Der Referenzrahmen eines Philosophen?
Rationales Denken ist auf die möglichst vollständige systematische Gliederung der Welt angelegt.
Damit jedoch ist der Denkraum auf hierarische Strukturen eingeschränkt, Baumstrukturen, wie sie in jedem Computerverzeichnis zu finden sind. Hierarchisches Denken in allen Lebensbereichen verpflichtet aber zu ständiger Positionsbestimmung zwischen oben und unten, zur Sondierung des eigenen gesellschaftlichen Ranges und ähnlichem. In vernetzten Strukturen aber verschwindet diese Skala und damit eine vermeintliche Orientierungsmarke. Auf Orientierung im diesem gewohnten Sinne verzichten, löst bei vielen Menschen Angst aus.
(Anm.: Sie brauchen Ordnung, Gott, Ideologien etc)
Logozentrismus?
Ist eine poststrukturalistische Theorie (vernunftzentrierte Metaphysik, abendländische Rationalität)…
Logozentrisches Denken wird hier als eine herrschende „Denkform“ betrachtet. Kritisiert werden mit diesem Begriff konstruierte Bedeutungen oder auch ideologisch aufgeladene Bedeutungen, die die Wirklichkeit in identitätslogische Gegenteilspaare (Seele/Körper, positiv/negativ usw.) aufteilt und als Perspektive der Beurteilung (Referenzpunkt) die Gegenwart außenstehender Größen wie Wahrheit, Gott, Transparenz, Ursprung, Ursache, Vernunft oder ähnlicher Zentren und Kategorien der Metaphysik behaupten. Die Begriffe Wahrheit und Vernunft werden dabei als Ideen von Wahrheit und Wesenheit und als autoritär, eindimensional, hierarchisch, totalitär sowie pluralitätsfeindlich abgelehnt. Die Begriffe der Metaphysik werden als ein ineinandergreifendes und auf sich selbst beziehendes System von Metaphern betrachtet. Als Konstruktionen besitzen diese Metaphern keinen eigentlichen Inhalt, der darstellbar und damit sinnvoll wäre.
Vor diesem Hintergrund ist für Roland Barthes die sokratische Maieutik allein ein Prinzip „den anderen zur äußersten Schande zu treiben: sich zu widersprechen.“
Jacques Derrida spricht von einem „Imperialismus des Logos“.
Nach Jean-François Lyotard wird im Logozentrismus „vom Denken verlangt, am Rationalisierungprozeß teilzunehmen. Jede andere Denkweise wird verurteilt, isoliert und als irrational abgelehnt“; denn „der Logos ist kein Spezialfall in der Unendlichkeit von Codes: er ist der Code, der der Unendlichkeit ein Ende setzt; er ist der Diskurs der Umschließung, der dem Poetischen, dem Para- und Anagrammatischen ein Ende setzt“ (Jean Baudrillard).
Luce Irigaray: „Diese Dominanz des philosophischen Logos verdankt sich … seinem Vermögen, alles Andere in die Ökonomie des Gleichen zurückzuführen.“
Nach Barthes versucht das logozentrische Denken das Prinzip „jenes alte Gespenst abzuschütteln: den logischen Widerspruch.“ „Aktivität/Passivität, Sonne/Mond, Kultur/Natur, Tag/Nacht, Vater/Mutter, Kopf/Herz, intelligibel/ sinnlich wahrnehmbar, Logos/ Pathos … Denken hat immer nach Oppositionen funktioniert … Nach dualen, hierarchisierten Oppositionen“ (Hélène Cixious, zit. nach Kuhn)…
Also dachte ich so:
Erkenntnis ist immer eingeschränkt: Die „Logische Begründungs-Struktur“ zwingt uns dazu nur logisch-konsistentes anzuerkennen. Was ausserhalb dieser „LBS“ liegt ist ungültig bzw. hat keine Chance als „wahr“ anerkannt zu werden. Ist es deshalb aber auch schon „falsch“, wenn es nicht die Kriterien der „LBS“ einnimmt ?
Also objektiv ist nur, was der „LBS“ entspricht. Argumente müssen eine logische Struktur haben, sonst sind sie nicht objektiv wahr. Sie müssen logisch begründbar sein, sonst gelten sie nicht. Unsere Kultur zwingt uns alles, was nicht logisch begründbar ist, als falsch bzw. unwahr anzusehen, zu definieren. Der Bezugs- ja Referenzrahmen der Philosophen ist die Vernunft, die Logik! Was bleibt uns dadurch alles an Wahrheiten verborgen?
Multi interpretiert Witttgenstein so:
„Worüber man nicht philosophieren KANN, soll maN besser schweigen“
Es macht keinen Sinn zum Beispiel über etwas was nicht der Fall ist nach zu denken. Woher weiss ich aber apriori, was nicht der Fall ist/sein könnte?
„Trial and Error - Verfahren“
a la Popper?
Da hätten wir viel zu tun.
Sokrates ergänze ich so:
„Ich weiss, dass ich nicht weiss, was ich nicht weiss!“
Macht es Sinnn über Dinge/Sachverhalte zu sprechen, zu philosophieren,die nicht im logischen Raum angesiedelt sind?
Bestes Beispiel ist die Diskussion über das Phänomen Gott!
Es kann zu keiner Lösung führen, weil
a) er nicht der Fall ist und
b) sich auf jeden Fall dem logischen Bezugsrahmen entzieht,
denn schon in der Bibel steht:
„Meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken“ !
Die Philosophie leidet darunter -selbstverschuldet - dass sie sich auf Themen einlässt, die sich dem logischen Raum entziehen.
Multivista 2007