Philosophie - 'tot und begraben'?

Hallo,

in der Wiener Zeitung vom 1. Juni 2007 erschien ein Interview mit dem
Philosophieprofessor Rudolf Burger

http://www.wienerzeitung.at/
DesktopDefault.aspx?TabID=4664&Alias=wzo&cob=286777

(URL bitte zusammensetzen)

Darin sagt er, wenn ich ihn richtig verstehe:
weil (fast?) alle Themenbereiche, die einst zur Philosophie gehörten,
inzwischen zu selbständigen wissenschaftlichen Disziplinen geworden
sind, ist Philosophie im traditionellen Verständnis heute „eigentlich
tot und begraben“.

„Eigentlich“ - das erläutert Burger nicht - wohl deshalb, weil sie
dennoch lebendiger ist denn je, insofern als es heute mehr Menschen
gibt als je zuvor, die von dieser Philosophie, die „tot ist im Sinne
einer Funktionalität“, im Sinne einer Erwerbstätigkeit leben (auch
Burger selbst :wink:.

Was meint die erlauchte Runde hier zu Burgers These? (die im
Interview noch näher begründet ist)

Nescio

Hallo Nescio

Welche Fragen stellt dann die gegenwärtige Philosopie? Gibt es wirklich noch ein Herauskommen aus diesem Kreislauf der ewigen Fragen, die immer neu betrachtet werden und doch niemals zu einem Schluß kommen, der eine befriedigende Lösung enthielte? Oder anders, werden empirische Erkenntnisse gegenüber einer eitlen Gedankenakrobatik benachteiligt? Und ist es das, was sich als ein neuer Ausblick anbahnt?

Wenn Du Dich ein wenig mit Sri Aurobindo beschäftigt hättest, wärest Du von dieser Aussage nicht überrascht. Die Menschheit steht tatsächlich vor einer gewaltigen Bewußtseinsveränderung. Das macht sich natürlich in der Philosophie, wie übrigens auch in der Psychologie, besonders bemerkbar.

Es ist noch nicht so offensichtlich, doch unabwendbar. Und wer weiß, vielleicht dient auch dieses Forum dazu, das Neue das sich anbahnt, vorzubereiten. :wink:

gruß
rolf

Ich hab jetzt unter dem Link den Text von Burger nicht gefunden, aber ich denke, dass früher Physik, Chemie, Biologie auch zur Philosophie gezählt haben. Heute tun sie das nicht mehr, es gibt heute die Trennung zwischen exakten und Geisteswissenschaften. Das liegt nicht allein daran, dass in Physik etc. mehr Beweise gefunden worden sind, als z.B. in der Soziologie, sondern auch an den Dogmen und Denkverboten des Szientismus/Positivismus. Verwirrend ist auch, dass die Logik ein Teilbereich der Philosophie, also der Geisteswissenschaft ist, obwohl Logik eigentlich exakt mathematisch ist. Allerdings gehts in der Mathematik eher um Zahlen, in der philosophischen Logik aber eher um sprachliche Ausdrücke. Ich glaube, Philosophie ist heutzutage nicht weniger relevant als früher, man kann sie aber nicht gegenüber anderen Disziplinen abgrenzen. Vielmehr ist Philosophie das, was die Verbindung zwischen den Einzelwissenschaften ausmacht, also das „Interdisziplinäre“ zwischen Mathematik, Physik, Soziologie, Psychologie, Hirnbiologie, Geschichtsforschung, Theologie, Politologie, undsoweiter. Also sollte heutzutage ein Philosoph sich mit allem auskennen, dem Vielosoof ist nichts zu doof. Insofern ist es eigentlich heutzutage nicht viel anders, bloss umgekehrt, als wie früher: Früher wurde die gesamte Wissenschaft unter „Philosophie“ subsummiert, heute ist die Philosophie die Kurierin, Dienstleisterin und Integrationsfigur für alle Einzelwissenschaften.