Physikalische Gründe für variierende DSL-ÜRate

Hallo,
also grundsätzlich wird die DSL-Übertragungsrate pro Anschluss davon beschränkt, wie viel Daten pro Zeit von der Vermittlungsstelle übertragen werden können.
Warum aber fällt die Übertragungsrate auch mit der Entfernung zu dieser Vermittlungsstelle?
Soweit ich weiß, wird das Signal mit der Leitungslänge über den Widerstand gedämpft, je größer die Frequenz, desto mehr wird es gedämpft, da der Widerstand bei Wechselstrom mit der Frequenz zusammenhängt.
Das heißt irgendwann wird das Signal zu schwach und man muss die Übertragungsrate herabsetzen, damit man es noch von Störungen unterscheiden kann.
Wenn das aber der Grund wäre, warum erhöht man dann nicht einfach die Spannung an den Ausgängen der Vermittlung, die zu Anschlüssen führen, die weiter weg von der Vermittlung liegen?
Mit der längeren Signallaufzeit wird es doch wenig zu tun haben, weil das doch nur am Anfang wichtig ist, wenn Kontakt aufgenommen wird und die Vermittlung auf eine Antwort warten muss und man dann in der Wartezeit ein Signal verarbeitet, von jemandem der näher an der Vermittlung ist.

Kann da jemand näher erläutern?
Vielen Dank
Tim

Hallo,

der elektrische Widerstand der Leitung ist nur eine Sache.

Mehr wirkt sich die Tatsache aus, dass sich unterschiedliche Frequenzen auch verschieden verhalten. Und beim DSL Signal hast du ein großes Spektrum.
Zum einen werden hohe Frequenzen auf einer Kupferader mehr gedämpft. Und dann sind niedrige Frequenzen langsamer (Signallaufzeit). Das führt zu Verzerrungen des Signals.

Deswegen waren früher die Modems (14,4 k) auch physikalisch beschränkt. Um diesen Effekten vorzubeugen und der Sprachqualität beim Telefonieren wurden nur Frequenzen von 300 Hz bis 3300 Hz (keine Garantie für die richtigen Zahlen) „durchgelassen“.

Haelge

Zum einen werden hohe Frequenzen auf einer Kupferader mehr
gedämpft.

Ja, und warum erhöht man dann nicht die Eingangsspannung, sodass wieder mehr beim Empfänger ankommt?

Und dann sind niedrige Frequenzen langsamer
(Signallaufzeit). Das führt zu Verzerrungen des Signals.

Ja, noch ein Grund auch Anschlüssen, die weiter weg von der Vermittlnung sind, eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit zu geben.

Zum einen werden hohe Frequenzen auf einer Kupferader mehr
gedämpft.

Ja, und warum erhöht man dann nicht die Eingangsspannung,
sodass wieder mehr beim Empfänger ankommt?

Der Pegel ist nicht das Problem, deswegen reicht die Spannung.

Und dann sind niedrige Frequenzen langsamer
(Signallaufzeit). Das führt zu Verzerrungen des Signals.

Ja, noch ein Grund auch Anschlüssen, die weiter weg von der
Vermittlnung sind, eine höhere
Datenübertragungsgeschwindigkeit zu geben.

??? Fehlen da noch Grundlagen? :smile: Die maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit hängt von den oberen Faktoren ab. Was du schreibst klinkt nach: „Mein Auto hat einen zu schwachen Motor für 200 km/h.“ „Ja, noch ein Grund, warum es 200 km/h fahren sollte.“

Je länger das Kabel, desto niedriger die max. Ü-geschwindigkeit.

Hallo,

ganz egal welche Technologie verwendet wird, in jedem Fall nimmt entlang der Übertragungsstrecke das Signal ab und die Störungen zu, dazu kommen noch Verzerrungen im Zeitbereich (Laufzeitunterschiede). Es gibt daher immer einen Punkt, ab dem das Nutz/Störverhältnis keinen ordentlichen Empfang mehr zulässt. Je nach Kabel und Frequenzspektrum ist der Punkt jeweils woanders, aber am Prinzip ändert sich nichts - das ist eben die maximale „Reichweite“.

Ausserdem ist es prinzipiell so, dass höhere Frequenzen stärker gedämpft werden, daher kann man die Reichweite erhöhen, indem man nur niedrigere Frequenzen benutzt, aber damit kann man eben auch weniger Daten übertragen. Das ist im Fernmeldewesen schon immer so: wenn ein Fax bei 14400 oder 9600 Baud zuviele Fehler macht (wegen zu langer Zuleitung), setzt die Telekom den Anschluss eben auf 4800 Baud runter.

Gruss Reinhard

Lieber Tim,
grundsätzlich ist Deine Vemutung, dass sich die Reichweite von DSL durch Erhöhung des Ausgangssignals vergrößern läßt, richtig. Da es sich bei DSL aber um Frequenzen handelt, für die die alten Telefonkabel nicht entwickelt und ausgelegt waren, erhöht sich dadurch auch das Übersprechen auf die Nachbarleitungen erheblich und macht damit die gesamte DSL-Nutzung hinfällig. Die jetzigen Pegel stellen schon ein Maximum dar und lassen sogar in der Regel keine Vollbeschaltung eines Kabels mit DSL zu - d.h. nicht alle Teilnehmer auf einem Kabel können DSL bekommen. Abhilfe können hier nur Regeneratoren (sehr teuer) oder, wie bei VDSL, vorgezogene Zugangspunkte, die über Glasfaser angeschlosssen sind, bringen. Diese neuen Zugangspunkte erlauben wegen der nun viel kürzeren Teilnehmeranschlußleitungen (ca. 100m) wesentlich höhere Geschwidigkeiten. Derzeit bis zu 50 MBit/sec.

akelus

Warum aber fällt die Übertragungsrate auch mit der Entfernung
zu dieser Vermittlungsstelle?

  1. Widerstand der Leitung, ohmsch
    Eine längere Leitung hat einen höheren Widerstand, die das Nutzsignal bedämpft
  2. Widerstand der Leitung, kapazitiv
    Die Adern wirken wie ein Kondensator, je länger, desto höhere Kapazität. Kondensatoren löschen hohe Frequenzen aus. Also: je länger die Leitung, desto mehr Bedämpfung der hohen Frequenzen
  3. Übersprechen
    Je länger zwei Signale nebeneinander geführt werden, desto stärker sprechen sie über. Und deswegen kann man auch nicht einfach bei einer langen Leitung mit hohem Pegel senden, da dann die Nachbarn umso stärker gestört werden.

Anscheinend sprachen bislang wohl DSL Modem und DSLAM immer auf einem hohen Sendepegel, auch wenn die Geräte nahe bei einander liegen.
Eine neu Technik soll das reduzieren, dabei handel Modem und DSLAM die Sendeleistung aus und sorgen so dafür, dass anderen Teilnehmern weniger Störungen entstehen.
Nennt sich „power back off“:

http://www.itwissen.info/definition/lexikon/power-ba…