Hallo!
Ich habe schon danach gegoogelt, aber möchte mich hier noch vergewissern. In einer zu übersetzenden Geschichte kommt wiederholt „phosphorescent lichen“ vor, also phosphoreszierende Flechten, an Eichenstämmen, auf Steinstufen im Freien. Ab und zu auch „phosphorescent fungus“ = phosphoreszierende Moose.
Die Flechten in der Geschichte leuchten nachts langanhaltend, demnach ist „phosphoreszieren“ korrekt, es gibt tatsächlich „nachleuchtende“ Flechten, aber leuchten die nur für einen kurzen Zeitraum?
Vielleicht kennt sich hier jemand richtig gut damit aus und kann mich erleuchten
Gruß,
Eva
Fungus wäre aber wohl Pilz, oder? Da gibt es sehr wohl leuchtende(die leuchten auch ohne dass man sie nascht)
Pilz, latürnich!
Hi Eva,
Zumindest bei real existierenden Flechten ist aber von Phosphoreszenz nichts bekannt. Aber Fluoreszenz gibt es bei denen: Fluoreszierende biologische und mineralogische Beispiele finden sich überhaupt zahlreich. Dabei wird Licht bestimmter Wellenlänge im UV-Bereich zunächst absorbiert und nach extrem kurzer Zeiit (Nanosekunden) wieder abgestrahlt, aber in einer größeren Wellenlänge im sichtbaren Bereich. Daher sieht es so aus, als werde dieses Licht „direkt“ zurückgestrahlt. Dieses Leuchten bleibt aber nicht erhalten. Recht häufig gibt es grüne, gelb-grüne, blaue oder rote Fluoreszenz bei Betrahlung mit UV um 365 nm oder 390 nm Wellenlänge (günstig, denn es gibt Taschenlampen, die genau das können). Einige fluoreszierende Flechten gibt es auch in Europa.
Bei Pilzen derweil gibt es recht zahlreich Phosphoreszenz. Das ist ein vom Organsimus selbst erzeugtes, also aktives Leuchten. Nennt sich dann Biolumineszenz. Sie beruht auf einer biochemischen Reaktion im Organismus. Besonders bei Baumpilzenarten kommt sie vor. Auch in Europa gibt es einen phosphoreszierenden Baumpilz.
Gruß
Metapher
Add.
Foxfire
Das habe ich tatsächlich mal gesehen.
Das war bei der Bundeswehr, irgendeine Übung mit Übernachtung im Freien. Da braucht man auch etwa Holz, und ich habe einige Äste einer Birke gefunden. Das spärliche Licht hat so grade gereicht, die helle Rinde zu erkennen. Allerdings waren die Äste schon am modern, und die Rinde löste sich von alleine. Darunter leuchtete es auch ganz leicht in diesem typischen grün. Das muss ein Pilz gewesen sein, denn Flechten wachsen ja eher außen an der Rinde.
Weiß man, welche evolutionären Vorteile das Leuchten von Flechten und Pilzen hat? Anzeigen von Giftigkeit nachts oder so?
Moin, @Karl2!
Zitat:
- Funktion:
Die Funktion der Biolumineszenz bei Pilzen ist noch nicht vollständig geklärt, aber einige Theorien deuten darauf hin, dass sie Insekten anlocken könnte, um die Sporen zu verbreiten, oder dass sie eine Rolle bei der Abwehr von Aggregaten spielt, so steht es bei Zobodat.
Seltsam? Aber so steht es geschrieben…
Hi Eva,
bitte um Entschuldigung.
Die Zusammenfassung
war natürlich Unsinn! Sorry deshalb
Auch bei Pilzen gibt es keine „Phosphoreszenz“.
Nochmal im Überblick:
Fluoreszenz (bei manchen Flechten. Aber z.B. auch bei Skorpionen usw.): Leuchten im sichtbaren Licht nur während der UV-Bestrahlung. Es könnte also korrrekterweise nur von „fluorescent lichen“. die Rede sein.
Phosphoreszenz (gibt es in der Biosphäre überhaupt nicht): Nachleuchten (Minuten bis Stunden) nach Bestrahlung mit UV-Licht.
Biolumineszenz: Selbständiges, aktives, also in Eigenproduktion des Organismus erzeugtes Leuchten im sichtbaren Licht. Gib es eben auch bei manchen Pilzarten (und natürlich auch beim bekannten Dating-Ritual von „Glühwürmchen“). Also es könnte korekterweise bestenfalls von „bioluminescent fungus“ die Rede sein.
Falls das zu übersetzen wäre und es käme auf Details nicht an, könntest du, um es nicht zu kompliziert zu machen, sowohl bei den Flechten, als auch bei den Pilzen das übergeordnete Attribut „lumineszent“ verwenden. Das bezieht sich auf alle drei Leuchtphänomene.
Gruß
Metapher
Schönes Erlebnis! Und in unsereen Breiten recht selten anzutreffen. Gerade auf moderndem Holz zeigen manche Pilzarten Bioluminszenz. Es könnte Omphalotus illudens gewesen sein. Deutlich hell leuchtet zwar der Omphalotus olearius („Ölbaumpilz“), aber der ist nur in Südeuropa verbreitet. Den O. illudens gibt es auch bei uns. Bei ihm leuchtet vor allem das Myzel, daher hast du es lt. deiner Beschreibung „unter der Rinde“ wohl eher flächig leuchten gesehen.
Aber wahrscheinlicher noch ist der Hallimasch Armillaria mellea. Auch bei ihm leuchtet das flächig erscheinde Myzel, niicht der Fruchtkörper.
Gruß
Metapher
Über den Sinn und Zweck von Biolumineszenz im pilzigen Leben gibt es bis heute nur Spekulationen, die m.M.n. allemal abwegig sind. Insbesondere solche, die Insekten dabei ins Spiel bringen wollen. Da das Leuchten logischerweise nur nachts von Relevanz ist: Es gibt (mit Ausnahme eines einzigen (!) Beispiels irgendwo in Südamerika, wo sich ein spezielles Insekt tatsächlich an einen lumineszenten Pilz heranmacht) keine explizit nachtaktiven Insekten.
Auch das Argument „Sporenverbreitung“ scheint schwach. Sporen von Pilzen verbreiten sich vorzüglich durch Wind. Die meisten Pilze „pusten“ ja die Sporen bei einer Explosion des Fruchtkörpers eh in die Umgebung. Da braucht es keine Tiere, die das besorgen. Es gibt übrigens Pilze, bei denen gerade nur die Sporen leuchten.
Auch „Abschreckung von Fressfeinden“ scheint obsolet. Warum sollten sich Pilz-Gourmets von nächtlichem Leuchen abhalten lassen? Sie würden ja erst recht darauf aufmerksam.
Sowohl Fluoreszenz als auch Biolumineszenz haben sich in recht unterschiedlichen Lebensformen völlig unabhöngi voneinander entwickelt. Es soll Hinweise geben, daß es insbesondere bei Pilzen Bioluminszenz bereits im Devon gegeben hat. Das wäre dann wohl die früheste Erscheinung des Phänomens.
Es könnte sein, daß es sich einfach um eine akzidentelle Nebenerscheinung irgendeines anderen biochemischen Prozesses handelt. Da Luziferin, mit Luziferase als Katalysator, dabei oxidiert wird, könnte der Hauptzweck eine Methode der Sauerstoffverarbeitung sein.
Dagegen spricht aber wiederum, daß die Installation dieses Prozesses biochemisch sehr aufwendig ist, vor allem energieaufwendig. Das Luziferin muss permanent neu aufgebaut werden (was nicht so problematisch ist, es ist ein Derivat von Tyrosin), aber das oxidierte Luziferin muß abgebaut werden, ggf. ausgeschieden werden. Viel zu aufwendig, zumal andere Prozesse der O2-Verarbeitung zur Genüge vorhanden sind. Zudem ist keinerlei Sinn in der Lichterzeugung bei Pilzen zu finden.
Mal zu erwähnen andere Organimen, bei denen es zum Teil auch Biolumineszenz gibt, aber ebenfalls meist nicht erkennbar zweckgerichtet: Bakterien, Dinoflagellaten („Meeresleuchten“, erzeugt durch mechanische Reizung), Fische (Beutefang), Cephalopoden (selten, Kommunikation, Beutefang), Gastropoden (selten), Cnidaria (selten, wahrscheinlich Kommunikation), Insekten (Kommunikation) …
Gruß
Metapher
Apropos: Wenn man Tesafilm (oder auch Hansaplast und andere) von der Rolle zieht, dann leuchtet es dort, wo es sich von der Rolle löst, auch. Wenn man das sehen will, muss es aber schon sehr dunkel sein, und man muss recht schnell ziehen. Das ist auch so eine Nebenerscheinung. Allerdings wäre das keine Energieverschwendung, wie die Pilze das da treiben.
Ja, das war schon sehr interessant. Stunden später habe ich geflucht, denn dann gab es Nachtwanderung. Es war Neumond, das Sternenlicht wurde von der Bewölkung verschluckt, keine Orte in der Nähe, die die Situation mit etwas „Lichtverschmutzung“ erhellt hätten, und überhaupt, das war eh mitten im tiefen Wald. Hätte ich doch nur etwas von dem Zeug dem Vordermann an den Rucksack gepackt, dann hätte ich zumindest ein Positionslicht zur Orientierung gehabt. Nachts nen halben Meter hinter einem anderen herzulaufen, ohne auch nur irgendwas zu sehen, und sich stattdessen nur an den Geräuschen zu orientieren, war auch eines der ganz besonderen Erfahrungen. 10 Mann weiter vorne lief der Gruppenführer, der hatte ein Knicklicht (ohh, schonwieder Lumineszenz) am Helm, das bis auf 1mm abgeklebt war - der Feind soll es ja nicht sehen können.
Bleibt noch: Ich hab dich immer in der Mathematik verortet, aber anscheinend bist du noch auf ganz anderen Bereichen bewandert…
Seinerzeit (zu TEKKEN 2 - Zeiten) las ich immer das Playstation-Magazin; da war immer eine CD mit Shareware und dgl.
beigelegt. Wenn man das Kuvert aufmachte, war das Schimmern zu beobachten, allerdings nur etwa eine halbe Sekunde und violett. Mein Kumpel hielt mich für verrückt🤷🏽♂️
Mist, wenn noch nicht mal Metapher weiß, warum manche Pilze leuchten (und man das Leuchten noch nicht mal sinnvoll als Phänomen beschreiben kann, das zufällig bei anderen notwendigen biochemischen Prozessen auftritt) - dann brauche auch nirgend wo anders zu gucken oder zu fragen, dann weiß es auch niemand anders!
Hmm… ich überlege gade… Manchen Lacken und Klebstoffen wird irgendwas fluoreszierendes beigemischt, um in der Produktion einfach prüfen zu können, ob sie korrekt aufgetragen wurden. Das leuchtet meist auch violett. Nun leuchtet das Zeug eigentlich unter UV-Licht, aber vermutlich lässt es sich auch durch andere Dinge anregen.
Möglicherweise ist das doch kein Nebeneffekt…
Es scheint aber momentan und vorläufig Konsens zu sein, dass das an einigen Stellen eine Rolle spielt und wird durch ein Feldexperiment untermauert in der Neonothopanus gardneri, die „Kokosnussblüte“, ein Pilz, der tagsüber nicht leuchtet und bei dem die von Dir genannten Leuchtstoffe und ihre Enzyme in einem 12-Stundenrhythmus hell/dunkel im Labor 10 Stunden nach Einbruch der Dunkelheit ihren quantitativen peak erreichen, der also circadian biolumineszent ist (was ein bisschen gegen eine Nebenerscheinung spricht, sondern für eine eigene Funktion, Sauerstoff jedenfalls wird bei Pilzen unabhängig von Tag/Nachtrhythmus und kontinuierlich verarbeitet weil nicht photosynthetisierend) , nachgebaut wird („acrylic models“), und diese Attrappen mit einem Klebefilm drauf in seinem Habitat aufgestellt wurden.
Manche haben geleuchtet, manche nicht.
Die grün leuchtenden Attrappen hatten dann signifikant mehr Arthropoden drauf kleben, als die nicht leuchtenden.
Nun ist n hier nicht besonders groß, man mag das anzweifeln, aber es ergibt auch Sinn , finde ich, denn im Regenwald zumindest würde ich bei einem Pilz, der am Fuße eines Baumes wächst nicht sehr an die Windverbreitung glauben und finde es plausibel, dass dieser Pilz auf ein zweites Standbein bei der Verbreitung setzt.
Natürlich lässt sich das nicht auf alle etwa 120 biolumineszenten Pilzarten weltweit übertragen, zumal deren Biolumineszenz sich in voneinander völlig unabhängigen Abstammungslinien entwickelt hat, aber an dieser Stelle ist es wohl ein wenig so belegt.