Phonetik (vielleicht?), Zungenspitzen-r etc

Hallo,

ich möchte für einen zu sprechenden Text zwischen den Varianten des „R“ sichtbar (aber nicht zu kompliziert) unterscheiden.

Wie kann ich die phonetischen Zeichen schreiben, die mir vor fast zwei Jahren Christopher hier:
/t/gegenteil-von-zungenspitzen-r/3844816/2
schon einmal aufgezeichnet hatte (ich bin etwas verwirrt, manchmal werden die Zeichen korrekt angezeigt, manchmal sind die Klammern leer)?

Noch genauer: Ich möchte unterscheiden zwischen

  • Zungenspitzen-r
  • gutturalem r
    und den Varianten, in denen das r nur geschrieben, aber nicht gesprochen wird, also z. B. bei
  • „jeder“ (gesprochen etwa „jedoa“) oder bei
  • „Art“ (gesprochen etwa „aot“).

Ich brauche also insgesamt drei sichtbare Kennzeichnungen für das R

  • Zunge
  • Rachen
  • ungesprochen

Die Kennzeichen müssen nicht phonetisch sein, aber vielleicht wäre das ein Weg. Ich habe schon über Großschreibung für einen Fall nachgedacht, was aber nicht realisierbar ist, weil ja am Anfang gelegentlich ohnehin groß geschrieben wird, das Zeichen also nicht eindeutig wäre. Auch Unterstreichung und Kursivdruck sind schwierig, weil der Kursivdruck nicht gut erkennbar ist (und außerdem ein drittes Zeichen fehlen würde.

Kann mir irgendjemand helfen, wie ich diese Kennzeichen als Hinweise für den Sprecher ohne großen Aufwand in den Text bekomme?

Gruß

Bona

Hallo Bona,
Die korrekten Zeichen in der Phonetik wären [r] für das Zungenspitzen-R, dass im Standarddeutschen nicht vorkommt. Selbst in Lehnwörtern werden die R-Laute meist eher wie im Deutschen ausgesprochen. Ein Vorschlag wäre vielleicht, das r zu unterstreichen und außerdem fett darzustellen. Aber der Laut käme ohnehin nur in ausländischen Sätzen (Spanisch, Russisch, Italienisch z.B.) vor.

Das konsonantische deutsche R, also das Rachen-R oder gutturale, genauer: der uvulare Approximant bzw. Frikativ, kommt im Deutschen am Silbenanfang vor, auch in Konsonantenclustern. Das IPA-Zeichen dafür ist [ʁ] (Frikativ) bzw. []
Da das die „normale“ Form des R-Lautes ist, könnte man ihn mit einem normalen „r“ schreiben. Man könnte vielleicht alle Rs fettdrucken, um sie etwas mehr hervorzuheben.

Das vokalische R, im IPA [ɐ], bzw. als Diphthong nach Vokalen [ɐ̯], könnte man eventuell hochgestellt schreiben, da es oft nur angedeutet ist. Je nach Dialekt wird der Vokal davor auch pharyngalisiert oder das R wird als ein [a] ausgesprochen. Auch dieses R könnte man fettdrucken.

Grüße,

  • André

Hallo André,

unterstreichen und außerdem fett darzustellen

ja, das ginge vielleicht. Gerade kam mir die Idee, mit Hochzahlen zu arbeiten, aber das scheint mir zu kompliziert, oder?

Aber der Laut käme ohnehin nur in ausländischen Sätzen … vor.

In meinem Fall handelt es sich um einen gesungenen Text im Bereich der klassischen Musik und dort kommt diese Artikulationsweise nicht nur vor, sondern sie ist die Regel.

IPA-Zeichen [ʁ]

Wie kann ich das erzeugen?

(Frikativ) []

Die Klammer ist leider leer. Welches Zeichen gehört dorthin und wie bekomme ich es?

Da das die „normale“ Form des R-Lautes ist, könnte man ihn mit
einem normalen „r“ schreiben.

Dann wäre leider die Abweichung von der (gesungenen) Norm nicht genügend hervorgehoben.

Man könnte vielleicht alle Rs
fettdrucken, um sie etwas mehr hervorzuheben.

Das unterscheidet ja nicht die Rs untereinander, und wenn doch, dann gäbe es Probleme beim Anlaut, denn dort wäre die Hervorhebung nicht eindeutig.

Das vokalische R, im IPA [ɐ]

Nochmal: Wie macht man dieses Zeichen?

bzw. als Diphthong nach Vokalen

„Diphthong nach Vokalen“?, achso, wie bei „Meier“ (gesprochen Meio), ja?

[ɐ̯]

Zeichen?

könnte man eventuell hochgestellt
schreiben, da es oft nur angedeutet ist.

Ich möchte ganz deutlich die Aussprache festlegen. Wie sähe dann die Hochstellung aus, die du meinst?

Je nach Dialekt wird
der Vokal davor auch pharyngalisiert

Wie im Sächsischen?

oder das R wird als ein
[a] ausgesprochen. Auch dieses R könnte man fettdrucken.

Ich weiß nicht, ob eine gesonderte Unterscheidung zwischen den nicht gesprochenen Rs notwendig ist, im Moment denke ich, dass man die nicht gesprochenen Rs gemeinsam unter einem einzigen Kennzeichen subsummieren kann. Ein Fettdruck allein jedenfalls wäre wiederum nicht eindeutig.

Gruß

Bona

Hallo André,

unterstreichen und außerdem fett darzustellen

ja, das ginge vielleicht. Gerade kam mir die Idee, mit
Hochzahlen zu arbeiten, aber das scheint mir zu kompliziert,
oder?

Ja, Hochzahlen sind nicht so leicht zu sehen, vor allem wenn es mehrere sind. Wenn man weiß, dass das, was hochgestellt ist, nur ein bestimmtes R sein kann, wird die Sache wieder klarer.

Aber der Laut käme ohnehin nur in ausländischen Sätzen … vor.

In meinem Fall handelt es sich um einen gesungenen Text im
Bereich der klassischen Musik und dort kommt diese
Artikulationsweise nicht nur vor, sondern sie ist die Regel.

Ah, das stimmt natürlich, davon hab ich gehört.

IPA-Zeichen [ʁ]

Wie kann ich das erzeugen?

Das kannst du einfach in Windows mittels der Zeichentabelle bekommen, die befindet sich bei Start > Programme > Zubehör > Systemprogramme > Zeichentabelle.
In Word ist’s etwas einfacher, nämlich im Menü bei Einfügen > Sonderzeichen.
In beiden Fällen musst du eine Schrift auswählen, die die IPA-Zeichen unterstützt. Beispiele dafür wären „Arial Unicode MS“, „Gentium“, „Lucida Sans Unicode“, „SIL Doulous IPA“ oder „Code2000“. Gibt sicherlich noch einige mehr. Gentium finde ich persönlich am schönsten. Ist auch gratis downloadbar, findet sich sicherlich per Google. Bei Windows Vista – glaube ich – haben nun auch die gängigeren Schriften wie „Times New Roman“ und „Arial“ die IPA-Zeichen mit dabei.

(Frikativ) []

Die Klammer ist leider leer. Welches Zeichen gehört dorthin
und wie bekomme ich es?

Oops, ja, meine Schuld. Das Zeichen gibt’s leider nur als Kombination mit einem Diakritikum: [ʁ̞]. Bekommen kann man beide Symbole (das umgedrehte R und die kleine Reiszwecke drunter) auch in der Zeichentabelle.

Da das die „normale“ Form des R-Lautes ist, könnte man ihn mit
einem normalen „r“ schreiben.

Dann wäre leider die Abweichung von der (gesungenen) Norm
nicht genügend hervorgehoben.

Okay, in dem Falle könntest du die Methode für die beiden R-Laute vertauschen und das vorn gerollte als r schreiben und das „normale“ deutsche R als r.

Man könnte vielleicht alle Rs
fettdrucken, um sie etwas mehr hervorzuheben.

Das unterscheidet ja nicht die Rs untereinander, und wenn
doch, dann gäbe es Probleme beim Anlaut, denn dort wäre die
Hervorhebung nicht eindeutig.

Ja, ich meine auch nur, alle R-Laute fett drucken um auf den Unterschied aufmerksam zu machen. Und dann zusätzlich die Unterscheidung normal — unterstrichen — hochgestellt.

Das vokalische R, im IPA [ɐ]

Nochmal: Wie macht man dieses Zeichen?

Siehe oben, mit der Zeichentabelle.

bzw. als Diphthong nach Vokalen

„Diphthong nach Vokalen“?, achso, wie bei „Meier“ (gesprochen
Meio), ja?

Da hab ich mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte eher, es bildet zusammen mit dem vorhergehenden Vokal einen Diphthong, z.B. in der hochdeutschen Aussprache von „dort“, „Bär“, „ihr“, „Kurs“, usw.
Ob das in der Bühnenaussprache auch so ist, weiß ich allerdings nicht. Aber das weißt du sicherlich besser.

[ɐ̯]

Zeichen?

Wieder in der Zeichentabelle. Und wieder steht ein kleines Diakritikum drunter.

könnte man eventuell hochgestellt
schreiben, da es oft nur angedeutet ist.

Ich möchte ganz deutlich die Aussprache
festlegen. Wie sähe dann die Hochstellung aus, die du meinst?

Ich glaube, hier im wer-weiss-was funktioniert das nicht, aber in Word kann man irgendwo im Menü unter Format > Zeichen (oder so) Zeichen hochstellen. Wo HTML-Codes funktionieren, kann man den Tag r (ohne die Leerzeichen) benutzen.
Wenn’s hier klappt, siehst du es hier: Urlaub.

Je nach Dialekt wird
der Vokal davor auch pharyngalisiert

Wie im Sächsischen?

Ja, ganz genau. Daran hatte ich gedacht. So mach’ng mir das nämmisch. :wink:

oder das R wird als ein
[a] ausgesprochen. Auch dieses R könnte man fettdrucken.

Ich weiß nicht, ob eine gesonderte Unterscheidung zwischen den
nicht gesprochenen Rs notwendig ist, im
Moment denke ich, dass man die nicht gesprochenen Rs gemeinsam
unter einem einzigen Kennzeichen subsummieren kann. Ein
Fettdruck allein jedenfalls wäre wiederum nicht eindeutig.

Gar nicht ausgesprochene R-Laute beschränken sich nur auf Dialekte, soweit ich weiß… wie in „Wollma mit dea Bahn faahn?“, die müssten dann ja nicht markiert werden.

Gruß

Bona

Liebe Grüße,

  • André
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Nachtrag
Ich sehe ge r ade, es klappt hie r ja doch mit dem Hochstellen… Ein gesch r iebene r Text in Bühnenaussp r ache könnte dann vielleicht so aussehen wie diese r hie r.

Und wenn plötzlich aus i r gendeinem G r und das konsonantische R doch wie im Deutschen gesp r ochen werden soll, so kann man es dann unte r streichen, wie in diesem Satz hie r.

Mit f r eundlichen G r üßen,

  • And r é
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Dreimal Danke! owT.
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