Physik studieren ohne Abi?

Hi,

ich muss mich demnaechst fuer eine Studienrichtung entscheiden und schwanke zwischen Jus, BWL und Physik oder Mathe. Allerdings bin ich ueber die Oberstufe nicht hinaus gekommen und hab damals die Schule abgebrochen, bin jetzt 21 Jahre alt, mit meinem Zivildienst fertig und werde mein Studium mit einer Studienberechtigungspruefung beginnen. Ich habe bereits 2 Semester als ausserordentlicher Hörer in Psychologie hinter mir weil ich anfangs irgendwas in diese Richtung studieren wollte, aber die Studienrichtung is bei uns einerseits ziemlich ueberlaufen und andererseits vom Inhalt her doch nicht so interessant, wie ich es mir erwartet habe.

Mein Interesse liegt vorrangig bei den Naturwissenschaften, ich moechte etwas tun, wo ich mich im laufe meiner Ausbildung nicht zwangslaeufig mit verschiedenen Ideologien auseinandersetzen muss, etwas, das auch ueber stupides auswendiglernen hinaus geht und seinen Schwerpunkt im Verstehen von Vorgaengen festlegt. Wissenschaft interessiert mich mehr als Kapitalvermehrung und das manifestieren von durch Menschen aufgestellte Gesetze in meinem Bewusstsein. Physik und Mathematik sind einfach freier als z.b. Jus. Natuerlich muss man sich hier auch an Gesetze halten, aber die gelten zumindest in allen Regionen der Welt und vielleicht noch darueber hinaus.

Allerdings is mein Problem der Aufwand des Studiums und das benoetigte Vorwissen. Mir fehlen einfach die Kenntnisse in Physik u. Mathe, um jetzt mal leicht mit dem benoetigten Oberstufenwissen ins Studium einzusteigen. Meint ihr, jemand ohne dem noetigen Vorwissen haette Chancen, ein Physik- oder Mathe-Studium sinnvoll zu betreiben und auch erfolgreich zu absolvieren? Physik/Mathe an der Uni is ja angeblich nicht zu vergleichen mit dem, was in der Schule gelehrt wird, insofern is das Studium fuer mich wohl reine Utopie, oder? Ist es fuer jemanden wie mich zu bewaeltigen, oder sollte ich es lieber vergessen?

Achja, Abendgymnasium oder sowas wuerde 2 Jahre Zeit in Anspruch nehmen, das will ich mir auch nicht unbedingt antun, weil dort auch viel gelehrt wird, was mich a) nicht interessiert und b) waere ich dann schon 23 Jahre alt zu Beginn meines Studiums (Ich weiss, is eigentlich ein normales Alter und liegt noch im Bereicht des ertraeglichen, trozdem will ich das nicht machen). Ausserdem fehlt mir das Geld fuer ein Abendgymnasium, während ich zur schon zur Vorbereitung der Studienberechtigungspruefung Studienbeihilfe beantragen koennte. Ansonsten hab ich nach meinen 2 Semestern als A.O. auch absolut keine Lust mehr mich in irgendeine Schule zu setzen, auch Fernschule kommt nicht in Frage.

Hallo Cicero

Ich gehe mal davon aus, du wuerdest die formalen Kriterien fuer ein
Physikstudium erfuellen, auch wenn ich von einem solchen Schein noch
nie gehoert habe.
Was erwartet dich im Physikstudium?
Viele haben aehnliche Vorstellungen wie du, finden Physik auf
populaerwissenschaftlichem Niveau spannend und wollen gerne mehr
wissen. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung. Aber dann an der
Uni muessen viele einsehen, dass die Anforderungen zu hoch fuer sie
sind und dass wegen einer systematischen Behandlung der Grundlagen
die interessanten Dinge erst ganz zum Schluss oder gar nicht kommen
(ich denke da an Relativitaetstheorie, String-Theorien, Quarks,
Quantenphaenomene und was sonst noch alles in den Buechern und
Zeitschriften steht).
Die groesste Huerde stellt fuer die meisten Aussteiger die Mathematik
dar. Selbst wenn man beim Abi im Mathe-Leistungskurs eine 1 hatte,
ist es noch ein ganz schoener Sprung auf’s Uni-Niveau. Das
Grundstudium enthaelt sehr viel Mathematikunterricht und man muss
Dinge lernen, von denen eine Normalsterblicher nie in seinem Leben je
etwas hoert.
Es gibt Leute, die 10 Jahre als Bauarbeiter arbeiteten,
Abendgymnasium gemacht und erfolgreich Physik studiert haben. Hut ab,
sage ich da. Aber so etwas ist wohl sehr selten.
Ich will dir nicht ausreden, Physik zu studieren, ich kenne weder
deine Begabung noch deine Intelligenz. Aber unter deinen
Voraussetzungen wird es dir wahrscheinlich sehr sehr schwer fallen,
das Mathe-Pensum zu schaffen. Um dir mal eine Vorstellung zu geben:
Das, was man im Leistungskurs in der Sekundarstufe 2 (11.-12./13.) im
Matheunterricht lernt, wird an der Uni auch gelehrt, und zwar in etwa
6-8 Wochen. In diesem Tempo geht es dann den Rest der 2 Jahre
Grundstudium weiter, mit ueber das Abi hinausgehendem Stoff!

Gruss, Tychi

Hallo.

Hm, wie wäre es mit einem technischen Studiengang an einer FH ? Nur so als Idee denke ich da an Elektrotechnik, Maschinenbau,…
Zusätzlich zu dem was Tychi schon geschrieben hat kann man erwarten, dass die Mathematik in einem Physikstudium vielleicht ganz so intensiv wie bei den Mathematikern betrieben wird. Aber dennoch sollte man sie beherrschen… Als Beispiel einige Resourcen von pro-physik.de: http://www.pro-physik.de/Phy/External/PhyH/1,7615,2-…
http://www.pro-physik.de/Phy/External/PhyH/1,7615,2-…
Man sieht schon, dass die Erwartungen hoch sein können…

HTH
mfg M.L.

Hallo nochmal.

vielleicht ganz so intensiv wie bei den Mathematikern

Fast: „…Physikstudium vielleicht nicht ganz…“ Damit ist übrigens das Beweisen gemeint. Das Handwerkliche sollte man aber draufhaben :wink:

mfg M.L.

Hi ho,

ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber wenn Dir die Motivation fehlt, für Dich uninteressante Dinge zu lernen, dann wirst Du Dich wohl kaum durch das überaus trockene Grundstudium ackern können. Denn genau da kommen im Grunde nur Dinge vor, die überaus langweilig sind aber doch verstanden werden müssen, um im weiteren Studium bestehen zu können.

Sollten Dich die ganzen Warnungen hier allerdings nicht schrecken, dann halte mal nach einem Mathetutorium ausschau, die in der Regel ein paar Wochen vor Semesterbeginn stattfinden. Da werden die Teilnehmer so gut es geht fit gemacht für das erste Semester. Wenn Du da reinkommst, dann kannst Du mit den Leuten da auch gleich im Semester die Übungsblätter machen. In der Gruppe ist es einfacher sich zu motivieren.

Grüsse,

Herb

Hi :wink:

Also, nicht falsch verstehen, mir fehlt absolut nicht die Motivation mich mit eher langwierigen und trockenem Stoff zu beschäftigen. Dass sowas ueberall vorkommt is mir vollkommen klar. Allerdings fehlt mir jegliches Interesse, Arbeit, Motivation und vor allem Zeit in Unterricht zu investieren, den ich im späteren Studium überhaupt nicht oder kaum gebrauchen kann. 20% der Zeit im Abendgymnasium wären wohl der Physik und Mathematik gewidmet, während der Rest des Stundenplans mit anderen Fächern gefüllt wird. Dafür kann ich mich nicht wirklich motivieren, zumal ja schon (fast) feststeht für welche Studienrichtung ich mich entscheiden werde.

Ich werde mich erkundigen, ob ein solches Tutorium an unserer TU veranstaltet wird…aber naja, realistisch gesehen hab ich wohl sowieso keine Chancen mir das geforderte Vorwissen innerhalb der naechsten 2 Monate anzueignen um von Anfang an nicht den Anschluss zu verlieren…:frowning:

Morgen reiche ich meine Anmeldung fuer Jus ein, besuche aber trozdem, wenn es denn stattfindet, ein solches Tutorium und entscheide mich danach endgueltig fuer eines von beiden…

Hallo,

Physik studieren sollte man nur dann, wenn einen das wirklich interessiert, am besten schon immer interessiert hat, und zwar auch die Hirnverwindungen mit teils ins philosophische gehenden Gedanken, sowie höhere und abstrakte Mathematik.

Man sollte sich auch keine Illusionen darüber machen, daß man als Physiker jetzt ganz besonders tolle Berufsaussichten hätte - am ehesten noch in der Forschung an der Uni oder fachfremd zB in Unternehmensberatungen oder Software-Entwicklung.

Für Dich ist es wichtig, daß man das was man lernt, auch „brauchen“ kann - da bist Du mit einem Physikstudium eher falsch beraten, sondern besser mit Elektrotechnik, Maschinenbau oder einem anderen Ingenieurs-Studium, evtl. auf der Fachhochschule - das ist eher praxisnah und angewandt.

Wenn Du’s doch wagst, dann wirst Du Dich am Anfang mächtig hinsetzen müssen, aber dann kann man es sicher auch schaffen.

Gruß
Moriarty

naja…
also ich weiss nicht, wie dein wissensstand ist.

wie weit bist du vor dem abgang der schule gewesen und woran lag es?

mathe/physik ohne 11./12. klasse vorkenntnisse anzufangen impliziert eine laengere studiendauer und viel zahnfleischbluten.

an der fh wird mathe 5-12 im ersten kurz, aber mit allen feinheiten wiederholt und im 2. semster dann 12. klasse in den ersten wochen und dann tiefer und tiefer und tiefer…und im 3. macht man sachen, die man nie wieder braucht, ausser in elektrotechnik oder regelungstechnik.

in physik werden eher grundlegende dinge, die das verstaendnis foerdern, gelehrt.

an der fh kommen dann noch faecher wie info, werkstofftechnik, elektrotechnik usw. hinzu(im grundstudium). durchfallraten von 50-60 % sind normal(80-90)%selten, aber kommt in jedem matrikel vor…

bei uns in jena: ca. 100 beginner, jetzt noch ca. 15 regulaer drin und ca. 10 haben sich zurueckstufen lassen.der rest is weg.

einer von uns(ein guter freund)hat an der fh sein grundstudium gemacht, um das abi zu umgehen und physik studieren zu koennen.
hat sein vordiplom mit 1.5 gemacht(als einziger, glaube ich, denn das ist richtig gut). jetzt hat er n 2er schnitt in physik, macht aber aus den hoeheren semestern teilweise sachen mit, da er die bei uns im grundstudium zum teil schon hatte.

also fazit:

keine angst, aber ausruhen is nicht. weder an der TU, noch an der Fh.

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Aber sicher!
Hi!

Finds toll was du vorhast! Und Physik und Mathe sind mit der Motivation genau das Richtige (fast noch eher Mathematik).
Ich hab in der 11. Klasse Physik abgewählt und hatte im Abi in Mathe 4 Punkte (lag aber an Derive! Wenn ich damit wieder anfange werd ich sauer. Nieder mit den Rechnern an Schulen!!). Jetzt studiere ich Mathe im 6. Semester (erfolgreich), Physik ist mein Nebenfach und ich hab mein Vordiplom mit nem Schnitt von 2,0 gemacht. Physik fällt überhaupt nicht schwer und ich werd das ganze Studium vermutlich in Regelstudienzeit abschließen. Und das hätt ich beides nun wirklch nie gedacht!
Hab keine Angst davor, dass du kein Vorwissen hast. Man lernt an der Uni alles komplett neu und baut alles auf neues Fundament. Man darf nur auf keinen Fall Angst davor haben sich darauf einzulassen. Dann kann es u.U. sogar fast besser sein kein Vorwissen zu haben.

Viele Grüße!
Christina