ist. Es verlangt einfach, dass das Sein dessen, was erscheint, nicht lediglich existiert, insofern es erscheint. Das transphänomenale Sein dessen, was für das Bewusstsein ist, ist selbst an sich“ (Das Sein und das Nichts, S. 37)
Also: Klar hat Sartre einen an-sich-Begriff, aber eben keinen Kantischen; allein Sartres „Primat der Existenz über die Essenz“ schließt einen Kantischen Dualismus, damit ein Kantisches Ding-an-sich aus.
Viele Grüße
Franz