Hallo,
mit großen Interesse schaue ich die neue Philosophie-Sendung bei Arte. Letztens wurde das Thema Gesicht besprochen, nämlich was uns ein Antlitz preisgibt und was wir darin sehen oder nicht sehen.
http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/philosophie…
Ich betrachte die Philosophie in Bezug zum Alltag, also als einen Teil meines Alltags. Mir ist während der Sendung der Gedanke gekommen, dass ich beim Gesichter betrachten mir manchmal allzu fertige Bilder von der dazu gehörigen Person mache, was ich nicht gut finde. Kann die Philosophie einem helfen hausgemachte Stolpersteine seiner Denkweisen aus dem Weg zu gehen?
Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Umgang mit Philosophie im Alltag gemacht? Wird man mithilfe von Philosophie irgendwann vorurteilsfrei?
Viele Grüße
Maelle
Hallo
Abwarten kann ich nur ahnen…
VOR dem URTEIL ist man FREI
XX
Lektüreempfehlung
Hallo Maelle,
philosophische Experimente für den Alltag findest Du hier
http://www.amazon.de/F%C3%BCnf-Minuten-Ewigkeit-phil…
auf amazon verweise ich eigentlich nicht gerne, aber da kannst Du einen Blick ins Buch werfen.
Dein Nick klingt Französisch … das Original des Buches heißt „101 expériences de philosophie quotidienne“, erschienen bei Odile Jacob poches. Dafür habe ich vor ein paar Jahren €7.50 bezahlt
Grüße
Pit
Hallo maelle,
Ich betrachte die Philosophie in Bezug zum Alltag, also als
einen Teil meines Alltags.
Philosophie i s t Alltag,auch wenn man es gar nicht bemerkt.
Jeder Mensch lebt doch sein eigenes logisches und ethisches Konstrukt.
Kann die Philosophie einem helfen hausgemachte Stolpersteine seiner Denkweisen aus dem Weg zu gehen?
ich denke,jeder Mensch,der sich mit Erkenntnis auseinandersetzt,hat eine Chance zur Persönlichkeitsentwicklung.Dazu gehört auch,kritisch zu hinterfragen,zu überprüfen und auch große Philosophen in ihrem zeitlichen und Lebenskontext zu sehen.Dazu gehört auch,die Weisheit des anderen zu akzeptieren und andere Denkweisen einfließen zu lassen.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Umgang mit Philosophie im
Alltag gemacht?
Die Umsetzung im Einzelfall,kann sich natürlich als widrig erweisen:wink:
Aber wir üben ja fleissig.
Wird man mithilfe von Philosophie irgendwann
vorurteilsfrei?
Hier müßte man philosophisch erst mal klären,ob die Freiheit von jeglichem Vorurteil(gg.falls aus biologischer Sicht) erstrebenswert,denkbar oder überhaupt möglich ist…
viele grüsse
Heidi
Hi, Maelle,
interessante Frage.
Was sind Vorurteile? Ist sichergestellt, das Vorurteile immer falsch sind? Denn nur dann wären Vorurteile ja gefährlich.
Vielleicht ist die gesamte Philosophie ein Vorurteil. Unsere gesamte Wahnehmung ist vorherbestimmt durch die Bedingungen und Strukturen unseres Denkens.
Auch wenn Du denkst, Du hättest keine Vorurteile in Bezug auf einen Menschen oder ein Gesicht, etc. hast Du sie trotzdem, ohne es zu merken. Meiner Meinung nach ist das auch gar nicht problematisch, es ist normal. Wir können nicht ohne Vorwissen urteilen.
Jeder neue Gedanke nimmt Bezug auf breits einmal Gedachtes oder Gefühltes (Erfahrungen).
LG Rolo
Hier müßte man philosophisch erst mal klären,ob die Freiheit
von jeglichem Vorurteil(gg.falls aus biologischer Sicht)
erstrebenswert,denkbar oder überhaupt möglich ist…
Hallo Heidi,
nach einigen Textbeginnversuchen und Löschungen schreibe ich jetzt einfach mal auf, was mir bei Deinem letzten Satz so durch den Kopf gegangen ist (vielen Dank für Deinen Gedanken):
In Gesichter schauen und sie bewerten ist für uns Menschen wahrscheinlich eine elementar wichtige Angelegenheit. Sie hilft uns Position in einem sozialen Gefüge zu beziehen, anders wären wir unsicher. Aber ich denke auch an solche Vorurteile, wenn Menschen aus verschiedenen Kontinenten mit verschiedener Hautfarbe zusammen kommen. Zum Beispiel, wie ist das auf Weltwirtschaftsgipfeln, wo Menschen miteinander verhandeln müssen. Wie schaffen sie es unbelastet und aufgeschlossen eine Rede anzuhören? In der Sendung meinte der Gast Dan Arbib, „dass einem die Wahrheit eines Gesichts erst deutlich wird, sobald man die einzelnen Züge vergessen hat und wahrnehmen kann, was sich dahinter verbirgt - auch das, was eigentlich gesichtslos ist wie die Liebe. Am Ende steht fest: Das Gesicht ist ein Rätsel, aber kein Geheimnis.“
Doch oft haben wir nicht so viel Zeit, um Rätsel zu lösen, und gewohnheitsgemäß reagieren wir schneller mit Zu- oder Abneigung als mit vernünftigen Überlegungen.
Und wenn ich es mir recht überlege, dient die Philosophie nicht dazu, Allgemeingültigkeiten zu schaffen, sondern jene Rätsel zu lösen, die uns beschäftigen. Nietsche soll gesagt haben, dass alle Vorurteilen aus den Eingeweiden kommen. *umpf*
Ich habe keine Ahnung, ob philosophische Denker vorurteilslose Menschen sind.
viele Grüße
Maelle
Hallo Rolo,
so sehe ich das auch. Aber auf der anderen Seite fällt auf, dass bestimmte Grenzen immer weiter werden, und dass wir „unsere Vorsicht“ im Umgang mit uns fremden Menschen neu überdenken müssen. In großen Städten wie München, Hamburg oder Berlin gibt es bereits Ghetto, mit all den dazu gehörigen Problemen. Ich überlege mir, ob dies vermeidbare, ob Integration besser gelingen würde, wenn unser Sicherheitsdenken samt der Vorurteile angemessener wäre.
Ich denke auch zum B. an übergewichtige Menschen, die mit Abwertungen in ihrem Umfeld zu kämpfen haben. In einem amerikanischen Film über eine übergewichtige Frau war der Leitsatz „in jedem Dicken steckt ein Dünner“.
Auf der anderen Seite will ich das Vorurteile haben nicht missen, weil es mir schon oft geholfen hat.
Auf jeden Fall werde ich mich mal um die Lesevorschläge hier kümmern.
Dir Vielen Dank für Deinen interessanten Gedankengang, den ich mir hier so einfach aufgegriffen und weitergesponnen habe.
viele Grüße
Maelle
Hallo,
mir ist noch was eingefallen, das aber in die gleiche Richtung geht:
Bereits die Themenauswahl in dieser Sendung auf ARTE, ist ja unbewußt in eine ganz bestimmte Richtung beeinflußt, weil von Menschen gemacht.
Vielleicht könnte man ganz andere Themen behandeln und ganz andere Fragen stellen, an die nur niemand denkt. Die Vorherbestimmtheit unseres Denkens verhindert aber, dass wir über den Tellerrand hinausschauen können. So werden wir immer nur auf ganz bestimmte Aspekte des Fragens eingehen, aber nicht auf alle potentiell möglichen.
LG Rolo
Philosophie in Deinem und ‚unserem‘ Alltag
>>In Gesichter schauen und sie bewerten ist für uns Menschen wahrscheinlich eine elementar wichtige Angelegenheit. Sie hilft uns Position in einem sozialen Gefüge zu beziehen, anders wären wir unsicher.>Doch oft haben wir nicht so viel Zeit, um Rätsel zu lösen, und gewohnheitsgemäß reagieren wir schneller mit Zu- oder Abneigung als mit vernünftigen Überlegungen. gemeinsamen Arbeitsgang. (Wenn er sich zB in den Finger schneidet oder plötzlich ohnmächtig wird rufe ich den Notarzt, natürlich und die Arbeit wird zweitrangig).
Oder sieh’ es 'mal so: Seit einer Woche haben wir nichts gegessen und müssen jetzt ein Mammut jagen. Das erfordert volle Konzentration unter Einsatz des eigenen Lebens … oder Du mußt als Katastrophenhelfer Notarzt Lawinenretter oder Bernhardiner mit einem Faß Rum um den Hals Menschenleben retten.
Da ist es dann gut, wenn man erstmal in die Gesichter guckt und sie bewertet.
Aber … ich tu Dir Unrecht mit meinem Sarkasmus … derlei hast wohl nicht gemeint.
Vorherbestimmtheit des Denkens?
>>Die Vorherbestimmtheit unseres Denkens verhindert aber, dass wir über den Tellerrand hinausschauen können.
Gesichter im Alltag
>>dass ich beim Gesichter betrachten mir manchmal allzu fertige Bilder von der dazu gehörigen Person mache, was ich nicht gut finde>Kann die Philosophie einem helfen hausgemachte Stolpersteine seiner Denkweisen aus dem Weg zu gehen?
Hallo maelle,
Und wenn ich es mir recht überlege, dient die Philosophie
nicht dazu, Allgemeingültigkeiten zu schaffen, sondern jene
Rätsel zu lösen, die uns beschäftigen.
beides,denke ich mal.Die Philosophie hat einige Grundlagen logischen Denkens geschaffen.Sie befasst sich aber auch mit(nicht belegbaren)Fragen nach dem Wesen der Dinge.
Nietsche soll gesagt
haben, dass alle Vorurteilen aus den Eingeweiden kommen.
*umpf*
lustiges Beispiel!ob er das gesagt hat,weiß ich nicht,aber immerhin käme diese Aussage von einem Mann der,soweit ich weiß,zeitlebens stark sehbehindert war.leider kenne ich den Zusammenhang nicht.Aber lass mich das trotzdem mal weiterspinnen…symbolisch betrachtet,hat er recht,wissenschaftlich ist diese Aussage völlig unhaltbar.
Woher kommt denn das vielzitierte „Bauchgefühl“? Es ist ein reines Symptom,da sich starke Emotionen durch Nervenübertragung in der Magengegend bemerkbar machen.Die Entstehung dieser Emotionen obliegt aber ausschließlich dem Gehirn.Sie entstehen im Limbischen System(Amygdala),welches z.b.in Bezug auf mögliche Gefahren(also auch Vor-Urteile)bereits Vorentscheidungen trifft,die in unser Bewußtsein gar nicht vordringen.Geschweige denn,dass wir per Verstand Einfluss darauf ausüben könnten.
Manche Vorurteile können wir erkennen und gg.falls verändern.
Aber es bleibt imer ein großer,finsterer Bereich in dem wir keine Chance haben.
Ich habe keine Ahnung, ob philosophische Denker vorurteilslose
Menschen sind.
klares Nein,aus meiner Sicht.Es gibt ein nettes Büchlein,das einige der großen Philosophen humorvoll aus einer anderen Warte beleuchtet.Als Menschen ihrer Zeit und ihrer persönlichen Lebensumstände.
Weischedel,Die philosophische Hintertreppe
viel grüsse
Heidi