Photosynthese - Lichtabhängige Reaktion

Hallo und guten Abend alle zusammen,

ich habe da eine wichtige Frage in Biologie, die Fotosynthese betreffend, genauer genommen die lichtabhängige Reaktion.
Es geht um die Herstellung der Überträgermoleküle NADPH2 und ATP.

Mir sind zum Beispiel die einzelnen Verlaufe der Elektronen und der Protonen in dem Thylakoid klar. Die Protonen werden ja durch ATp Synthase aufgrund des Gradienten, in das Stroma übertragen. Die Elektronen dagegen gelangen nach dem Fotosystem I in das Stroma. Anschließend, so ein Hefteintrag, entsteht NADPH + H aus der Reaktion:
NADP + 2e-(Elektronen) + 2H+ (Protonen). Warum entsteht dann kein NADPH2? Außerdem… mir ist nicht ganz klar, wie aus dem ursprünglichen ADP nun mit Protonenhilfe ATP entstehen kann.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand dafür zeit nehmen könnte.

Im Voraus möchte ich bereits allen Hilfsbereiten Danke sagen,

mfg General Shirak

Hallo,

Anschließend, so ein Hefteintrag,
entsteht NADPH + H aus der Reaktion:
NADP + 2e-(Elektronen) + 2H+ (Protonen). Warum entsteht dann
kein NADPH2?

Naja, grob gesehen ist das Haarspalterei, was da passiert. Biologisch wichtig ist, das pro Mol NADP+ zwei Mol Protonen und 2 Mol Elektronen übertragen werden.

Warum man aber meist NADPH + H schreibt, liegt daran:

Dem NADP+ wird schon eine positive Ladung zugesprochen, weil an der Niacinamid-Gruppe das im Aromat-Ring verbaute Stickstoff eine positive Ladung trägt. Dadurch ist die Elektronendichte im Ringsystem relativ gering.

Das im Ring gegenüberliegende C-Atom (C4) ist (wie üblich im Aromat) sp²-hybridisiert. Wegen der relativ geringen Elektronendichte kann dort recht gut ein Elektron „reingepumpt“ werden.

Durch die Aufnahme eines Elektrons kann die positive Ladung am N ausgeglichen werden, womit eine sp³-Hybridisierung des C-Atoms begünstigt wird. Das wird ermöglicht durch die Bindung eines Protons, was aber wieder eine überzählige positive Ladung einbringt. Die Bindung wird schließlich stabilisiert durch die Aufnahme eines zweiten Elektrons. Damit ist das C4 reduziert worden und hat kovalent ein [H] gebunden.

Also: Die Wasserstoffübertragung von einem reduzierten Substrat (Substrat-H2) auf das NAD§+ einer Dehydrogenase erfolgt stereospezifisch und ist eigentlich eine Hydridübertragung. Eines der beiden übertragenen Wasserstoffatome wird kovalent an NAD§+ gebunden (was dabei reduziert wird), während das andere in ein Proton überführt wird (=oxidiert wird), das mit den Protonen des wässrigen Mediums im Gleichgewicht steht.

Strukturformel zum veranschaulichen: http://de.wikipedia.org/wiki/Nicotinamid

Außerdem… mir ist nicht ganz klar, wie aus
dem ursprünglichen ADP nun mit Protonenhilfe ATP entstehen
kann.

Letzlich werden Protonen von einer Seite einer Membran auf die andere gepumpt. Dabei entsteht ein Protonen(pH-)gradient über die Membran. Das ist ein energiereicher Zustand, der um Ausgleich bemüht ist. Die Protonen können aber nicht einfach so durch die Membran. In der Membran sitzen aber Kanal-Proteinen, durch welche die Protonen durchkönnten. Gemeinerweise müssen sie dazu aber einen beweglichen „Kopf“ dieser Kanäle rotieren lassen. Wenn dieser Kopf rotiert, bringt (zwingt) er ADP und P gegeneinander so in Position, dass sie sich verbinden und als ATP den Kopf verlassen. Der Kopf rotiert weiter und schleußt die Protonen durch. Das „Kanal“-Molekül nennt sich ATP-Synthetase:

http://de.wikipedia.org/wiki/ATP-Synthetase

Das kannst du dir bildlich wirklich wie eine Wasser-Turbine vorstellen. Das ist es Wasser (Protonen), was von einer Seite einer Staumauer (Membran) auf die andere will. Dazwischen sitzt die Turbine. Die ist aber nicht einfach ein Loch in der Wand, sondern da ist ein Schaufelrad dazwischen („Kopf“). Das kann das Wasser bewegen (wenn es genug Druck hat). Das Schaufelrad bewegt einen Generator, und der macht Strom (ATP).

LG
Jochen

ok, das habe ich soweit verstanden, aber der Gradient von dem du sprichst… ist es überhaupt möglich, ein Konzentrationsausgleich zu haben?

Denn zur Synthese von NADPH+H benötigt es, wie du bereits erwähnt hattest, 2 elektronen und zwei protonen. 1 Proton wird dabei aus dem Stroma in den Thylakoidinnenraum transportiert (durch von e- angetriebene Protonenpumpe im Cytochom-Komplex). Ein anderes Proton entsteht bei der Fotolyse des Wassers im Innenraum der Thylakoide. Aber bei der Fotolyse des Wassers entstehen ja 2H + 2e- + O. Also heißt das doch, dass mit dem H+ im vom Stroma, nun 3 weitere Protonen im Innenraum vorhanden sind… da aber nur zwei für die Synthese von NADPH+H benötigt werden, bleibt ein Proton im Innenraum… praktisch geht der Versuch der Protonen, dieses Gradienten aufzulösen, nach hinten los, oder irre ich diesbezüglich?

PS: Vielen Dank für deine vorhergehende Antwort :wink:

ok, das habe ich soweit verstanden, aber der Gradient von dem
du sprichst… ist es überhaupt möglich, ein
Konzentrationsausgleich zu haben?

Hä?

Also, der Lichtgetriebene Elektronentransport über die Thylakoidmembran erzeugt einen Protonengradienten (in der Matrix mehr als im Stroma). Protonen kommen in die Matrix durch (a) Wasserspaltung (der Elektronen werden abtransportiert, O2 und die Protonen bleiben übrig), (b) Den Elektronentransport von Plastochinon (PQ) vom QA auf der Stromaseite zum Cyt-b,f-Komplex auf der Matrixseite. Für diesen Transport werden Protonen vom PQ mitgenommen, um die negative Ladung der Elektronen auszugleichen. Die Elektronen werden dann das Plastocyanin abgegeben, die Protonen gehen in die Matrix. Schließlich werden © die Elektronen durch das PS1 wieder auf die Stroma-Seite gepumpt, wo sie auf FAD und schließlich auf NAD+ übertragen werden. Dabei werden dort weitere Protonen „verbraucht“, weil sie als „Hydrid-Ionen“ am NAD+ gebunden sind.

In der Bilanz sind pro Wassermolekül 2 x 2 Protonen von der Stroma- auf die Matrix-Seite transportiert worden und im Stroma zwei Protonen zu Hydrid-Ionen oxidiert worden. Damit sind am Ende im Stroma 10 Protonen weniger als in der Matrix. Diese 10 Protonen wollen zurück. Wenn 5 davon zurückfinden, ist der pH wieder ausgeglichen. Zurück können sie nur durch die ATP-Synthase.

Hilft das?

LG
Jochen

ok, so ausführlich wie du es mir gerade schilderst, haben wir diesin der 11. Klasse noch nicht durchgenommen. Aber ich denkedie Logik, die dahinter steckt, dürfte ich verstanden haben. Allerdings meinte ein Bio-Lehrer heute zu mir, infolge meiner erneuten Frage über den Konzentrationsausgleich, dassrein chemisch betrachtet KEIN Ausgleich stattfinden würde. Ic bin also momentan noch ein wenig verwirrt, und suche noch nach dem logischsten der beiden meinungen…

aber verstehe ich das soweit richtig, dass durch die Protonenpumpe im Cytochromkomplex nicht, wie zuvor von mir angenommen, nur ein proton vom Stroma übertragen wird, sondern auch mehrere, d.h. ein Austausch könne deiner Meinung nach stattfinden?

Übrigens nochmals danke für deine Zeit

Gruß
General Shirak

Es findet letzlich auch KEIN Augleich statt.

Du hast es hier mit einem Fließgleichgewicht zu tun:

Solange die Sonne scheint werden Protonen gepumpt. Das passiert andauernd. Die gepumpten Protonen bleiben nicht statisch auf einer Seite. Sobald der „Druck“ (chemoelektrische Gradient" ausreichend groß ist, werden sie wieder zurück in die Matrix fließen (durch die ATP-Synthasen und dabei ATP generieren).

Die Protonen befinden sich also in einem Kreislauf. Da ist dauernd Bewegung drin. Es gibt keinen Ausgleich, der pH im Stroma ist immer niedriger als in der Matrix.

Stell dir einen Wassereimer. Unten im Eimer ist ein Loch, da ist aber eine kleine Turbine drin. Wenn du nun Wasser in den Eimer füllst, wird es anfangen, durch das Loch und die Turbine nach aussen zu laufen, sobald der Wasserstand gro genug ist, um die Turbine zu drehen. Jetzt kippst du einen halben Eimer Wasser da rein und schwupps fängt die Turbine an und unten lauft Wasser raus. Das Wasser, was unten rausläuft, nimmst Du und hebst es hoch und kippst es oben wieder rein. So hast du andauernd einen etwa halbvollen Eimer, aus dem trotzdem andauernd was rausläuft. Das „Hochheben“ der Wassers ist letztlich die Arbeit(Energie), welche die Turbine antreibt. Diese Arbeit wird im Chloroplast vom Licht verrichtet.

LG
Jochen

alles klar, das habe ich verstanden… super, vielen Dank

lg
General Shirak