Hi Roberto
also, Platons Staat zeichnet sich in erste Linie dadurch aus,
daß an seiner Spitze Männer (Frauen)des Geistes stehen. Die
eben nicht durch einen fragwürdigen Wahlvorgang dies
erreichten, sondern sie wurden ihr Leben lang darauf
vorbereitet.
Ja, aber WER bereitet sie darauf vor. Doch diejenigen, die bereits am Ruder sind. Das führt dann zu einer Art intellektuellen Inzucht. Dieser Effekt ist gar nicht mal so selten: nennt sich „der Chef hat immer recht“.
Die Chance dazu steht jedem Bürger offen. Das
Auswahlverfahren ist also einzig und allein die Fähigkeit und
der Intellekt.
Jedem Bürger wird nur in Rahmen seiner
Möglichkeiten ein Entscheidungsrecht eingeräumt.
Ja, und wer legt diese Möglichkeiten fest. Natürlich die Herrschenden. Und was mache ich mit dem, der mit seiner Einordnung nicht einverstanden ist?
Was passiert mit den Leuten, die „uneinsichtig“ der Regierenden wiedersprechen, obwohl sie „mindere“ Bildung haben?
Das führt
dazu, das ich nicht über Dinge entscheiden darf von denen ich
keine Ahnung habe.
Das bedeutet, die da oben entscheiden und die da unten müssen es fressen. Es besteht somit keinerlei Notwendigkeit, seine Entscheidungen gegenüber dem Volk, Steurezahlern, Bürgern zu rechtfertigen. Öffnet der Korruption und Willkür Tür und Tor.
Es ist durchaus möglich, wenn auch mühsam, dem Bürger auch komplexe Sachverhalte zu erläutern (Siehe Steuerreform)
Das Problem dieses Staates ist nat. der Mensch ansich. Von den
„Führern“ wird nämlich abverlangt, daß sie sich völlig
uneigennützig verhalten, leider neigen nur wenige Menschen
dazu.
„Wenige“ ist imho noch sehr optimistisch ausgedrückt.
Da der Mensch immer wieder zum Eigennutz handelt, sich selbst
überschätzt und den Glanz der Macht mehr begehrt als die
Verantwortung, mag hierin der Grund liegen, weshalb dieser
Staat nie in der Praxis existierte.
Nun ja, es gibt doch gewisse Ideologien, die von sich behaupten, dass sie die einzigundalleingültige Wahrheit gefunden hätten.
Das Eigennutzdenken („Was hab ich davon?“)ist leider ein typ.
Zeichen unserer heutigen Zeit geworden.
Nicht nur unserer heutigen, das war schon immer eine Hauptriebfeder menschlichen Handelns.
Ein zweiter Knachpunkt ist, daß in Platon’s Staat nicht der
wechselseitige Einfluss von Macht und Ökonomie berücksichtigt
wurde.
Und der dritte Knackpunkt ist das völlige Fehlen von Kontrollinstanzen. Wenn einer mal oben ist, und seine „Jünger“ durch entsprechende Auswahlprüfungen in die entscheidenden Funktionen gehievt hat, kann er doch machen was er will.
Aber die Grundidee der intell. Auslese halte ich für weit
vorteilhafter als unser heutiges Verfahren.
Ja und wie soll das gehen? Jeder Politiker einen Uniabschluss? (Du weisst selber, wieviele weltfremde Deppen an den Unis rumlaufen).
Das Hauptproblem bei Platons „Staat“ ist m.E., dass er von einer unmöglichen Voraussetzung ausgeht: Bildung macht bessere Menschen. Ist natürlich Käse. Daneben braucht er für die „Staatsspitze“ einen Menschen, der hochgebildet, integer und sich seiner Sache völlig sicher ist. Dumm ist nur, dass man sich seiner Sache niemals sicher sein kann. (Scherzfrage, Wieviele „letzte Wahrheiten“ hast Du bei deiner Tätigkeit schon beerdigen müssen? Bei mir waren es schon mindestens 3).
Ein derartiger, hirarchisch gegliederter Staat muss zwangsläufig scheitern, sobald (nicht wenn) eine ungeeignete Pwerson die Macht übernimmt. In einer Demokratie kann ein solcher Typ wenigstens wieder aus dem Amt entfernt werden.
Gruss aus Augsburg
Mike