Physik

Liebe/-r Experte/-in,
Hallo erstmal,

ich habe ein technisches Problem und zwar geht es um die Wärmeleitfähigkeit von Textilen Faser (Synthetikfaser,Naturfasern,Proteinfasern).
Meine Frage wäre: Steht die elektrische Leitfäigkeit in direktem Zusammenhang mit der Wärmeleitfähigkeit, sprich je besser ein Stoff elektrische Energie transportiert, desto besser ist auch sein Wärmetransportvermögen.
Richtig?
Gibt es Tabellen die die Kunststoffe und Ihre Wärmeleiteigenschaften beinhaltet?

Ich bedanke mich schon jetzt für eure Hilfe, Danke.

Mit freundlichen Grüßen

suzydoc

Hallo Suzydoc,

der Name hat aber nicht zufällig was mit Supersymmetrie zu tun? Das war nämlich mein eigentliches Fachgebiet. Und da komme ich auch schon zum Kern: Wärmeleitfähigkeit bei Kunststoffen ist es nicht. Aber vielleicht kann ich ein paar Hinweise geben:

Für Metalle gibts das Gesetz von Wiedemann und Franz (siehe Wikipedia), das Wärme- und elektrische Leitfähigkeit in Bezug setzt. Das geht davon aus, dass Wärme nur von den Elektronen im Metall transportiert wird, die ja auch den elektrischen Strom bilden. Das ist aber nicht richtig, weil ein weiterer Mechanismus für den Wärmetransport die Gitterschwingungen sind. Bei Metallen funktionniert die Näherung aber ganz gut.

So einen direkten Zusammenhang gibts bei Kunststoffen nicht. Hier spielt eine große Rolle, wie das Kunststoff-„Gitter“ aussieht. Das ist unregelmäßiger als in Metallen, aber sowas wie Gitterschwingungen, die Wärme transportieren gibts da auch. Freie Elektronen gibts dagegen weniger als in Metallen, weswegen der Anteil der Wärmeleitfähigkeit, der von diesem Mechanismus kommt auch kleiner ist.

Mein Fazit wäre also, dass es (vermutlich) keinen direkten Zusammenhang gibt zwischen Wärme- und elektrischer Leitfähigkeit. Nimmt man allerdings einen schlecht leitenden Kunststoff und bringt durch „Verunreinigung“ mit einem anderen Stoff freie Ladungsträger (Elektronen) rein, so sollte neben der elektrischen auch die Wärmeleitfähigkeit steigen.

Tabelle diesbezüglich kenne ich keine, ich denke da muss man aber auch genauer Eingrenzen was man sucht, weils Kunststoffe wie Sand am Meer gibt.

Ich hoffe, ich konnte ein bischen weiterhelfen, falls nicht: viel Erfolg,

Grüße, Torsten

hallo

ich habe ein technisches Problem und zwar geht es um die
Wärmeleitfähigkeit von Textilen Faser
(Synthetikfaser,Naturfasern,Proteinfasern).

Bin zwar Diplomphysiker, auch Materialphysikbereich, aber ist schon etwas spezieller. ich kann deshalb nur grob versuchen mein Wissen zu uebertragen. vielleicht hilft es dennoch.

Waermetransport und elektrischer Transport sind zum Teil gekoppelt insofern dass durch die elektronen auch Waerme geleitet werden kann. In Metallen dominiert dieser Effekt. Falls Deine Fasern gut leiten, duerfte das auch da zutreffen, also ja. Phononen, also Schwingungen von Atomen oder Molekuelen, sind auch immer eine Moeglichkeit,… haengt dann von der Leitfaehigkeit ab.
Die Verbindung muss also nicht streng sein.

Bei Fasern wuerde ich sagen haengt es auch etwas davon ab, was du genau betrachtest. Du wirst kaum ein kompaktes Fasermaterial haben. wenn es gar mehr in Richtung Kleidung geht, ist der hauptteil evtl Luft. sprich die genaue Beschaffenheit duerfte die Waermeleitfaehigkeit deutlich staerker beinflussen als die Leitfaehigkeit entlang einer einzelnen Faser, auch die Leitfaehigkeit an Kontaktstellen der Fasern mit anderen Fasern ist wichtig. Wenn du also wirklich daten zur Leitfaehigkeit findest, beachte das. Auch eine evtl anisotropie bei Fasermaterialen sofern sie geordnet sind.

Quellen fuer Daten kann ich Dir nicht sagen. Fuer einfache Materialien sicherlich in irgendwelchen Buechern ueber Fasermaterialien.

Hoffe geholfen oder zumindest zum Nachdenken angeregt zu haben.

Gruss,
Malte!

Hi suzydoc,

auf den ersten Blick wirkt deine Vermutung sehr plausibel und ich musste auch erst mal in ein Buch schauen um deine Frage zu beantworten. Im Allgemeinen kann man zwar sagen, dass elektrisch gut leitende Stoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gut Wärme leiten.

Einen proportionalen Zusammenhang über Formeln gibt es aber nicht. Zum Beispiel ist Aluminium ein besserer elektrischer Leiter als Blei (Al= 2,8E-8 Ohm*meter; Pb = 22E-8 Ohm*meter) Blei leitet jedoch besser die Wärme (353 W/mK im gegensatz zu 237 W/mK).

Quelle: Tipler/Mosca; „Physik“ Tabelle 20.3 und 25.1

Bei Wikipedia gibts im Artiel zur Wärmeleitfähigkeit ne recht ausführliche Liste. Auch dort ist ein Hinweis zur Wärmeleitfähigkeit _aller_ Elemente!

Hoffe, das Hilft!

Gruß
Stephan

Hy Malte,

ich danke dir für deine Hilfe ich werd mir das alles mal anschauen und sehen was draus wird.

Danke und Gruß

suzydoc

Hy Stefan,

danke für deinen Rat.

Gruß
suzydoc

Hallo suzydoc,

wenn es sich um homogene Stoffe handelt
ist eine Korrelation zwischen der elektrischen Leitfähigkeit und der Wärmeleitfähigkeit
gegeben.
Anders verhält es sich wenn z.B. Metalle geschäumt
werden, also inhomogen sind (Gaseinschlüsse)
was eine recht neue Fertigungsmethode darstellt.
Der elektrische Leitfähigkeit fällt dabei nicht im gleichen Maße wie die Wärmeleitfähigkeit.
Die elektrische Leitfähigkeit ist bei verschiedenen Kunststoffen angegeben, aber nicht bei allen.
Die Wärmeleitfähigkeit ist seltener angegeben.
Es gibt Datenblätter (auch online) die einsehbar sind,
in denen die physikalischen bzw. technischen Eigenschaften angegeben sind.
Den Link kann ich Dir morgen zukommen lassen.

Hy Hagen,

Danke für deine Hilfe.
Auf den Link bin ich schon gespannt.

mfg

suzydoc

Hallo!

Es gibt mehrere Mechanismen für den Wärmetransport in einem Festkörper:
Einerseits kann die Wärme durch Ladungsträger, also Elektronen (oder Löcher), übertragen werden. Dies ist der dominierende Prozess in Metallen, die ja meist sehr gut leiten. Entsprechend dem Wiedemann-Franz-Gesetz (http://de.wikipedia.org/wiki/Wiedemann-Franzsches_Ge…) sind elektrische und thermische Leitfähigkeit hier annähernd proportional - dass heißt in diese Richtung gilt deine Aussage.

Allerdings sind die meisten Fasern Isolatoren, die elektrische Leitfähigkeit ist hier sehr klein und spielt daher keine Rolle. Stattdessen erfolgt die Wärmeübertragung durch Phononen, also Schwingungen der Atome - und diese hängen sehr stark vom Aufbau des Stoffes ab.

Die meisen Fasern bestehen sicherlich aus mehr oder weniger unterschiedlichen Polymerketten, die meist eine schlechte Wärmeleitfähigkeit aufweisen - leider kenne ich hierzu aber keine Zahlenwerte oder Tabellen.

Alex

hy,

danke für die infos. ich schau mal was draus wird.

Danke

mfg

suzydoc

Liebe/-r Experte/-in,
Hallo erstmal,

ich habe ein technisches Problem und zwar geht es um die
Wärmeleitfähigkeit von Textilen Faser
(Synthetikfaser,Naturfasern,Proteinfasern).
Meine Frage wäre: Steht die elektrische Leitfäigkeit in
direktem Zusammenhang mit der Wärmeleitfähigkeit, sprich je
besser ein Stoff elektrische Energie transportiert, desto
besser ist auch sein Wärmetransportvermögen.
Richtig?

Hallo suzydoc,

ja, diesen Zusammenhang gibt es tatsächlich. Allerdings ist es kein wirklich exaktes Gesetz, sondern eher ein Faustregel. (In der Literatur findest Du diese Regel auch als „Wiedemann-Franzsches Gesetz“.) Sie gilt recht gut für Metalle, aber fast gar nicht für Isloatoren wie Kunststoffe.

Der physikalische Hintergrund ist, dass in Metallen die Wärmeenergie hauptsächlich in den Elektronenhüllen der Atome gespeichert ist, die auch für die elektrische Leitfähigkeit verantwortlich sind. In Kunststoffen dagegen findet die Wärmeleitung durch Schwingungen der Moleküle statt.

Gibt es Tabellen die die Kunststoffe und Ihre
Wärmeleiteigenschaften beinhaltet?

Solche Tabellen habe ich zwar nicht zur Hand, aber es gibt sie mit Sicherheit. Allerdings dürften sie Dir bei Deiner Frage nach Textil- Fasern nicht weiterhelfen. Denn die Wärme-Eigenschaften von Fasern hängen fast gar nicht von dem verwendeten Material ab. Was bei Geweben und Textil-Füllungen wärmt, sind eigentlich gar nicht die Fasern, sondern die Luft , die dazwischen eingeschlossen wird. (Denn Luft ist ein sehr schlechter Wärmeleiter, solange sie nicht zirkulieren kann.)

Wie gut eine Faser wärmt hängt also vor allem von der Form und der Oberfläche der Fasern ab: Wie dick sind sie? Wie lang sind sie? Ist es eine Hohlfaser ode eine Voll-Faser? Ist sie glatt oder gekräuselt? Können sich die einzelnen Fasern ineinander verhaken? Usw.
Wenn die Fasern für Kleidungsstücke verwendet werden, ist auch noch sehr entscheidend, wie sich die Gewebe verhalten, wenn sie feucht werden.

Ich hoffe, Dir damit etwas geholfen zu haben,

Martin

Hallo suzydoc,

> ich habe ein technisches Problem und zwar geht es um die
> Wärmeleitfähigkeit von Textilen Faser
> (Synthetikfaser,Naturfasern,Proteinfasern).
> Meine Frage wäre: Steht die elektrische Leitfäigkeit in direktem
> Zusammenhang mit der Wärmeleitfähigkeit, sprich je besser ein Stoff
> elektrische Energie transportiert, desto besser ist auch sein
> Wärmetransportvermögen.
> Richtig?

das stimmt in dieser Richtung (insb. fuer Metalle) -
Wiedemann-Franzsches Gesetz. Der Umkehrschluss ist allerdings i.a.
falsch.

> Gibt es Tabellen die die Kunststoffe und Ihre Wärmeleiteigenschaften
> beinhaltet?

Diese Frage sollte besser einem Materialwissenschaftler und
Werkstofftechniker gestellt werden - spontan habe ich im Netz in der
Wikipedia eine Liste mit einigen Kunststoffen unter

http://de.wikipedia.org/wiki/Temperaturleitfähigkeit

gefunden.

Viele Gruesse,
Volker