Pipelinebruch in Alaska

Hallo,

… das wird jetzt immer wieder als Begründung für steigende Ölpreise angesehen. Jetzt sagte mir jemand: „Ist doch ganz logisch! Pipeline reparieren kostet Geld, Pipeline nicht reparieren bringt Geld - durch höhere Preise. Warum also die Pipeline nicht mal ein bisschen gammeln lassen und das Reparieren ein wenig hinziehen!?“

Was ist von solchen Meinungen zu halten?

Laika

Hallo,

… das wird jetzt immer wieder als Begründung für steigende
Ölpreise angesehen. Jetzt sagte mir jemand: „Ist doch ganz
logisch! Pipeline reparieren kostet Geld, Pipeline nicht
reparieren bringt Geld - durch höhere Preise. Warum also die
Pipeline nicht mal ein bisschen gammeln lassen und das
Reparieren ein wenig hinziehen!?“

Was ist von solchen Meinungen zu halten?

Klingt plausibel. Angesichts der zu erwartenden höheren Ölpreise in Zukunft wäre es eine kluge Taktik, sich Vorwände zu suchen, warum man seine Vorräte heute nicht auf den Markt wirft. Da die Politik eine gewisse Einflussgröße ist und man auch seinem Image nicht schaden möchte, ist es vernünftig, dieses Zurückhalten von Öl nicht als bewusste betriebswirtschaftliche Entscheidung darzustellen, sondern sich einer „höheren Gewalt“ zu bedienen, oder allenfalls „technische Mängel“ vorzuschieben.

moe.

Was ist von solchen Meinungen zu halten?

Hallo Laika,

sie passen vermutlich recht gut in unsere Zeiten, in der Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben. Tatsächlich gibt es aber derzeit Dutzende von Arbeitern, die fieberhaft mit der Reparatur der Pipelines beschäftigt sind. Das wäre ja völlig unsinnig, wenn eine künstliche Verknappung quasi angeordnet wurde. Kurz gesagt, man kann einen Störfall nicht koordinieren, weil zuviele Menschen - von Managern über „kleine“ Arbeiter - daran beteiligt werden müssen. Zudem würden „Aufdeckjournalisten“ Unsummen für eine solche Story zahlen. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Steuerung scheitert m. E. an der Durchführbarkeit.

Die Wirtschaftlichkeitsrechnung zwischen Reparaturkosten und verbessertem Ölpreis macht auch keinen Sinn, da BP als Anlagenbetreiber einfach viel weniger absetzen kann. Dabei macht es wenig aus, wenn die geringere Produktion für einen höheren Preis abgesetzt werden kann. Momentan ist BP gekniffen und das hilft weder dem Betriebsergebnis noch dem Aktienwert.

Theoretischen Sinn macht es nur dann, wenn bei schwacher Nachfrage und geringen Preisen in einer oligopolen Marktform - wie bei den Ölproduzenten - reihum mal wieder etwas passiert, das die Produktions- bzw. Fördermenge reduziert. Dann leidet jedes dieser Unternehmen kurz, aber alle gewinnen langfristig. Weil Marktabsprachen für Oligopolisten so reizvoll sind, werden mögliche Verstöße international auch besonders beobachtet. Die Strafen sind sehr hart. Insofern finden Kontakte zwischen Wettbewerbern üblicherweise unter Beisitz eines Rechtsanwaltes statt.

Hollywood setzt in den letzten Jahren auch stark auf Verschwörungsthemen. Vermehrt werden dabei undurchsichtige Regierungs- und Geheimdienstmachenschaften durch jene internationaler Großkonzerne ersetzt. Vielleicht ermöglicht auch dies die schnelle Verbreitung von Theorien oder Meinungen wie jene, die du uns hier vorgestellt hast.

Gruß,
Klaus

Hallo,

… das wird jetzt immer wieder als Begründung für steigende
Ölpreise angesehen. Jetzt sagte mir jemand: „Ist doch ganz
logisch! Pipeline reparieren kostet Geld, Pipeline nicht
reparieren bringt Geld - durch höhere Preise. Warum also die
Pipeline nicht mal ein bisschen gammeln lassen und das
Reparieren ein wenig hinziehen!?“

Was ist von solchen Meinungen zu halten?

Nix

  1. ist die Transalaskapipeline ein technologisch höchst anspruchvolles bauwerk, insbesondere ist es sündhaft teuer in Bau und Unterhalt.
  2. wenn das darin befindliche Öl gefriert (was bei Stillstand in der Leitung im Bereich des Möglichen ist) dann wird das sehr sehr kompliziert, den Ölfluss innerhalb der Pipeline wieder in Gang zu setzen
  3. Kann man produktive Ölquellen nicht wie einen wasserhahn auf- und zudrehen, sondern muss die Lagerstätten ganz planmäßigund kontinuierlich ausbeuten, da ansonsten der Erdölspeicher beschädigt wird. und wo soll das Öl hin, wenn die Pipeline für längere Zeit ausser Betrieb ist???

Tatsächlich ist der Ölmarkt derzeit hochgradig nervös und sehr spekulativ.

Gruß
Mike

Hallo,

aus bisher ungeklärten Gründen wurde die betreffende Pipeline 14 Jahre lang nicht gewartet. Als dann die ersten paar Liter austraten, hat man sich die Sache genauer angesehen. Da in Alaska empfindliche Geldbußen bei Umweltverschmutzungen anfallen, wird man die Pipeline praktisch vollständig grundsanieren.

Soviel zu den nüchternen Tatsachen, die das Problem und die Dauer der Stillegung schlüssig erklären.

Daß man allerdings das Angebot zwecks Preissteigerung absichtlich verknappt, ist auch nichts neues sondern gehört zum gewöhnlichen Marktgeschehen in allen Bereichen dazu.

Welchen Anteil solche Überlegungen bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielten, werden wir hier nicht klären können.

Gruß,
Christian

Daß man allerdings das Angebot zwecks Preissteigerung
absichtlich verknappt, ist auch nichts neues sondern gehört
zum gewöhnlichen Marktgeschehen in allen Bereichen dazu.

Hallo Christian,

hier muss ich widersprechen. Die absichtliche Verknappung von Guetern zum Zwecke der Preisverteuerung erfordert eine Abstimmung unter den Produzenten. Das waere dann ein Preiskartell und die sind bekanntlich verboten. Die Kartellbehoerden arbeiten international - man glaubt es kaum - schnell und unbuerokratisch.

Gruss,
Klaus

Hallo Klaus,

hier muss ich widersprechen. Die absichtliche Verknappung von
Guetern zum Zwecke der Preisverteuerung erfordert eine
Abstimmung unter den Produzenten.

das gilt für den Fall, daß freie Kapazitäten am Markt vorhanden sind, so daß das ausfallende Angebot eines Produzenten durch die bestehenden Überkapazitäten der anderen Anbieter ersetzt werden kann.

Dies ist aber beim Ölmarkt nicht der Fall. Die OPEC produziert seit einiger Zeit an der oberen Grenze der Kapazitäten, was bspw. durch Saudi-Arabien letztes Jahr so bestätigt wurde. Wie SA zu der Aussage kommt, man werde die fehlenden 300.000-400.000 Barrel pro Tag bereitsstellen, ist mir unklar, aber dies nur nebenbei.

Eine ähnliche Vorgehensweise gab es vor einigen Jahren, als im Zuge der „Deregulierung“ im US-amerikanischen Energiemarkt Anbieter absichtlich und gezielt für Ausfälle bei Energieerzeugung und -transport sorgten, so daß es bspw. zu den bekannten Stromausfällen in Kalifornien kam.

In derartigen Fällen sind die Kartellbehörden machtlos, weil eben nicht Absprachen der verschiedenen Produzenten zur Verknappung führen, sondern die Entscheidungen der einzelnen Anbieter in einem durch fehlende Kapazitäten geprägten Markt.

Ob sich das im konkreten Fall so verhält, vermag ich nicht zu beurteilen.

Gruß,
Christian

Zwei Möglichkeiten fallen mir da ein.

  1. Die laufende Instandhaltung dieser Pipeline kostet Unsummen aufgrund der Gegebenheiten vor Ort. Das muß sich auf lange Sicht lohnen, und wenn ein Ende der Ausbeute sichtbar ist, wird ab einem bestimmten Zeitpunkt die Instandhaltung unrentabel, weil die erwarteten auslaufenden Erlöse die Investitionen nicht mehr rechtfertigen.

Da Mexiko, Nordsee, Kuwait und Saudiarabien abschlaffen, ist es ja auch bei Prudhoe Bay nicht ausgeschlossen, daß das Ende in Sicht ist. Warum dann noch viele Mrd. investieren, die sich nicht mehr lohnen? Kein Kaufmann macht sowas.

  1. Hier wäre Kalkül der Grund, aber das ist ja nicht von der Hand zu weisen Die Erkenntnis, daß es im großen und ganzen mit der Ergiebigkeit der Ölquellen abwärts geht, macht es doch sinnvoll, die eigenen Vorräte unter einem Vorwand erstmal zu schonen und stattdessen die Vorräte der anderen zu verbrauchen. Wenn diese nichts mehr haben, dann könnte man ja die eigenen Vorräte nutzen. (Sowas sichert nebenbei wohl auch noch die Weltherrschaft.)

Dabei fällt mir ein, daß die USA nach Katrina ja auch erstmal die Notvorräte von Deutschland und Japan angefordert haben. Selbst haben sie wohl nicht so großen Wert auf Vorsorge gelegt.

Das machen die Amis so
Hallo Laika,

von den Kraftwerken in den USA kenne ich, dass es dort - anders als hier - kein regelmäßiges geplantes Stilllegen zur kompletten Wartung gibt. Es wird laufen gelassen bis die Anlage Probleme macht. Und dann - mit entsprechendem Aufpreis - wird notfallmäßig saniert.

Ich gehe davon aus, dass diese Pipeline mittlerweile so faul ist, dass die Betreiber:

  • Angst haben, dass sie ausfällt und man gar kein Geld mehr verdienen kann

  • große Umweltschäden auftreten und viel Schadenersatz gezahlt werden muss, abgesehen vom Imageverlust

Und außerdem ist jetzt die Presse munter geworden.
Also muss man was tun. Plötzlich. Aus heiterem Himmel.

Vordenken statt nachdenken kennt man da nicht.

Gruß

Stefan

Ob sich das im konkreten Fall so verhält, vermag ich nicht zu
beurteilen.

Hallo Christian,

aufgrund der sehr richtigen Feststellungen aus den ersten beiden Absätzen deiner Antwort, kannst du dir die Antwort selber geben: Die Kapazitätsauslastung ist auf sehr hohem Niveau. Insofern wäre es unsinnig, durch einen künstlichen Störfall das Angebot weiter zu verknappen.

In den USA betrifft der Ausfall der Pipeline immerhin 6 - 8 % der Marktmenge (bzw. 0,5 % der weltweiten Menge). Welche Vorteile sollte das haben bzw. wie hoch müßte eine Preissteigerung ausfallen, um die Kosten für BP abzufedern?

Gruß,
Klaus

Ob sich das im konkreten Fall so verhält, vermag ich nicht zu
beurteilen.

Hallo Christian,

aufgrund der sehr richtigen Feststellungen aus den ersten
beiden Absätzen deiner Antwort, kannst du dir die Antwort
selber geben: Die Kapazitätsauslastung ist auf sehr hohem
Niveau. Insofern wäre es unsinnig, durch einen künstlichen
Störfall das Angebot weiter zu verknappen.

In den USA betrifft der Ausfall der Pipeline immerhin 6 - 8 %
der Marktmenge (bzw. 0,5 % der weltweiten Menge). Welche
Vorteile sollte das haben bzw. wie hoch müßte eine
Preissteigerung ausfallen, um die Kosten für BP abzufedern?

Die Preissteigerung müsste die Abschreibungskosten übersteigen. Außerdem die in der Verknappungszeit nicht gedeckten Fixkosten. Das ist ein realistisches Szenario. So manches Energieinstitut hat das schon mal ausgerechnet. Hinzukommt (in diesem Fall abzüglich) der mit fortlaufendem Stand der Technik sich erweiternde Ausbeutungsgrad der Lagerstätte und die somit „mehr werdenden“ Reserven in der Lagerstätte. Ist eine Lagerstätte erst mal nach dem Stand der Technik „leer“, muss sie versiegelt werden und alles was man mit zukünftigem Stand der Technik noch hätte rausholen können ist mit ziemlicher Sicherheit verloren.

moe.

Hallo Klaus,

aufgrund der sehr richtigen Feststellungen aus den ersten
beiden Absätzen deiner Antwort, kannst du dir die Antwort
selber geben: Die Kapazitätsauslastung ist auf sehr hohem
Niveau. Insofern wäre es unsinnig, durch einen künstlichen
Störfall das Angebot weiter zu verknappen.
In den USA betrifft der Ausfall der Pipeline immerhin 6 - 8 %
der Marktmenge (bzw. 0,5 % der weltweiten Menge). Welche
Vorteile sollte das haben bzw. wie hoch müßte eine
Preissteigerung ausfallen, um die Kosten für BP abzufedern?

der Umsatz ist nicht verloren sondern verschoben - schlimmstenfalls in einen Zeitraum, in dem die Preise nur auf heutigem Niveau liegen. Bis zum Nachholen dieses Umsatzes verkauft man sein anderweitig produziertes Öl zu einem höheren Preis als bisher.

Einen Nachteil für den Produzenten kann ich da nicht erkennen.

Hinzu kommt, daß man bei derartigen Reparaturarbeiten hervorragende Möglichkeiten hat, zukünftige operative Aufwendungen als a.o.-Aufwendungen zu klassifizieren und so elegant als (steuermindernde) Rückstellungsbuchung in das laufende Geschäftsjahr vorzuziehen.

Gruß,
Christian

Einen Nachteil für den Produzenten kann ich da nicht erkennen.

Nachteile für den Produzenten:

  1. Aktienkurs
    http://www.welt.de/data/2006/08/08/989761.html
    „Derweil gab der Aktienkurs von BP an der Londoner Börse zeitweilig um mehr als zwei Prozent nach. Die Ölkonzerne verzeichnen angesichts der hohen Energiepreise Rekordgewinne. Der Aktienkurs von BP konnte davon aber nicht profitieren. Er lag in London mit 620 Pence mehr als 100 Pence unter dem Jahreshoch von Ende Mai.“

  2. Imageverlust
    http://www.welt.de/data/2006/08/09/991831.html
    „Verrostete Anlagen, unsicheres Gerät - die Mängelliste ist lang. Der Ölkonzern sei in Sachen Umweltschutz ein Schmuddelkind, sagen Umweltverbände.“

  3. Reparaturkosten
    Werden derzeit noch untersucht. Da aber vermutlich fast 80 % der Wandstärke der Pipeline von Korrosion betroffen ist, werden die Reparaturkosten beträchtlich sein.

  4. Umsatzausfälle
    So ruhig weden die BP-Manager nicht da sitzen und sich sagen, „Was wir heute nicht verkaufen, das verkaufen wir dann eben morgen.“ Die Ausfälle müssen möglichst gut egalisiert werden, was zB die Logistikkosten empfindlich erhöht. Verlorene Tagesumsätze lassen sich nicht einfach auf einen anderen Zeitraum transferieren. Bedarf an petrochemischen Produkten und das Angebot an demselben müssen gut aufeinander abgestimmt sein.
    http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/wirtschaft/a…
    „Mittlerweile versucht BP, die Ausfälle über die Förderung in anderen Regionen wettzumachen. Ein Gewährsmann bei einer der größten Tanker-Reedereien berichtete, BP versuche fieberhaft, Schiffe für den Transport des Öls zu chartern.“

Hinzu kommt, daß man bei derartigen Reparaturarbeiten
hervorragende Möglichkeiten hat, zukünftige operative
Aufwendungen als a.o.-Aufwendungen zu klassifizieren und so
elegant als (steuermindernde) Rückstellungsbuchung in das
laufende Geschäftsjahr vorzuziehen.

Mit fiesen Steuer-, Buchhalter- und Bänkertricks will ich nichts zu tun haben. Aufwendungen sind Aufwendungen sind Aufwendungen und mindern das Ergebnis, dessen Maximierung Pflicht des Managements ist.

Gruß,
Klaus

Guten mittag,

  1. Aktienkurs
    http://www.welt.de/data/2006/08/08/989761.html
    „Derweil gab der Aktienkurs von BP an der Londoner Börse
    zeitweilig um mehr als zwei Prozent nach. Die Ölkonzerne
    verzeichnen angesichts der hohen Energiepreise Rekordgewinne.
    Der Aktienkurs von BP konnte davon aber nicht profitieren. Er
    lag in London mit 620 Pence mehr als 100 Pence unter dem
    Jahreshoch von Ende Mai.“

das ist einerseits eine kurzfristige Reaktion der Börse, bei der man nicht immer Rationalität als Triebfeder unterstellen kann. Anderseits ist die Betrachtung eines einzelnen Tages sinnlos. Schon am 9. August war der Kurs wieder bei 620 Pence, der Jahrestiefstkurs wurde Mitte Juni bei rd. 590 Pence festgestellt. Die Aussagekraft des Artikels ist also eher gering, zumal ein kurzfristig niedrigerer Aktienkurs niemanden [im Sinne von BP] interessiert.

  1. Imageverlust
    http://www.welt.de/data/2006/08/09/991831.html
    „Verrostete Anlagen, unsicheres Gerät - die Mängelliste ist
    lang. Der Ölkonzern sei in Sachen Umweltschutz ein
    Schmuddelkind, sagen Umweltverbände.“

Als ölverarbeitendes Unternehmen kann man sein Image kaum verschlechtern, zumal die Umweltverbände sowieso behaupten können, was sie wollen. Ich erinnere da nur an die reißerische Berichterstattung um die angeblich verseuchte Landschaft in Kenia oder die Lachnummer mit der Brentspar.

  1. Reparaturkosten
    Werden derzeit noch untersucht. Da aber vermutlich fast 80 %
    der Wandstärke der Pipeline von Korrosion betroffen ist,
    werden die Reparaturkosten beträchtlich sein.

Wenn man 14 Jahre lang die Wartung unterläßt, dann wird man auch so einige Krötos gespart haben. Das da was repariert werden muß, bestreite ich gar nicht. Die Frage ist halt nur, ob man dafür die Produktion für ein halbes Jahr stillegen muß.

  1. Umsatzausfälle
    So ruhig weden die BP-Manager nicht da sitzen und sich sagen,
    „Was wir heute nicht verkaufen, das verkaufen wir dann eben
    morgen.“ Die Ausfälle müssen möglichst gut egalisiert werden,
    was zB die Logistikkosten empfindlich erhöht. Verlorene
    Tagesumsätze lassen sich nicht einfach auf einen anderen
    Zeitraum transferieren. Bedarf an petrochemischen Produkten
    und das Angebot an demselben müssen gut aufeinander abgestimmt
    sein.

Wer sagt denn, daß aufgrund der Schließung irgendwelche Störungen auftreten werden? Es gibt Zwischenlager als Puffer, es gibt die Möglichkeit, in Europa nachzukaufen usw. Welche Schäden bei BP tatsächlich auftreten, ließe sich nur beurteilen, wenn man die einzelnen Verträge mit den Kunden kennt.

„Mittlerweile versucht BP, die Ausfälle über die Förderung
in anderen Regionen wettzumachen. Ein Gewährsmann bei einer
der größten Tanker-Reedereien berichtete, BP versuche
fieberhaft, Schiffe für den Transport des Öls zu
chartern.“

Das habe ich vorgestern auch schon gelesen. Inwiefern das stimmt, welcher Teil der Produktion überhaupt verschifft werden kann und wie schnell das losgehen kann, kann ich nicht beurteilen.

Hinzu kommt, daß man bei derartigen Reparaturarbeiten
hervorragende Möglichkeiten hat, zukünftige operative
Aufwendungen als a.o.-Aufwendungen zu klassifizieren und so
elegant als (steuermindernde) Rückstellungsbuchung in das
laufende Geschäftsjahr vorzuziehen.

Mit fiesen Steuer-, Buchhalter- und Bänkertricks will ich
nichts zu tun haben. Aufwendungen sind Aufwendungen sind
Aufwendungen und mindern das Ergebnis, dessen Maximierung
Pflicht des Managements ist.

Stell Dir vor, Du könntest Personalaufwendungen für einen Ingenieur, den Du sowieso im Jahre 2007 und 2008 bezahlen mußt, in das Jahr 2006 buchen. Stell Dir vor, Du machst das mit 50 Ingenieuren, 1000 Arbeitern und weiten Teilen des rollenden Materials. Da leuchten die Augen des Buchhalters. Das ergibt nämlich wunderbare Steuerstundungseffekte und eine wundersame Gewinnmehrung in den Folgejahren. Auf diesem Wege wurden schon einige - weltweit bekannte - Unternehmen saniert, denn so kann die Geschäftsleitung nach einem - begründbar - schlechte(re)n Jahr in den Folgejahren sofort schöne Gewinne vor- und so seine Kompetenz in Sanierungsfragen beweisen.

Gruß,
Christian

Hi

Gestern schrieb ein von mir sehr geschätzter Kolumnist in einem Finanz-Newsletter folgendes dazu:

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Ziemlich mies
von Michael Vaupel, Trader’s Daily, 16.08.2006

Als der Ölpreis vor einigen Tagen auf Rekordhoch stand, da wurde weithin als ein Grund der teilweise Ausfall des Öls aus Alaska genannt. Denn dort sollte die Öl-Pipeline von BP korrodiert sein.

War sie das? Na klar. Aber schon seit einigen Monaten, wenn nicht sogar Jahren.

Mein amerikanischer Kollege Greg Palace hat mich auf einige interessante Fakten hingewiesen. Demzufolge ist diese Pipeline lange korrodiert, BP hat bis jetzt aber die Hinweise ignoriert. Bereits im März hatte ein Regierungsinspektor einen Report über die korrodierte Pipeline abgeliefert, nachdem am 2. März aus einem Leck Erdöl in den schönen Boden Alaskas gelaufen war.

BP reagierte nicht. Erst jetzt im August, als es in Libanon/Israel krachte und im wichtigen Erdölförderland Nigeria wieder mal Öltechniker entführt werden – da entschloss sich BP dazu, die Alaska-Pipeline zu schließen.

Wo transportiert diese Pipeline eigentlich Öl hin? Nach Kalifornien. Und da besteht gerade eine kleine Energiekrise, Sie erinnern sich, dass das Stromnetz wg. Überlastung zusammengebrochen ist. Außerdem ist dort gerade der Höhepunkt der Reisesaison.

Tja, und da freut sich der größte Benzin-Großhändler in Kalifornien, Arco Petroleum.

Wird Sie sicher nicht wundern, wenn ich Ihnen jetzt sage, dass diese Arco Petroleum eine 100%ige Tochter von BP ist.

Halten wir mal fest: BP hätte das Problem mit der Alaska-Pipeline locker im Frühling lösen können. Aber BP wartete ab, bis die Versorgungssituation kritischer wurde…und verkündete dann, die Alaska-Pipeline müsse nun dringend die Arbeit einstellen. Was für Heuchler!

Und an den Märkten hat diese Aussage von BP dazu geführt, dass der Ölpreis – z.B. gemessen am Brent-Future, siehe obiger Chart – um geschätzte 2 Dollar gestiegen ist. Schön für BP, aber ein ziemlich mieses Verhalten. Auch gegenüber der Umwelt in Alaska. (Dabei ist BP kein armer Schlucker, im ersten Halbjahr ´06 lag der Gewinn bei 12,89 Milliarden Dollar.) Und BP kommt damit durch, denn in den Finanznachrichten wird die Version von BP verbreitet. Für mich wieder mal eine Anregung dafür, nicht alles unkritisch zu glauben, was über die Nachrichtenagenturen kommt.

(Quelle: http://www.investor-verlag.de/newsletter/td)