Hallo Anita,
ich bin am nördlichen Bodensee zu Hause und weiß daher über die spezielle Situation im Odenwald nicht Bescheid.
Meine Beobachtung ist jedoch: Jedes Jahr hat eine andere Witterung und daher auch andere Häufigkeitsverteilung der einzelnen Pilzsorten untereinander aber auch zu den Vorjahren. Das kann durchaus um Faktor 10 schwanken. Ich erinnere mich an ein Jahr um ca 1991. Da fand ich so viel Hallimasche wie nie zuvor und seither nicht mehr - das war aber auch so gut wie alles, was ich in jenem Jahr fand. Daneben habe ich den Eindruck, daß
a) die Konkurrenz der Pilzsammler untereinander zunimmt, seit die Angst vor Tschernobyl abnimmt. Das merkt man daran, daß unverwechselbare Pilze (Steinpilze, Pfifferlinge …) im Vergleich zu leicht verwechselbaren (Perlpilze, Frauentäublinge …) wieder deutlich seltener werden.
b) in Waldabschnitten, die mit schweren Maschinen (Vollernter) „gepflegt“ wurden, auf Jahre hinaus der Pilzreichtum futsch ist. Manche Großpilze sind der Auswuchs eines sehr ausgedehnten unterirdischen Mycells (angeblich bis zu 100qkm groß), das wahrscheinlich durch diese Schwergewichte in Streifen gerissen wird.
So erkläre ich mir auch, daß sehr gute Pilzplätze seit dem Wintersturm Lothar nichts mehr tragen: Was die entwurzelten Bäume noch vom Mycell übrig ließen, zerrissen die Räummaschinen.
c) die Wiesenchamignons in den letzten 10-20 Jahren schwer zurückgegangen sind. Mein Verdacht ist Klärschlamm-Düngung oder Funghzide, aber auch die geschätzte Konkurrenz, da diese Pilze leicht zu finden und ziemlich unverwechselbar sind.
d) Auf Funghizide führe ich auch die seit 60 Jahren deutlich zurückgegange Häufigkeit von Pilzen an Wald/Acker-Grenzen zurück. Dort wuchsen in meiner Jugend Steinpilze, Maronen und Parasole en masse. Doch dieser Rückgang kann auch an der geschätzten Konkurrenz und der Witterung liegen.
Viel Erfolg beim Schreiben