Hallo Mario,
erstmal danke für den Link!
Der Artikel ist von Prof. Sinowatz, einem Tierarzt aus München. Dieser Herr hat sage und schreibe sechs verzeichnete Fachpublikationen. Seine Forschungsgebiete sind Gefäßentstehung und Embryonalentwicklung. Nichts also mit Alterung. Den Veröffentlichungen nach zur Folge ist er nicht mal eine große Kapazität in seinen Forschungsgebieten und ich zweifle stark, daß er auch nur Andeutungsweise kompetent ist, über Alterung zu schreiben. Ich möchte hier aber klarstellen, daß ich seine Kompetenz als Tierarzt nicht in Frage stelle (kann ich auch garnicht)!! Außerdem ist das mein persönlicher Eindruck, den ich aus denen mir vorliegenden Informationen gewonnen habe.
Der Artikel referenziert keine neuere Publikation, vielmehr bezieht er sich auf ein bestimmtes Tiermodell (nicht mal das beste - Mäuse, ja sogar Frösche, die auch als Tiermodell dienen um Alterungsprozesse zu untersuchen, sind weitaus näher verwandt mit dem Menschen!) und auf den inzwischen schon recht alten molekularbiologischen Befund, daß die Telomerlänge die Zahl der Zellteilungen begrenzt (das sog. „Hayflick-Limit“). Sicher hat sich der Autor gerade das rausgepickt, weil er über Emryologie arbeitet und in den ganz frühen Embryonalstadien die Telomerase besonders aktiv ist (obwohl - ich weiß nicht, ob ihm das selbst klar ist, so wie er schreibt).
Die Telomerlänge nach der Geburt reicht für mehr als 50 Zellteilungen. Ein Mensch hat ungefähr 10^14 Zellen. Aus einer Eizelle können nach 50 Zellteilungen mehr als 10^15 Zellen werden, das sind also mehr als zehnmal so viel wie benötigt! Übrigends haben in Erwachsenen teilungsaktive Zellen (adulte Stammzellen in Haut, Endothel und Knochenmark) eine Telomeraseaktivität, so daß diese sich häfiger teilen können (Wundheilung, Haut- und Bluterneuerung).
Warum sollten aber Zellen ihre Teilungsfähigkeit beschränken? Die Antwort ist einfach: Um das Krebsrisiko zu verringern. Beim Krebs fangen (eine bis wenige) Zellen an, sich unkontrolliert zu teilen, und dort ist das „Hayflick-Limit“ schnell erreicht - die teilentartete Zelle kann sich nicht weiter Teilen und stirbt. Man hat inzwischen Mäuse mit aktiviertem Telomerase-Gen hergestellt, bei denen sich die Telomere deutlich weniger verkürzen. Die werden _nicht_ älter, ihre mittlere Lebenserwartung ist sogar geringer als die von normalen Mäusen weil sie - genau! - früher und häufiger an Krebs leiden!
Die von Prof. Sinowatz immer noch als „alternsverantwortlich“ bezeichneten Telomere sind also nur ein Sicherheits-Notausschalter gegen unkontrollierte Zellteilungen.
Das zitierte belgische Forscherteam (hier wäre eine Quellenangabe angebracht gewesen!) hat lediglich gezwigt, daß die mittlere Telomerlänge wahrscheinlich maternal (von der Mutter) vererbt sind.
Wie Prof. Sinowatz auf folgende These kommt:
Klammert man Umweltseinflüsse aus, dann dürfte die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mannes wahrscheinlich vor allem vom X-Chromosom seiner Mutter abhängen.
ist mir vollkommen schleierhaft. Sowas hat mit Wissenschaft nichts mehr zu tun. Gerene zitiere ich dir hier zig Publikationen, die nachweisen, daß viele andere (genetische) Faktoren (außer dem X-Chromosom) einen massiven Einfluß auf die mittlere Lebenserwartung haben!
Wie viele andere Beiträge zu diesem Thema lebt auch dieser mehr von dem Wunsch der Leser nach dem ewigen Leben als von der sachlichen Korrektheit und dem Informationsgehalt.
Schade eigentlich.
Grüße,
Jochen