Hallo liebe Chemiker!
Ich habe eine Frage: In einer Klausur (es war nicht „Chemie“
) musste man versuchen zu erklären, wie man Pheromone von einem Vertreter der Lepidoptera (Schmetterlinge) isoloieren und „verwertbar“ machen kann. Man sollte den Sexuallockstoff dafür verwerten können, Augenspinnermännchen anzulocken. Das war in Verhaltensbiologie, aber ich als Nicht-Chemiker habe nicht schlecht gestaunt, und wusste bei Gott, keine Antwort. Und weiß immer noch keine. Wie kann man ein Sexuallockstoff aus dem Weibchen des Augenspinners isolieren und syntethisieren?
Ich würde mich freuen, wenn mir hier jemand meine Wissenslücke füllen könne.
Mit freundlichem Gruße!
M. Krüger
Hi Tolypeutes,
als erstes brauchst du einen Nachweis, also ein paar Männchen.
Dann heißt es sich rantasten. Erst mal die Weibchen zerteilen und und schauen, welche Körperteile bzw. Gewebe den Lockstoff enthalten.
Wenn du anatomisch nicht mehr weiterkommst, physikalisch/chemisch weiter vordringen, also unterschiedliche Löslichkeiten ermittln, also mit Wasser, Alkohol usw. extrahieren und prüfen, ob die Lockwirkung vom Extrakt oder vom Rückstand ausgeht (Beispiel: auf diese Weise ermittelst du z.B. dass die wachmachende Substanz des Kaffee im Extrakt ist).
Da du sicherlich so Stoffgemische mit hunderten Stoffen erhältst, würde ich danach chromatographische Verfahren anwenden oder eine fraktionierte Destillation. Der Duftstoff wird sich dann mit Glück REIN in einer Fraktion finden, ansonsten nochmal mit anderen Lösungsmitteln versuchen.
Wenn du dann einen reinen Stoff hast, wird’s richtig chemisch, nur ganz wenige Stichworte: Summenformel bestimmen, Funktionale Gruppen bestimmen, Strukturbestimmung durch IR-Spektroskopie u.a., Kristallstrukturbestimmung mit Röntgenbeugung.
Zur Synthese kommen wir dann im nächsten Leben. Gruß, Zoelmat.
Oh, danke sehr, für deine Antwort.
Hm, und warum kommen wir zur Synthetisierung im nächsten Leben?
Hey, das macht mich sehr neugirig. Kennst du eine Seite bzw nach deinem Wissen, wie eine Synthethisierung abläuft? Was ist das denn eigentlich im Detail?
Also, diese arbeiten, von Lockstoffen und chemischen Analysen machen bei uns, im Institut, die CTA oder andere Laborassistenten. Ich denke es würde nicht schaden, mal da vorbeizuschneien und die mal ein bisschen auszuhorchen, wie das funktioniert. Das ist für mich eine neue Welt, auch wenn ich im Grundstudium Biochemie, physikalische und organische Chemie belegt haben musste, bin ich mit Ach und Krach da durchgekommen. Irgendwie hat mir immer das Verständnis gefehlt. Bin eher der der durch die Flora der Fauna hinterherrennt. ^^
Aber ich danke dir, diese Antwort scheint mir recht plausibel.
Freundliche Grüße aus Jena!
Matze
Hi Tolypeutes,
wenn du auf die Synthese zu sprechen kommst, scheinst du die Analyse verstanden zu haben, wie schön, war ja aich recht allgemein.
Die Synthese von Biomolekülen ist schon ein recht diffiziles Problem.
Die Zelle hat eine Armada von sehr spezifischen und auch chiralen Helferlein zur Verfügung, Enzyme. Der klassische Chemiker einen Topf mit irgendwas, wo er irgendwas reinkippt.
Beispiel http://de.wikipedia.org/wiki/Cobalamine alias Vitamin B12. Wurde m.W. als der Mt. Everest der Synthese bezeichnet.
Von daher ist es kein Wunder, dass es einfacher ist, die Gene zu identifizieren, auf Bakterien oder Hefen zu übertragen als eine Chemiefabrik zu bauen.
Aber ohne konkretes Beispiel ist eine Aussage schwierig, vielleicht ist auch ein allgemein verfügbarer Ausgangsstoff mit wenigen Reaktionen in den Löckstoff zu überführen.
Gruß, Zoelomat