Hallo Steffen,
hab eigentlich keine Zeit, sonst wäre vielleicht auch schon der passende FAQ-Artikel fertig - aber bevor es wieder liegen bleibt…
In dieser Situation würd ich mir halt generell überlegen, ob
Du nicht jetzt anfangen willst „richtig“ Geld zu verdienen 
Da soll jetzt überhaupt nicht ein bisschen ein Vorwurf
durchklingen, aber so ging’s mir nach dem Studium - da wollte
ich nicht „noch eine“ Ausbildung anfangen. Es kommt halt ein
wenig drauf an, wie realistisch Du Deine Chancen auf einen
baldigen Job in Deinem Beruf siehst (ist ja in der heutigen
Zeit leider nimmer selbstverständlich). Und ein wenig Kohle
bekommst ja während einer Pilotenausbildung auch 
Das ist die Frage, die ich mir auch stelle, wobei die
Berufsaussichten nach meinem Studium voraussichtlich auch
nicht wirklich schlecht sein werden. Kennst du die
Größenordnungen des Ausbildungsgehaltes bei LH?
Ein Ausbildungsgehalt gibt es in der Luftfahrt nicht! Eher im Gegenteil: Du mußt Dir Deinen Lebensunterhalt irgendwie selber finanzieren und zusätzlich natürlich auch noch für die Ausbildungskosten geradestehen.
Sofern Du vom Alter her noch in das Schema paßt, ist LH sicherlich die beste Option, zumindest den Versuch wert. So Du den DLR-Test bestehst geht es für knapp 2 Jahre an die Flugschule, Lebenskosten aus eigener Tasche und im Grunde keine Zeit für einen Nebenjob. Am Ende erwarten Dich aktuell ca. 2 Jahre Wartezeit auf eine Anstellung bei LH aufgrund der Warteliste, die sich durch den Einstellungsstop aufgebaut hatte und 41.000 EUR als Schulden, die Dir allerdings die Firma als Darlehnen relativ günstig finanziert.
Nachteil 2: Soweit ich weiss,
warten die aktuellen Absolventen grad auch auf Jobs 
(Nabla, ist das noch aktuell?)
Ja, s.o.!
Eine Philosophieentscheidung
ist, ob man sich selbst vorbereitet, ganz unvorbereitet
hingeht oder einen kommerziellen (und meist teuren)
Vorbereitungskurs macht. Ich kenne mich damit ganz und gar
nicht aus, aber bei http://www.pilots.de ist das Dauerthema

Leider aus diesem Grunde zur Beratung nicht mehr zu empfehlen, da die Diskussion dort sehr unsachlich und teilweise durch die Anbieter stark beeinflußt (Werbung) verläuft.
Mit welcher Vorbereitung auch immer: wenn Du die formalen
Anforderungen erfüllst, dann würde ich Dir raten „Versuch
macht kluch“. Wenn Du durchfällst, hast’s wenigstens probiert!
Genau das denke ich mir auch. Ich bin mir ziemlich sicher,
dass ich mir verdammt lange Vorwürfe machen werden, wenn ichs
nicht zumindest versuche…
So, die nächste Variante ist, Fluglinien im Ausland anzugraben
- auch da bilden durchaus einige aus
Kommt halt drauf an,
wie Du a) sprachlich drauf bist und b) wie das mit Deiner
Flexibilität aussieht (dauerhaft in Japan leben ist ja nicht
jedermanns Sache…).
Hier wäre mir das Risiko wahrscheinlich zu groß. Zumindest es
Fluglinien im „fernen“ Ausland angeht. Ich würde schon die
LH-Variante vorziehen, zumal hier der Job nach der Ausbildung
gesichert wäre.
„Sicher“ ist da nix. Du bekommst Die Zusage einen Job zu bekommen, wenn Bedarf besteht. Wenn sich mal wieder die Marktsituation verändert, kann zu den aktuellen Wartezeiten noch neue hinzukommen… Und auch wenn Du dann endlich bei LH anfangen darfst ist, kommt ja erst noch das Sim- und Linetraining, bei dem auch nochmal ein paar Aspiranten das Schiff verlassen müssen. Es sind zwar nur wenige, aber es gibt sie und die lange Wartezeit ist nicht wirklich förderlich.
Das Thema Ausland ist übrigens auch nicht mehr so attraktiv. Zwar wird im vorderen Orient expandiert wie blöd, allerdings werden dort auch die Konditionen der Marktlage entsprechend abgesenkt.
Und die Variante drei ist, dass Du mal privat den PPL machst.
Das hat den Vorteil, dass Du die Sache ohne grösseren Druck
machen kannst und erstmal schauen, ob Dir die Fliegerei
überhaupt taugt. Das hat den Nachteil, dass die Kohle für die
Ausbildung danach fort ist und Du mit dem PPL allein ganz
sicher keinen Job bekommen wirst. Du könntest dann privat
weitermachen, Instrumentenflug, CPL und theoretischer ATPL.
Wie oben, Vorteil, Du kannst Dir das zeitlich einteilen und
jederzeit aussteigen
Wie oben Nachteil, plus auf nen Job
bewerben kannst Du Dich erst mit ATPL plus mindestens
Zweimotrating. Der weitere Nachteil ist, dass diese ganze
Veranstaltung etwa so viel kostet wie ein Studium und Du am
Ende immer noch keinen Job hast. Diesen Job zu bekommen ist -
sagen wir mal schwer aber nicht unmöglich.
…wobei aber die aktuelle Marktlage eher Richtung „unmöglich“ pendelt. Ich persönlich sehe noch eine größere Marktbereinigung im Bereich „Low-Cost“ anstehen, die Überkapazitäten abbauen wird und damit auch Cockpitstellen vernichtet. Im Linienverkehr ist das Thema Europa auch noch nicht erledigt und auch hier wird sich noch einiges verändern.
Ansonsten, schau Dir mal diese Lufthansa-Seite durch, da ist
auch ein genereller Test, wo Du Deine Mathe- und
Physikkenntnisse checken kannst. Uuups, eben schmeiss ich
einen Blick in deine Vika: diesen Test solltest eigentlich mit
links machen können…
Ja die Tests habe ich durch… durch das Studium waren sie
wirklich kein Problem…
Studium und Kenntnisse in Mathe, Physik etc. sind eine feine Sache, taugen aber beim DLR-Test maximal für 20% der Anforderungen der Berufsgrunduntersuchung und bei der Firmenqualifikation ist es noch deutlich weniger: Sprich: Dein Studium ist beim DLR erstmal nix wert - so hart dies auch klingen mag.
Das Ergebnis des DLR-Testes würde ich sehr dankbar entgegennehmen, auch wenn es für Dich negativ ausfällt. Bei allen Gerüchten die gestreut werden vergiss eines nicht: Beim DLR will Dich niemand rausschmeissen, sondern sie wollen lediglich sehen, ob Du in das Profil eines LH-Kapitäns paßt. Wenn ja: Fein! Wenn nein: Im ersten Moment nicht so gut, aber hör Dir gut an, was Dir dazu gesagt wird. Wenn Dir dort gesagt wird, daß sie Dich prinzipiell nicht in einem Cockpit sehen, ist dies vielleicht ein sehr guter Rat, doch etwas anderes zu machen. Wenn sie Dir dagegen nur sagen, Du bist bestimmt ein super Pilot, paßt aber nicht in das Raster von LH, hast Du noch Chancen, aber sie sind nicht groß. Mittlerweile ist fast jeder Cockpitarbeitsplatz von halbwegs bekannten Airlines durch eine mehrtägige Selektion mit Sim-Screening abgeschottet. Die Chancen sind hoch auch beim nächsten Screening an den selben Hürden zu scheiten, da es hier oftmals um Verhalten geht, die nicht mal eben so einfach zu ändern sind. Die Szene ist dazu noch klein und so muß es Dich nicht wundern, daß man dann auch schon bevor Du was sagst bei Air XY im Bewerbungssgespräch weiß, warum es bei Dir vorher nicht geklappt hat. Zusätzlich fordern viele Airlines auch eine Datenfreigabe für die DLR-Ergebnisse und haben dann eine sehr gute Entscheidungshilfe auf dem Tablett.
Quintessenz: Wenn Du die Mittel für ca. 2 Jahre Lebenshaltungskosten hast und weißt, was Du in den Jahren der Wartezeit machen willst / kannst, versuch es bei LH. Von allen anderen Optionen würde ich zur Zeit eher abraten, auch wenn alle Flugschulen gegenteiliges erzählen.
Wenn noch Fragen sind: Nur zu!
Gruß,
Nabla