Hallo Anja,
Nun die Frage: Kann man durch eine Verteilung der
Medikamenteneinnahme auf 4x pro Tag die eingenommene
Gesamtdosis verringern (da ja keine „Täler“ mehr auftreten,
sondern ein konstanterer Spiegel gehalten wird)? Falls ja,
ungefähr um wieviel?
Im Prinzip ja,
aber der Metabolismus ist keine Konstante, andernfalls könntest du z.B. nicht schlafen!
Nun gibt es aber unzählige Stoffwechselkreisläufe und jeder hat seine eigene Uhr, bzw. eine andere zeit seiner Höchstleistung.
Bei festen Zeitabständen müssen die Einzeldosen unterschiedlich ausfallen, bei gleichen Dosen muss man die Zeitabstände unterschiedlich wählen.
Beim zeitlichen Verlauf unterscheidet man die Lerchen (Morgenmenschen), Tagmenschen und die Eulen (Nachtmenschen).
Morgens einnehmen, bedeutet dann eigentlich nicht um 8 Uhr morgens, sondern sollte auch dem Matabolismusverlauf angepasst werden.
Hinzu kommt noch, dass es lazy, normal und ultrarapid metabolizer gibt, die Lebern sind genetisch schon recht unterschiedlich in der Leistung.
Bei den ultrarapid metabolizern gibt es ein interessantes Nor-Süd Gefälle: Im Norden um die 5%, in unseren Breiten um die 10% und in den arabischen Ländern um die 30%. Bei den langsamen, weiss ich es nicht.
Und dann kommt immer auch noch die Tagesverfassung hinzu.
Der Mensch ist nun mal keine Maschine nach irgendeiner DIN-Norm!
Meine persönliche Erfahrung, ich bin ultrarapid metabolizer, ist, dass man durch verteilen mindestens weniger Nebenwirkungen hat, weil man sonst, z.B. morgens eine Überdosis einnehmen müsste, damit das Medikament nach 24h noch wirksam ist.
Bei mehreren Medikamenten gleichzeitig wird es dann erst lustig. Es gibt unterschiedliche Wege über welche matabolisiert werden kann. Unterschiedliche Medikamente nehmen da auch unterschiedliche Wege. Nun kann aber ein Medikament die anderen Wege beeinflussen, indem entweder die Abbauleistung vergrössert oder gebremst wird. In einem gewissen Rahmen ist das dann auch wieder individuell. Bereits eine Dosisänderung eines Medikamentes, kann eine Neueinstellung des ganzen Medikamenten-Systems nötig machen (ich spreche da aus eigener Erfahrung).
Nun gibt es aber unterschiedliche Meiningen in der Medizin zu diesem Thema:
- Die unterschiedlichen Metabolizer-Typen werden erst seit etwa 15 Jahren erforscht.
- Die Compliance, hier gilt die Lehre, dass komplizierte Einnameschemen den Patienten überfordert und er das dann erst recht sein lässt, also seine Medis mal nimmt und mal nicht. Deshalb auch der Trend zu Kombipräparaten, scheinbar ist es komplizierter 2 Pillen zu schlucken als nur eine. Der aktuelle Tram ist es, für jeden Patienten eine individuelle Pille zu mischen, sodass er nur eine schlucken muss.
- Jetzt gilt: „Nehmen sie 2x täglich eine Pille und kommen sie in 14 tagen wieder, dann sehen wir weiter wie es gewirkt hat.“ Nach 14 Tagen wird dann die Dosis angepasst. Alles nach den Vorgaben des Herstellers. Ein individuelles Einnahmeschema ist wesentlich mehr Aufwand für den Arzt und bedeutet auch mehr Experimente, bis das Ideale Schema gefunden ist. Zudem wären die Ärzte damit auch überfordert. Eigentlich müsste der Arzt die Verschreibung machen und der Pharmakologe dann die Einstellung.
-Teilweise benötigt man auch unterschiedliche Einstellungen für Winter/Sommer. denn der Metabolismus ändert sich auch mit dem Jahreszeiten. Bei Blutdruckmedikamenten, wird das langsam schon von einigen Ärzten berücksichtigt, kann ja auch einfach messtechnisch erfasst werden.
Da „alle Konstanten variabel sind“ ist eine zu knappe Einstellung schwierig, weil die dann an einem Tag funktioniert und an einem anderen nicht!
Besonders die Anästhesisten hätten schon länger gerne, dass der Metabolismus-Typ als dritter Wert mit der Blutgruppe und dem Rhesusfaktor erfasst wird.
Deine Frage ist also gar nicht einfach zu beantworten.
Momentan muss man also noch gezielt rumexperimentieren, welches das beste Schema für einen Patienten ist.
Genauer ginge es, wenn man vom Patienten eine Genanalyse hätte, aber dies scheitert noch an den Kosten.
In Zukunft könnte man vielleicht mit den Daten aus der Genanalyse und einer Simulation auf Zellebene das optimale Medikament (Wirksamkeit, Nebenwirkungen) direkt bestimmen und weniger Experimentieren müssen. Dazu reicht aber die heutige Rechnerkapazität noch nicht aus.
Heute beginnt man, im allgemeinen, mit dem günstigsten Medikament. Wenn dieses nicht richtig wirkt oder zu viele Nebenwirkungen zeigt, wechselt man zum nächsten, meist teureren, Medikament. Bei exotischen Konstellationen kann dies natürlich dauern. Bei Medis, welche man über lange Zeit nehmen muss, muss sich das Medikament erst mal im Körper verteilen (das ist nicht nur im Blut nachzuweisen, sondern lagert sich auch im Gewebe ein) und der Körper selbst muss sich darauf einstellen. Da hat man es mit Zeitkonstanten im Bereich von Wochen bis Monaten zu tun. Typisch sind so 14 Tage, bis sich das System halbwegs stabilisiert hat. Deshalb geht das Ausprobieren nicht schneller! Bei einem Medikamentenwechsel muss dann zusätzlich noch das alte Medikament abgebaut werden. Da kann es schnell mal 6 Monate dauern, bis man eine Einstellung gefunden hat.
Die Frage ist dabeieimmer auch noch, wie gut der Patient seine Verantwortung übernimmt und mitarbeitet, bzw. mitarbeiten kann.
Das ganze gilt jetzt für Medikamente welche über einen langen Zeitraum eingenommen werden müssen, nicht für die Kopfschmerztablette, welche mal akut eingeworfen wird. Wobei hier auch jeder seine persönliche Erfahrung hat, welches Medikament ihm in welcher Dosis dann auch hilft.
MfG Peter(TOO)