PISA: Vergleichbarkeit

Hallo,

das Ergebnis der PISA-Studie ist jetzt schon eine Weile her, aber trotzdem noch eine Frage dazu: Es heißt, es wurden 15 jährige Schüler getestet. Da in vielen Ländern die Einschulung schon mit 5 Jahren erfolgt, in Deutschland erst mit 6, zum großen Teil erst mit 7, haben die deutschen Schüler ein bis zwei Jahre weniger Schulunterricht gehabt als andere. Somit wäre das niedrige Niveau eher auf die zu späte Einschulung zurückzuführen. Mache ich hier einen Denkfehler?

Grüße Ingo Krüger

Frag mal direkt Oliver Walter (owt)
.

.Wer ist Oliver Walter und wie erreiche ich ihn?

Hallo,

.Wer ist Oliver Walter und wie erreiche ich ihn?

am einfachsten über das Psychologiebrett.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Ingo,

in internationalen Schulleistungsstudien wie PISA ist es immer schwierig, die Grundgesamtheit der Schülerinnen und Schüler zu definieren, die untersucht werden soll. Eine beste Lösung gibt es nicht. Das internationale PISA-Konsortium hat sich für die Grundgesamtheit derjenigen entschieden, die im Testzeitraum zwischen 15 Jahre/3 Monate und 16 Jahre/2 Monate alt waren. Der Hauptgrund besteht darin, daß zu diesem Zeitpunkt in den teilnehmenden Staaten fast alle Personen dieser Altersstufe noch die Schule besuchen. Im Berichtsband „PISA 2000 - Basiskompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich“ wird im 1. Kapitel in Abschnitt 4 (Technische Grundlagen) dazu ausgeführt:

„… erlaubt PISA mit dieser Definition der Zielpopulation Aussagen über die Kompetenz einer eindeutig bestimmten Altersgruppe, die aber von Land zu Land ganz unterschiedliche Bildungserfahrungen innerhalb und außerhalb der Schule gemacht haben kann. Abhängig vom Einschulungsalter und den Versetzungsregularien in den einzelnen an PISA teilnehmenden Ländern könenn sich die Jugendlichen über unterschiedliche Jahrgangsstufen, ja sogar Schulstufen verteilen. Der Vorzug dieses Ansatzes liegt in der zuverlässigen Erfassung des kumulativen Bildungsertrages innerhaln einer definiertene Lebensspanne. Als Kosten muss man in Kauf nehmen, dass die Möglichkeiten, gefundene Unterschiede auf institutionelle Bedingungen zurückzuführen, eingeschränkt sind. Erhebliche Probleme der Vergleichbarkeit ergeben sich insbesondere dann, wenn die Zielpopulation, die durch die altersgleiche Schulbevölkerung definiert ist, nicht weitgehend mit der Alterskohorte insgesamt zusammenfällt“ (Deutsches PISA-Konsortium, PISA 2000 - Basiskompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich, S. 35).

Wie die Zahlen in diesem Bereich international sind, kann ich jetzt nicht sagen. Mir liegen zu Hause nur die deutschen Daten vor. Den internationalen Technischen Bericht habe ich an meinem Arbeitsplatz. Wenn jemand interessiert ist, kann ich gern einmal nachschauen.

Ich möchte in diesem Zusammenhang zusätzlich sagen: Was verständlicherweise in der Öffentlichkeit weitgehend unterschätzt wird, ist der statistische Verarbeitungsaufwand der PISA-Daten. Diese Daten werden zahlreichen Verarbeitungsschritten unterzogen, um korrekte Schätzungen der Leistungskennwerte der untersuchten/berichteten Gruppen zu erhalten. Dies geschieht u.a. mit komplizierten mathematischen Modellen, die nicht nur die Daten der PISA- Leistungstests berücksichtigen, sondern u.a. auch miterhobene demographische Informationen über die Schüler. Damit wird gewährleistet, daß die berichteten Leistungskennwerte von Gruppen an ihrem „richtigen Platz“ auf der Fähigkeitskala sind. Der Aufwand zur Gewährleistung der Qualität der Ergebnisse ist enorm hoch. Trotzdem muß man zugeben, daß es keinen in allen Details optimalen Weg gibt.

Grüße,

Oliver Walter