Pink Floyd - Brain damage in der 94er Earl's Court Version

Hallo,

Hier sind ja noch ein paar Musikkenner, ich brauche mal bitte Hilfe :grinning:

Habe gerade nach langer Zeit mal wieder in das 94er Earl’s Court Konzert (kam in den Handel unter dem Namen Pulse) reingeschaut.

‚Brain Damage‘ dreht sich textlich um psych. Krankheiten. Und im Earl’s Court wurden im Hintergrund Kriegsszenen und alle möglichen Politiker gezeigt. In Jugoslawien herrschte Krieg, der Golfkrieg war noch nicht lange vorbei.
Hier ist das Video:

Ich frage mich gerade, ob der Zusammenhang zwischen Video und Text so simpel auf Politik = Wahnsinn herunterzubrechen ist oder ob es einen tieferen Hintergrund gibt?

Übrigens war Roger Waters, der schon das eine oder andere mal durch antisemitische Äußerungen aufgefallen ist, im Earl’s Court nicht dabei. Trotzdem ist Brain damage für mich ein grandioser Song mit Inhalt.

na ja wenn du mal the wall gesehen hast und ein bisschen die biografie der bandmitglieder kennst, sind krieg und wahnsinn da häufig themen, auch wegen syd barrett usw.; und als briten waren sie die generation der soldatenkinder des 2. weltkriegs, deren väter entweder gar nicht oder schwer traumatisiert/psychisch angeschlagen heimkamen, das britische schulsystem ihrer kindheit war grausam - das war in ihrer kindheit. zu der zeit, wo dark side of the moon entstanden ist, gab es politisch natürlich auch einige konflikte, die man aus linksliberaler sicht als wahnsinnig bezeichnen kann. da spielt so vieles mit rein. die songs sind in erster linie kunst und behandeln diese themen von einer universalen perspektive, die jeder verstehen soll. pink floyd unter roger waters ist eben auch massengeschmack. da sind die lyrics von waters halt manchmal auch kommerzialisierter wahnsinn, sehr pathetisch, kitschig und platt. syd barrett’s pink floyd war dagegen eher „gelebter“ wahnsinn, wirklich avantgardistisch, surreal, dadaistisch und anarchisch. es geht aber nicht einfach um „psychische krankheiten“ bei waters, sondern meist um seine eigene paranoia/seinen angeblichen hass auf das publikum (den ich ihm nie wirklich abnehme, weil ich ihn für von grundauf eitel halte, aber gut) und eben den drogenverfall von syd barrett, den er und die anderen bandmitglieder bezeugen konnten. daraus wurden dann auch songs wie „shine on you crazy diamond“, die man als hörer genauso gut auf jeden anderen drogensüchtigen/psychisch kranken beziehen kann

Ich dachte, es wäre in meinem UP klar geworden, dass mir der Hintergrund bekannt ist.

Es geht mir nur um die 94er Earl’s Court Aufnahme und deren Bebilderung.

Ja, ich hatte das schon verstanden. Ich versuche es nochmal: Die Mitglieder von Pink Floyd haben ihre biographischen Hintergründe natürlich in ein Gesamtkunstwerk einfließen lassen und waren mit der Zeit immer expliziter pazifistisch ausgerichtet, das zeigt sich besonders bei The Final Cut, das ganze Album handelt von Krieg, aber die Tendenz war auch schon vorher zu erkennen. Dass sie zur Zeit des Jugoslawienkriegs/der Golfkriege darauf anspielen, ist also nur konsequent, wenn sie dasselbe auch schon bei den Falkland-Inseln gemacht haben. Die Botschaft bleibt ja die gleiche, auch wenn sich die politischen Figuren ändern und die Band deshalb die Videos aktualisieren muss. Im Übrigen gibt es ja ältere Videos zu Brain Damage, wo man Stock Footage/alte Aufnahmen von früheren Konflikten/Explosionen sieht, die den Wahnsinn der Menschheit bebildern sollen. Also ja, natürlich sind diese Hintergrundvideos immer irgendwie politisch, sie sollen aber auch einfach bombastisch sein. Eine Kanone, die abgeschossen wird usw. trägt eben im richtigen Moment zum Spektakel bei, wenn die Musik dazu passt, und das Publikum hat einen besseren Bezug dazu, wenn die Aufnahmen einigermaßen zeitgenössisch sind.